Bloggen gegen die Mainstream-Lügen - vergeblich ?

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

In meinem Blog haben viele Tausende Menschen seit Beginn des Libyenkrieges Texte zu diesem Thema gelesen. Mein Blog gehört zu den kleineren, andere haben viele höhere Zugriffszahlen. Und es gibt viele Blogs und Portale, die sich kritisch mit diesem Krieg auseinandersetzen. Ich kann die Gesamtzahl der Menschen, die uns, lesen, nicht annähernd einschätzen. Aber jedenfalls erreichen wir hunderttausende Menschen. Ich nehme an, dass diese in den "alternativen" Internet-Medien lesen, weil sie in den Mainstrema-Medien keine zureichende Informationsquelle sehen, zumindest Texte aus einem anderen "Blickwinkel" lesen wollen, um sich selbst eine Meinung zu bilden. Ich nehme auch an, das ein grosser Teil der Leserinnen und Leser mehr oder weniger mit einer oppositionellen Haltung zu diesem Krieg sympathisieren.

 

Das ist die eine Seite. Eine andere ist: Wenn jemand zu einer Kundgebung gegen diesen Krieg aufruft - kommen nur ganz wenige. Vermutlich ist die Zahl der Bloggerinnen und Blogger, die gegen diesen Krieg anschreiben, z. B. in Berlin grösser  als die Zahl derjenigen, die zu solchen Kungebungen kommen.

 

Schreiben und Lesen von Antikriegs-Texten und die Bereitschaft, daraus irgendeine Konsequenz zu ziehen, z. B. auch nur ein paar Stunden seiner Zeit für die Teilnahme an einer Kungebung zu "opfern", fallen auf eine Weise auseinander, die zumindest auf den ersten Blick erstaunlich und entäuschend ist. 

 

Woran liegt das ? Was bedeutet das ? Schreiben wir uns umsonst die Finger wund ? Ist das veränderbar ? Wenn ja - wie ?

 

Ich habe dazu keine fertigen Antworten. Ich vermute, Ihr auch nicht.  Wir sollten das diskutieren, zumal das "Phänomen" ja auch bei anderen "Themen" zu beobachten ist.

Veröffentlicht in Kultur und Gesellschaft

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post
T
<br /> <br /> Sepp, Dein zweiter Punkt:<br /> <br /> <br /> Du schreibst:<br /> <br /> <br /> "In einer Klassengesellschaft relativiert sich das "Ich - Du" zwangsläufig daran, dass das eigene Leben und das des "Gegenüber" sich, ob euinem das gefällt oder nicht, einordnet in die<br /> gesellshaftlichen Eigentums- und Machtverhältnisse , also klassenmässig."<br /> <br /> <br /> Ich will hier nicht lange auf unserem Gegensatz 'rumreiten, weil er nicht zwingend eine aktuell praktische Rolle spielen muß. Nur - vielleicht - zur Verdeutlichung:<br /> <br /> <br /> Da ordnet nicht "sich" ein Leben ein, sondern es wird unterworfen und streckt sich nach der Decke. Und diese Decke - siehe mein vorangegangenes Posting - besteht in herrschaftlich eingerichteten<br /> und betreuten corporativen Interessen, die über der Betreuung zu politischen Interessen werden - am Erhalt, der Ausgestaltung und eben Betreuung des Kapitalverhältnisses. Zu diesen corporativen<br /> Interessen zählt - an übergeordneter Stelle - das sog. "Klasseninteresse". Eines das vor allem dadurch "relativiert" wird, daß es ein Interesse am MITMACHEN in der KONKURRENZ, an<br /> Konkurrenzfähigkeit ist. Ein "Klasseninteresse" in dem revolutionären Sinn, den ihm Frühsozialisten, zu denen der junge Marx zählte, zuzuschreiben trachteten, setzt bei den<br /> Individuen der Klasse daher ... seine Aufhebung voraus! Sie müssten dazu das Konkurrenzinteresse nicht bloß corporativ suspendieren, um dessen substanzielle<br /> Schädigung zu bekämpfen, sondern aufgeben.<br /> <br /> <br /> Marx hatte daher im "Kapital", dessen Kritik des Kapitalverhältnisses implizit eine Kritik der Arbeiterklasse ist, diesen frühsozialistischen Standpunkt überwunden - doch ging er damit aus<br /> politischen und vielleicht auch "menschlichen"Gründen nicht hausieren. Die "Kritik des Gothaer Programms", der berühmte Spruch von der "Partei Marx" und manche nicht für die Öffentlichkeit<br /> bestimmte Bemerkung legen Zeugnis davon.<br /> <br /> <br /> Aus der Kritik der Arbeiterklasse folgt ja auch kein politischer Aufruf an sie bzw. an Leut, die sich als Kommunisten verstehen, die notwendigen und erzwungenen politischen und seinerzeit auch<br /> paramilitärischen Kämpfe zu lassen, ganz im Gegenteil. Aber die Schranken des corporativen Interesses kommen just in dem Spruch zum Tragen, den kucaf zitierte: "Alle Räder stehen still, wenn ..."<br /> usw.<br /> Okay, und dann?!<br /> Ja, dann geht die Scheiße von vorn wieder los, und zwar leider auch dann, wenn die Sprecher den politischen Standpunkt des Spruches, den Appell an eine handelnde Staatsgewalt, ihre Interessen<br /> gefälligst zu berücksichtigen, überwinden.<br /> Denn dann steht da immer noch die schreckliche Inthronisation abstrakter Arbeit zu Buche, die in dem Spruch steckt (ist in der "Anbetung der Macht", von der ich sprach, eingeschlossen). Auch nach<br /> der Gebrauchswertseite, also als "gesellschaftlicher Reproduktionsprozess" genommen, bleibt klein v klein v: Vernutzung von Arbeits- = Lebenskraft, Maloche, Verwandlung von<br /> Lebenszeit in Arbeitszeit. (Wie gebrauchswertseitig an der Ware zu sehen, wenn man hinguckt - auch, wenngleich etwas "idiosynkratisch", an der "sozialistischen Ware".)<br /> <br /> <br /> Nein, emphatisch gesagt steht ein "Wir" und "Uns", auch wenn es nicht hegemonial gemeint ist, und diesen hegemoniale Absicht griff ich gegenüber kucef an, einem "Ich UND Du" polemisch gegenüber<br /> und im Wege. "Kommunismus", das wird ein "Bund aus Bünden" sein, oder keiner sein.<br /> <br /> <br /> Und so will ich auch unsere Differenz verstehen. Ich jedenfalls will und brauche kein "Wir" mit Dir - aber einen Bund, den schlösse ich jederzeit!<br /> <br /> <br /> <br />
Antworten
T
<br /> <br /> Hallo Sepp,<br /> <br /> <br /> Zu meiner Rede von "Weltinnenpolitik" schreibst Du:<br /> <br /> <br /> "Bloss ist die Absicht nicht mit der Realität gleichzusetzen. In dem Sinn ist der Befund nicht richtig, weil der US-Anspruch die wirklichen Machtverhältnisse auf dem Planeten ungefähr so erfasst,<br /> wie ein Grössenwahnsinniger seine eigene Bedeutung."<br /> <br /> <br /> Dein Verweis auf "realen Machtverhältnisse" läßt mich vermuten, Du verstehst unter "Weltinnenpolitik" etwas anderes, als ich - ein Mißverständnis, das ich mit meiner knappen Darlegung natürlich<br /> verschuldete.<br /> Mein Argument lautete: Der Weltmarkt ist ökonomisch durchgesetzt, aber nicht militärisch. Dein Einwand, die US-Armee könne nicht nach Belieben überall rummachen, ist deshalb<br /> keiner. Umgekehrt: Welche nationalen Souveräne setzen ihre Macht, einschließlich der militärischen, unter den gegebenen Weltwährungs-finanzmarkt-Bedingungen denn NICHT im Dienste der<br /> Kapitalisierung ihrer, aber ebenso benachbarter Reichtumsquellen bis hinüber zur anderen Seite des Globus, und also für die Vervollkommnung dieses Weltmarktes ein?<br /> <br /> <br /> Auch dafür sind die letztlichen russischen und chinesischen Wendungen im "Fall" Libyen ein Lehrstück.<br /> <br /> <br /> Um einen Einwand vorwegzunehmen: Ja, in der SCO und dem BRICS - Verbund versuchen die Beteiligten, die USA ökonomisch zu umgehen, aber um erst einmal Voraussetzungen und Mittel dafür zu schaffen,<br /> daß das gehen könnte, sind China wie Russland wie Indien wie Brasilien "genötigt" - weil und solange sie kapitalistische Staaten sind, und China ist einer, trotz des Sonderweges, den China in der<br /> "ursprünglichen Akkumulation" nimmt - die Kapitalisierung im Rahmen des einzig noch von ihnen selbst überhaupt aufrechterhaltenen Dollar-Systems voran zu treiben und zu nutzen und damit was zu<br /> unterhalten? Richtig: Das Gewaltgeschäft des angemaßten Souveräns des Weltmarktes, also desjenigen, der, mit der ultimaten Waffenüberlegenheit im Rücken, ihnen die Bedingungen ihrer<br /> "Emanzipation" zu diktieren trachtet. Das ist das substanziell Neue: Die zur ökonomischen Herrschaft unverzichtbare militärische (politische) Herrschaft ist nur noch SEKUNDÄR<br /> faux frais einer nationalen Kapitalisierung, und damit Gegenstand von Kalkulationen, deren Grundlagen im "friedlichen Handel" geschaffen werden und im Kriegsfalle zugleich außer Kraft - und<br /> umgesetzt werden, sondern die Gewaltausübung ist Geschäft und Lebensgrundlage der militärischen Hegemonialmacht. Beide Momente, die<br /> Notwendigkeit globaler Gewaltausübung auf einem Weltmarkt einerseits, und die militärische Unangreifbarkeit des Hegemons andererseits, ergeben zusammen, daß die USA der<br /> Souverän des Weltmarktes, und damit die einzig verbliebene sozusagen "echte" Nation sind.<br /> <br /> <br /> "Souveränität" ist und war doch nie mit "umumschränkter" oder auch nur "unwidersprechlicher" Herrschaft zu verwechseln. Das ist IMMER ein Ideal, nämlich das Ideal der (Handlungs-) Freiheit der<br /> Nation und daher in Deinem Sinne ein (bellizistischer) "Größenwahn". Jeder Souverän erschafft doch die Gründe und Zwecke, die ihn zum Eingreifen "nötigen" - elementar in der<br /> Herstellung und Absicherung des Kapitalverhältnisses selbst! Das Ideal der Souveränität ist somit identisch mit ihrer (materiellen!) Notwendigkeit! Das ist doch<br /> die Anmaßung der Lüge vom "Sachzwang" - und damit zugleich dessen "Wahrheit"!<br /> <br /> <br /> Wie im Falle eines nationalen Souveräns im alten Sinne ist die Macht der USA "unwidersprechlich" nur im Maße ihrer militärischen Unangreifbarkeit, nicht nach dem ideellen Maßstab<br /> schrankenloser Handlungsfreiheit.<br /> <br /> <br /> Aber indem der Hegemon die Herrschaft "als" ein (in der Form eines) nationales Geschäft betreibt und längst alternativlos betreiben muß, IST der Weltmarkt der PERMANENTE<br /> KRIEGSFALL! In diesem Sinne ist er militarisiert, aber diese Militarisierung ist abermals ein Ideal und daher ein Prozess (hier hätte Kucaf merken können, daß ich Engels ontische<br /> Phrasen "aufhebe", indem ich ihr Konstrukt EINlöse!) dessen Asymptote das globale Gewaltmonopol ist, obwohl die USA es unter keinen erhältlichen Umständen je allein ausüben<br /> könnten.<br /> <br /> <br /> (Anm: Wie überhaupt "Souveränität", "Macht" und "Herrschaft" im allgemeinen Sinne die Eigenschaft haben, daß ihr selbstreferentieller Endzweck das Zusammenschnurren in einen dimensionslosen PUNKT<br /> ist, dem jede praktische Gewaltausübung äußerlich wird, nämlich gleichsam das Werk von Satelliten, die das ideelle Machtzentrum umkreisen. <br /> <br /> <br /> Was Du "Größenwahn" nennst, ist nach alledem der praktische Kern der Sache, und alle relevanten Mächte, BESONDERS auch China und Russland, handeln danach, weil ihr nationales Interesse unter<br /> diesen Bedingungen nur darin bestehen kann, Bedingungen herzustellen, unter denen sie als abhängige Regionalmächte Sonderbedingungen lizensierter Herrschaft heraus schlagen können. Genau in<br /> diesem Zweck liegt der Berührungspunkt der persönlichen Interessen der Mitglieder der politischen Klassen mit dem abstrakten "nationalen Interesse", das es deshalb nur noch SO gibt, daß es das<br /> "recht eigentlich" NICHT MEHR gibt.<br /> <br /> <br /> Außer, wenn z.b. ein verstockter "Verrückter" einer Ölquelle mit Volk "vorsteht" und sich querstellt.<br /> <br /> <br /> <br />
Antworten
S
<br /> <br /> Ich bin erst jetzt dazu gekommen, die Kontroverse Tom/kucaf zu lesen und habe im Moment auch nichtdiue Zeit, darauf ausführlich einzugehen.<br /> <br /> <br /> Zu Deiner Überlegung, Thomas, wer hier ausser mir noch mitliest: Mit Stand von gestern, 3.9., ist der Beitrag genau 299 x angeklickt worden. Erfahrungsgemäss wird sich das im Lauf der Zeit in<br /> etwa verdoppeln. Nicht der ganz grosse Renner also, aber doch ein gewisses Interesse.<br /> <br /> <br /> Tom: Bloss zwei Punkte, die mir in Deinen Ausführungen zentral zu sein scheinen:<br /> <br /> <br /> 1. Seit 9/11 "Weltinnenpolitik". - Meine Meinung: Was die Anlage der USamerikanischen Aussenpolitik angeht, jedenfalls ihre propagandistische Begleitmusik, ganz richtig. Bloss ist die Absicht<br /> nicht mit der Realität gleichzusetzen. In dem Sinn ist der Befund nicht richtig, weil der US-Anspruch die wirklichen Machtverhältnisse auf dem Planeten ungefähr so erfasst, wie ein<br /> Grössenwahnsinniger seine eigene Bedeutung. Wahnsinnig ist dieser Anspruch tatsächlich. Das ist ein Weltkriegsprogramm.<br /> <br /> <br /> 2. "Wir, "Uns" - "Ich - Du": Nein. In einer Klassengesellschaft relativiert sich das "Ich - Du" zwangsläufig daran, dass das eigene Leben und das des "Gegenüber" sich, ob euinem das gefällt oder<br /> nicht, einordnet in die gesellshaftlichen Eigentums- und Machtverhältnisse , also klassenmässig.<br /> <br /> <br /> <br />
Antworten
K
<br /> <br /> Nun TomGard, hier wurde keiner geschlagen, darum kann es auch nicht gehen und darum geht es auch nicht. Wobei dieses der Aussage auch nur oberflächlich entnommen werden kann, da das „Jungchen“<br /> negierend wirkt. Ohne zu wissen wird vermutet und damit zum Ausdruck gebracht, „Jungchen“ = du hast keine Ahnung, komme dahin wo ich schon bin! Das ersetzt zwar keine Argumente, kann aber<br /> durchaus hilfreich sein, die eigene Situation zu rechtfertigen, sich selbst Trost zuzusprechen.<br /> <br /> <br /> Sonntäglichen Gruß vom Jungchen!  <br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> P.S.<br /> <br /> <br /> Sepp hat aus einen Beitrag von Kurt Tucholsky veröffentlicht, auf der Suche nach den gesamten Text bin ich auf folgendes<br /> Zitat des Schriftstellers gestoßen, welches sehr gut zu diesem Thema hier passt:<br /> <br /> <br />          "Nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich in offenem<br /> Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und zu sagen: Nein!"<br /> <br /> <br /> <br />
Antworten
K
<br /> <br /> Infragestellen heißt zweifeln!<br /> <br /> <br /> Infragestellen fordert den Beweiß!<br /> <br /> <br /> Nicht bedingungslose Anerkenntnis einer Aussage, eines Zustandes, eines Wertes, Inhaltes, etc.<br /> <br /> <br /> Infragestellen bedeutet nachdenken über den Gegenstand der Betrachtung, über die Richtigkeit und Unrichtigkeit einer Aussage, über den Sinn von Werten und ihren Bezug zum gesellschaftlichen Sein!<br /> Infragestellen bedeutet die Frage nach Sinn und historischen Bestand zu stellen, Sinn zu hinterfragen, Entwicklung zu erkennen! Infragestellen ist eine Grundvoraussetzung zum Nachdenken über die<br /> Welt und „was die, im innersten zusammenhält“*.<br /> <br /> <br /> Infragestellen bedeutet die Anerkenntnis „…dass die Welt nicht als ein Komplex von fertigen Dingen zu fassen ist, sondern als ein Komplex von Prozessen,…“[1]<br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> Mephistopheles:<br /> <br /> <br /> „Ich bin der Geist, der stets verneint!<br /> <br /> <br /> Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,<br /> <br /> <br /> Ist wert, dass es zugrunde geht;<br /> <br /> <br /> Drum besser wär´s, dass nichts entstünde.<br /> <br /> <br /> So ist denn alles, was ihr Sünde,<br /> <br /> <br /> Zerstörung, kurz, das Böse nennt,<br /> <br /> <br /> Mein eigentliches Element.“<br /> <br /> <br /> Goethe, Faust – Der Tragödie erster Teil<br /> <br /> <br /> 1885 Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig<br /> <br /> <br /> Seite 46 /Studierzimmer<br /> <br /> <br /> *ebenda Seite 18 / Nacht<br /> <br /> <br /> <br />
Antworten