Einige Daten zur wirtschaftlichen Lage
Deutschland
Nach den vorlaeufigen offiziellen Daten wuchs das BIP im ersten Quartal 2010 um 1,6 % gegenueber dem ersten Quartal 2009. Verglichen mit dem ersten Quartal 2008 ist das ein Stand von minus 5,3 %.
Die Unternehmens- und Vermoegenseinkommen stiegen im gleichen Zeitraum um 16,2 %, waehrend die Lohnsumme um 1 % fiel (Minus bei der Kaufkraft 1,4 %, die Inflation eingerechnet).
Die wichtigsten Eckdaten
(jeweils April, 2005 = 100)
Produktion:
2007: 105,6
2008: 122,7
2009: 89,1
2010: 100,9
davon
Industrie:
2007: 106,7
2008: 125,0
2009: 87,8
2010: 100,2
Verarbeitendes Gewerbe:
2007: 106,3
2008: 124,6
2009: 87,7
2010: 102,2
Investitionsgueter:
2007: 105,6
2008: 129,8
2009: 83,9
2010: 95,7
Gebrauchsgueter:
2007: 99,4
2008: 118,8
2009: 84,3
2010: 92,3
Verbrauchsgueter:
2007: 102,3
2008: 107,9
2009: 99,2
2010: 98,8
Energie:
2007: 93,0
2008: 101,4
2009: 82,3
2010: 92,3
Die Produktion insgesamt lag demnach im ersten Quartal ungefaehr beim Stand von 2005, jedoch bei den Investitionsguetern um 4,3 %, bei den Gebrauchsguetern und im Energiesektor um jeweils 7,7 % niedriger.
An diesen Zahlen laesst sich ablesen, dass die Produktion gegenstaendlicher Waren im April 2010 zwar ueber dem Niveau des 2009-April liegt, aber nach wie vor erheblich niedriger ist als 2005. Wenn trotzdem ein BIP-Wachstum ausgewiesen wird, liegt das daran, dass diese Rueckgaenge von einem "Wachstum" im Handel und bei den "Dienstleistungen" kompensiert werden - also in den Sektoren, in denen keine Werte enstehen, sondern Waren verteilt, betreut und verwaltet werden.
Handel mit dem Ausland:
(in Milliarden Euro, gerundet, jeweils April)
Einfuhr:
2007: 63,6
2008: 69,7
2009: 54,3
2010: 61,8
Ausfuhr:
2007: 78,5
2008: 88,8
2009: 63,7
2010: 75,0
Saldo Einfuhr/Ausfuhr (Exportueberschuss):
2007: 14,9
2008: 19,1
2009: 9,4
2010: 13,2
Der Exportueberschuss bedeutet, dass in den Ziellaendern deren einheimische Warenproduktion um die entsprechenden Betraege eingschraenkt, weil mit deutschen Produkten substituiert wird. Der Anstieg des deutschen Aussenhandelsueberschusses ist das Mass dafuer, wie es Deutschland gelingt, die Krise in der Warenproduktion auf andere Staaten abzuwaelzen. (Dabei sind die fuer die weniger entwickelten Staaten unguenstigen Terms of Trade, die diesen Effekt verstaerken, noch nicht beruecksichtigt.) Die deutsche "Exportoffensive" bedeutet die Verschaerfung der Konkurrenz zwischen den verschiedenen "nationalen Standorten" (innerhalb der EU genau so wie mit den Staaten ausserhalb der EU).
Das ist der materielle Grund fuer die Zunahme der politischen Spannungen (wie sie zur Zeit hauptsaechlich in "finanzpolitischen" Fragen ausgetragen werden), mit den USA und den deutschen EU-"Partner"staaten.
Die starke Stellung Deutschlands im Export ermoeglicht "Spielraeume" fuer die Verarmungspolitik gegenueber der Masse der Bevoelkerung, die andere Staaten nicht im selben Mass haben, weil sie die Kontraktion ihres Binnenmarkts nicht - wie Deutschland - mit Exortuberschuessen kompensieren koennen. "Sparpakete" haben daher in den Staaten mit ausgeglichener oder negativer Aussenbilanz einschneidendere Folgen als in Deutschland, damit auch ein hoeheres innenpolitisches Konfliktpotential.
Soweit Deutschland anderen Staaten, hier vor allem den uebrigen EU-Staaten, "Sparpakete" aufzwingen kann, exportiert es gewissermassen das innenpolitische Konfliktpotential in andere Staaten und zwingt deren Regierungen, damit fertig zu werden (herausragende Beispiele im Moment Griechenland, Spanien und die osteuropaeischen EU-Staaten).
Zweck und Inhalt dieser "Sparpakete" ist die Erhoehung des Anteils, den sich Privatunternehmen - praktisch Banken und andere "Finanzunternehmen" und Konzerne - von der gesamtwirtschaftlichen Leistung aneignen, und eine entsprechende Verminderung der Lohnquote.
Die Krise verstaerkt die Ungleichheit zwischen den Staaten und differenziert sie in relative Gewinner und Verlierer aus. Das ist abzulesen an dieser Momentaufnahme:
BIP-Wachstum im ersten Quartal 2010 Vergleichszeitraum: erstes Quartal 2009):
Euro-Zone: 0,6
EU 27 : 0,5
"Wachstumslaender" in der EU (% des BIP):
Belgien 1 - Tschechien 1,2 - Deutschland 1,5 - Frankreich 1,2 - Italien 0,6 - Niederlande o,1 - Oesterreich 0,5 - Polen 2,8 - Portugal 1,7 - Slowakei 4,5 - Schweden 2,9.
"Schrumpfungslaender" in der EU :
Bulgarien - 4,0; Daenemark - 0,6; Estalnd - 2,3; Griechenland - 2,3; Spanien - 1,3; Zypern - 2,3; Lettland - 5,1; Litauen - 2,6; Ungarn - 0,8; Rumenien - 3,2; Slowenien - 0,8; Grossbritannien - 0,2.
(Fuer Irland, Luxemburg, Malta und Finnland keine Angaben)
Die USA weisen im gleichen Zeitraum ein BIP-Wachstum von 2,5 % aus,
Japan 4,2 %.
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Zahlen nach: