Eine desillusionierende Graphik

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

 

Nach der im folgenden abgebildeten Graphik besitzen 30 % der deutschen Bürger nichts bzw. sind netto verschuldet. Weitere 30 % besitzen zusammen gerdae einmal 4,4 % der in Deutschland vorhandenen Vermögen. Weitere 10 % besitzen immer noch weniger als einem gewichteten Durchschnitt entsprechen würde - nämlich 6 % für 10 % der Bevölkerung.

 

Verbleiben die oberen 30 %. Selbst in diesem Segment erreicht das unterste Drittel erst einen Anteil am Gesamtvermögen, der leicht oberhalb des gewichteten Durchschnitts liegt - 11,1 % für 10 % der Bevölkerung. Erst die naechstreicheren 10 % besitzen dann knapp das Doppelte dessen, was ihnen bei einer gleichmässigen Reichtumsverteilung zukommen würde.

 

Verbleiben also die obersten 10 %: Sie besitzen 61 % aller Vermögen in Deutschland.

 

Das ist der Stand von 2007. Der Vergleich mit dem Jahr 2002 zeigt, dass alle mit Ausnahme der obersten 10 % relativ verloren haben. Eine Vergleichszahl für 2010 würde mit Sicherheit eine Verstärkung dieses Trends zeigen.

 

http://brainacmedia.wordpress.com/2010/09/02/vermogensverteilung-in-deutschland/ 

 

 

Was bleibt nach diesen harten Zahlen von dem Gerede über die "Mittelstandsgesellschaft", "Leistungsgesellschaft", "soziale Marktwirtschaft" ?

 

Es bleibt, dass es sich dabei um demagogisches Gerede handelt, um Propaganda im schlechten Sinn des Wortes - nämlich nicht die Vertmittlung von Realität, sondern deren ideologisch gefärbte Entstellung.

 

Warum erzielt diese Propaganda immer noch Wirkung ?

 

Ich vermute, aus zwei Gründen:

 

Erstens dauert es immer eine Weile, bis sich verändernde Realitäten in den Köpfen ankommen. Wenn in den ersten Jahrzehnten nach dem II. Weltkrieg

von "Wohlstandsgesellschaft" die Rede war und diese Rede geglaubt wurde, war das ja immer mehr Hoffnung auf eine zukünftige Entwicklung zu "sozialem Ausgleich" und "sozialer Gerechtigkeit", "Wohlstand für aklle" gewesen als Realität. Seit zwanzig Jahren erstirbt auch diese Hoffnung. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

 

Zweitens lebte die Illusion, in einer vermeintlich sozial immer "gerechter" werdenden Gesellschaft nicht von einer wirklichen Tendenz zu "sozialem Ausgleich", sondern davon, dass Deutschland im Vergleich mit den meisten Staaten auf dem Planeten eines der Fettaugen auf der Wassersuppe war, in dem auch ein Facharbeiter besser lebte als anderswo vielleicht ein Kleinunternehmer. Die Identifikation mit der Gesellschaftsordnung in Deutschland kam aus diesem Vergleich, kaum aus der "deutschland-internen" Reichtumsverteilung.

 

Das ist dabei, sich zu ändern. Im unteren Drittel der Bevölkerung breitet sich die Armut unübersehbar wieder aus - und im mittleren Drittel die Angst, in das untere Drittel abzustürzen. Der Übermut der obersten zehn Prozent, beständige provokatorische Erklärungen und wirkliche Massnahmen gegen die Interessen von zwei Dritteln der Bevölkerung, die Absenkung der Löhne, die Prekarisierung der Lohnarbeit unter dem Propagandatitel "Flexibilisierung des Arbeitsmarkts", die Schamlosigkeit der Bereicherung der stinkreichen obersten paar Prozent, die absolut nichts leisten, sich aber den grössten Teil des von anderen erarbeiteten gesellchaftlichen Reichtums aneignen ... all das nagt am hergekommenen Staatsbürgerbewusstsein, am illusionären Gefühl der Zusammengehörigkeit "der Deutschen".

 

In Wirklichkeit haben die Kassiererin im Aldi-Supermarkt und der Multimilliardär Albrecht nichts miteinander gemein. Was für die Kassiererin gut ist, ist für den Milliardär schlecht - und umgekehrt. In der Wirtschaftskrise kommen auch die alten Illusionen über die "Wohlstandsgesellschaft" und den "sozialen Ausgleich" in die Krise.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Deutschland

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J
<br /> <br /> Das in 10% Schritten zu rechnen ist noch nicht aussagekräftig genug,  die obersten 10% haben ja offiziell "nur" 500.000€ im Schnitt (4billionen/8millionen)  wenn man das oberste 1%,<br /> besser noch 0,1% darstellen wollte wäre die Säule so hoch wie der Kölner Dom hat Prof, Bernd Senf mal sehr anschaulich erklärt...diese 0,1% machen 500.000€ Zinsen am TAG!!!<br /> <br /> <br /> <br />
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S
<br /> <br /> 10-%-Schritte: Ja, stimmt, Kritik akzeptiert<br /> <br /> <br /> <br />