Evo Morales, Praesident Boliviens, zum 50. Geburtstag

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner




Evo Morales wird 50 Jahre alt. Aus diesem Anlass brachte Granma, die Zeitung der kubanischen KP, am 22.10.09 einen Artikel von Luis Baez und Pedro de la Hoz unter dem Titel "Wie man die Welt vom Fahrrad aus veraendert" . http://www.granma.cu/espanol/2009/octubre/vier23/cambiar-mundo-bicicleta.html


Hier eine - leicht gekuerzte - Uebersetzung:

Fuenfzig Jahre nach seiner Geburt am 26. Oktober 1959 wird Evo seinen Jahrestag sicherlich als gewoehnlichen Arbeitstag verbringen. Er wird um vier Uhr morgens aufstehen, eine Stunde spaeter sichten, was als Naechstes anliegt und sich in den Wust an Arbeit stuerzen, der ihn bis in die Nacht hinein beschaeftigen wird.

Staendig ist er unterwegs, irgendwo in Bolivien, weiht etwas Neues ein, inspiziert ein Programm, redet mit den Menschen, korrigiert Plaene, beseitigt Unrecht und spuert neue Moeglichkeiten fuer die Seinen auf.

Seit Januar 2006 ist Evo Praesident aller Bolivianer. Sein erstes Mandat erhielt er mit gut 53 % der Stimmen, beim Referendum von August 2008 wurde er mit ueberwaeltigender Mehrheit bestaetigt.

Fuer die anstehenden Wahlen am 6. Dezember, den ersten unter der neuen Verfassung, ist kein Kandidat in Sicht, der ihn ersetzen koennte. Fuer Evo spricht seine in der Geschichte des Landes nie gesehene Arbeit fuer soziale Gerechtigkeit, fuer die Entwicklung von Produktion, Erziehungs- und Gesundheitswesen. Er steht fuer die Wiedergewinnung der Wuerde eines Volkes, das endlich wieder selbst ueber die Fruechte seiner Energie- und Bodenschaetze verfuegt. - Und fuer die Wuerde der Nachfahren der Ursprungsbevoelkerung, der Ayuaras, Quechas, Guranaias und mehr als 30 weiteren ethnischen Autonomien, die mit seiner Regierung aus der Unsichtbarkeit und Nicht-Beachtung getreten und zu Protagonisten kollektiven Heldentums geworden sind.

Senator Antonio Peredo sagte uns dazu:

"Ich sehe zur Zeit keine konsistente und glaubwuerdige Persoenlichkeit ausser Morales. Das Programm der Rechten besteht nur darin, uns in die Vergangenheit zurueck zu bringen ... Die Oppsoition ist ohne Argumente. Sie sieht sich ausserstande, den Wandel zu unterstuetzen, und die Menschen sind ueberzeugt, dass dieser Wandel die Perspektive ist und dass der einzige, der dafuer steht, Evo Morales ist."

Das besagt nicht, dass der Weg dafuer frei ist. Im Gegenteil, es gibt Manoever, es werden Drohungen ausgestreut. In einem Exklusiv-Interview gab uns Juan Ramon Quintema, Praesidentschaftsminister, diese Einschaetzung:

"Wenn man an den grossen Feind denkt, muss man sich bewusst sein, dass dieser Feind nicht den Mut hat, offen als der grosse Gegner aufzutreten, sondern dafuer Dritte benutzt. Ich wuerde nicht sagen, dass unsere Gegner politisch satisfaktionsfaehig sind, denn sie sind unfaehig, ein alternatives Projekt zu unserem zu entwickeln. Sie sind gefangen in ihrer Realitaet, besitzen keine eigene Identitaet, haben keine eigene Doktrin. Ihre Vorschlaege sind vielmehr auslaendische Einfluesterung, folgen einem Drehbuch, wir nehmen sie deswegen nicht besonders ernst. Was wir ernst nehmen, sind die grossen Feinde dieser Revolution. Ab einem gewissen Moment waren das die Transnationalen (Konzerne) ... Zuletzt betrieben sie Projekte sezionistischen Charakters ... Jetzt arbeiten sie im Verborgenen, aber wir wissen, wer die Faeden zieht. ..."

Ein herausragendes Geburtstagsgeschenk fuer Evo kam vom Genossen Fidel, am Vorabend des ALBA-Gipfels vom vergangenen Wochenende in Cochabamba. In einer Reflexion (seiner woechentlichen Kolumne in der Granma; d.Ue.) unter dem Titel "Einen Nobelpreis fuer Evo" zeichnete er ein treffendes Bild von den Verdiensten des bolivianischen Mandatars ...

Wir baten (Morales), von seiner ersten Begegnung mit dem Comandante en Jefe zu erzaehlen:

"Das war bei einem Treffen in Habana, 1992 ... Mit Hilfe einiger Freunde brachte ich das Geld fuer die Hinreise zusammen. Ich wollte hin, um Kuba und Fidel kennenzulernen. Auf dem Treffen, bei dem Fidel im Praesidium sass, hielt ich eine dreiminuetige Rede. Ich kam nicht dazu, ihn persoenlich zu gruessen, aber spaeter vermutete ich, dass ich ihm aufgefallen war. Die Rueckreise war kompliziert. Ich ergatterte ein Ticket bis Lima, aber da kam ich mit einem Dollar in der Tasche an ... Gluecklicherweise half mir ein peruanischer Freund, Juan Rojas, mit hundert Dollar aus, so dass ich meinen Weg zurueck nach Bolivien fortsetzen konnte."

Und spaeter ?

"Ich hatte mehrere Treffen mit Fidel. Er ist fuer mich der weise aeltere Bruder, dessen Hauptprinzip die Solidaritaet und der Kampf fuer Wuerde und Gerechtigkeit ist. Fidel ist der beste Arzt fuer die Welt. Man muss gesehen haben, wie er sich um das Wohl anderer kuemmert, aber er ist auch ein grosser Paedagoge. Fuer mich ist Fidel der Comandante der Berfreiungskraefte Amerikas."

An dem Tag, an dem Evo an die Spitze der Gewerkschaft der Kokabauern von Chapare gewaehlt wurde ... hatte er auch kein Geld fuer eine Busfahrt nach Villa Tunari (zum Tagungsort; d. Ue.).

"Ich fuhr mit dem Fahrrad hin", erzaehlte er uns, "das waren einige Kilometer. Ich strampelte und dachte gleichzeitig nach. Die frische Luft tat den Ideen gut. Ich dachte, so kann es nicht weitergehen auf der Welt, dass einige wenige viel und die vielen nichts haben. Mir wurde klar, dass der Kampf antiimperialistisch sein muss."

Auf internationaler Ebene hat Evo ein beeindruckendes Ansehen erreicht, aufgrund seiner alltagsverwurzelten Sicht und seiner ethischen Geradheit in der Verteidigung der Besitzlosen und der "Tierra Madre". Selbst die Gegner seines Denkens kommen nicht umhin, ihn zu wuerdigen, wie etwa der ehemalige US-Praesident William Clinton. Einer Meldung der Nachrichtenagentur ENE zu folge .... antwortete Clinton auf einer Pressekonferenz auf eine Frage: "Was wuerden Sie machen, wenn Sie bolivianischer Minenarbeiter waeren, 60 Stunden pro Woche arbeiten und vier Kinder ernaehren muessten, die keine Aussicht auf Fortschritt haben ? Wen haetten Sie gewaehlt ?"

(Evo) betrachtet auch Chavez als Bruder, und Chavez umgekehrt ihn ...:

"Ich sehe Evo staerker denn je, klarer denn je, mehr als Fuehrer denn je. Unterstuetzt ihn, hoert nicht auf die Stimmen der Oligarchie, die ihn verteufeln und alltaeglich das Volk verwirren wollen !" ...


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