Ein bisschen Frieden ?

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

kranichos hat dazu etwas geschrieben, das ich weitergeben möchte:

 

Kriegsvorbereitungen stoppen! Embargos beenden! Solidarität mit den Völkern Irans und Syriens! – Erwägungen zu einem pazifistischen Aufruf

 

I. Ein Vorwurf an die Unterzeichner des Aufrufs lautet, sie hätten sich nicht von den politischen Führern der betroffenen Länder distanziert und würden damit gleichsam „in die offenen Messer“ der Gegenpropaganda laufen.

Ich gestehe, daß mich gerade der Verzicht auf die geforderte Rückversicherung und die Erklärung der bedingungslosen Solidarität mit den angegriffenen Völkern bzw. Ländern zusätzlich bestärkt hat, zu unterschreiben.

Wer darf sich zur moralischen Instanz aufwerfen, die Menschenrechte und Menschenrechtsverletzungen in aller Welt definiert, bewertet und wenn nötig anprangert, unblutig oder blutig bekämpft und schließlich juristisch ahndet? Die Machthaber des amerikanischen Imperiums? Die mit ihnen verbündeten imperialistischen Mächte der zweiten Reihe? Ihre Generalstäbe und Geheimdienste oder Ihre mächtigen Desinformationsmedien oder der Rattenschwanz gekaufter NGO? Alle diese Fragen beantworten sich von selbst: Die moralische Instanz kann einzig das eigene Gewissen sein. Niemals eine der fremden, „abfordernden“, offen oder versteckt gewalttätigen Institutionen.

 

Ja, der Kummer besteht darin, daß so viele, viele gutwillige Menschen diese Antwort nicht teilen. Ihnen müsse man helfen… Hilfe? Jemandem der nicht bereit ist, seine Lage zu durchdenken, das meint: der das nicht mit aller Konsequenz tun will, dem kann nicht geholfen werden. Die einzige (zugegeben winzige) Resthoffnung besteht darin, die arglosen Leute mit einer eineindeutigen Stellungnahme zu konfrontieren. Vielleicht entsteht eine Verwunderung, und es bleibt ein kleiner Stachel.

 

II. Ein anderer Vorwurf lautet: Egal was die Mainstreampropaganda sagt oder verlangt, von diesen abscheulichen Machthabern muß man sich einfach distanzieren. Man muß sie entlarven. Aus eigenem moralischen Antrieb.

Einverstanden! Bei den Machtfragen, in den öffentlichen Dingen in aller Welt liegt Vieles im Argen. Diskussionsstoff, Aufklärungsfelder, Mobilisierungsbedarf noch und noch. Und bitte vorurteilsarme Betrachtung, denn viele Dinge liegen nicht einfach. Joseph Martin Fischer-Floskeln („Nie wieder Auschwitz“) verhüllen die Wahrheit, statt auf ihre Spur zu führen.

 

Aber („um Himmels Willen“) was hat das alles mit dem Kampf gegen einen drohenden Krieg zu tun? Rein gar nichts. Will jemand, der seine fünf Sinne beisammen hat und dem es wirklich um Frieden geht, Krieg unterstützen, damit die Humanität einen Aufschwung nehme? Oder – vorsichtiger gesagt – will er beobachtend beiseite stehen („mit verlegte Händ“), wenn die Kriegswalze rollt; wohlwollend, wenn sie den Schurken plattmacht, mißbilligend, wenn sie leider, leider die Gerechten ergreift?

 

III. Die sozusagen zwei Schicksale des Aufrufs sollten nicht vergessen werden: Zuerst völliges Totschweigen in den Herrschaftsmedien. Dann ein fast hysterisches Aufgreifen (natürlich nur der Tatsache des Aufrufs, nicht seines Inhalts) in einem inszenierten Trommelfeuer wüster Diffamierung. Die ganze Dimension diese Hetze wird kenntlicher, wenn man sich die eigentlich bescheidene Zielstellung des Aufrufs vergegenwärtigt: Es geht wirklich nur um Frieden. Es geht nicht um Systemkritik, nicht um Kommunismus, nicht um Islam, nichts Extremistisches. Es geht nicht darum, mit „flammendem Schwert“ den Kriegstreibern in den Arm zu fallen. Nein. Da wird das schlichte Verlangen nach Frieden ausgedrückt. Hört auf das Gift zu brauen! Hört auf die Völker zu würgen! Vertraut dem menschlichen Wort.

Pazifismus ist das Verbrechen. Ich komme darauf zurück.

 

Zur Stunde (16.00 Uhr) haben den Aufruf 2405 Menschen unterschrieben, und ich gestehe, daß ich froh über die Gesellschaft bin, in der ich mich befinde.

Veröffentlicht in Naher-Mittlerer Osten

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