FAZ über Weissrussland: Dahinter steckt immer ein unverschämter Tropf
Heute steht bei Tante FAZ in der online-Ausgabe ein Artikel über Weissrussland, der selbst für diese alte Giftvettel bemerkenswert ist. Hier ist der Erguss, den Michael Ludwig erbrochen hat:
http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~EC7AC4AC1564F4AFFA76820CB2406CCBA~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Über die Lügen, Halbwahrheiten, Verdrehungen, wilden Verdächtigungen, ohne die Ludwig praktisch nicht einen halben Satz hinschmieren kann, könnte man ein Lehrbuch über den Stereopypensatz der Westpropaganda gegen missliebige, für den Abschuss ins Auge gefasste Regimes schreiben. Ich lass es bei einigen Anmerkungen.
"Desolate Wirtschaftslage":
Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real
| |||||||||||||||
in % gegenüber dem Vorjahr
| |||||||||||||||
Jahr
| 1998
| 1999
| 2000
| 2001
| 2002
| 2003
| 2004
| 2005
| 2006
| 2007
| 2008
| 2009
| 2010
| 2011
| |
Veränderung in % gg. Vj.
| 8,4
| 3,4
| 5,8
| 4,7
| 5,0
| 7,0
| 11,4
| 11,5
| 9,9
| 8,6
| 10,0
| 0,2
| ~2,4
| ~4,6
| |
Quelle: bfai | ~ = geschätzt
|
Entwicklung des BIP (nominal)
| |||||||||||
absolut (in Mrd. US-Dollar)
| je Einwohner (in Tsd. US-Dollar)
| ||||||||||
Jahr
| 2003
| 2004
| 2005
| 2006
| 2007
| Jahr
| 2003
| 2004
| 2005
| 2006
| 2007
|
BIP in Mrd. US-Dollar
| 17,8
| 23,1
| 30,2
| 37,0
| 44,8
| BIP je Einw.
| 1,81
| 2,36
| 3,09
| 3,82
| 4,62
|
Quelle: bfai |
(nach Wikipedia, Weissrussland)
Die Bayerische Wirrtschaftskammer:
"Durch die Öffnung der weißrussischen Wirtschaft für ausländische Investoren, ein stabiles Wirtschaftswachstum von sieben Prozent und die geplante Privatisierung zahlreicher Staatsunternehmen bietet Belarus in den nächsten Jahren zahlreiche interessante Perspektiven für bayerische Unternehmen. Hinzu kommt, dass durch die seit Juli 2010 bestehende Zollunion zwischen Belarus, Russland und Kasachstan ein neuer Binnenmarkt mit 170 Mio. Konsumenten entsteht." (http://www.bayern-international.de/nc/news/detailansicht/article/wirtschaftstag-weissrussland-am-19-januar-2011-in-der-ihk-muenchen.html)
Die Wahrheit über die wirtschaftliche Lage in Weissrussland ist, dass dort das Lebensniveau der Bevölkerung bei weitem nicht so katastrophal abgesunken ist wie in anderen osteuropäischen Ländern nach deren "Öfffnung" zum Westen. Die Wachstumszahlen sind gut und besagen über die wirtschaftliche Lage der Menschen mehr als in den umliegenden Staaten, weil sie hauptsächlich wirkliches Produktionswachstum in Industrie und Landwirtschaft ausdrücken anstatt dass, wie bei den Nachbarn, das BIP-"Wachstum" zu einem erheblichen Teil windige "Finanzoperationen" beinhaltet, die der Bevölkerung nichts nützen, aber die Zahlen aufblähen.
Die Gehässigkeit und Schadenfreude über Schwierigkeiten in den Aussenhandelsbeziehungen, die der FAZ-Schreiberling zeigt, haben genau darin ihren Grund, dass Weissrusslands das Eindringen der westeuropäischen und nordamerikanischen Halsabschneider noch nicht in zufriedenstellendem Mass gelungen ist. Falls es gelingt, wird die Folge die selbe sein, wie sie in den Nachbarländern zu besichtigen ist: Verarmung für die Masse der Bevölkerung.
"Diktator Lukaschenka":
Platz
| Kandidat
| Stimmen
| |
absolut
| %
| ||
1
| Aljaksandr Lukaschenka | 5.122.866
| 79,67 %
|
2
| Andrej Sannikau | (164.000)
| 2,56 %
|
3
| Jaraslau Ramantschuk | 0126.986
| 1,97 %
|
4
| Rygor Kastusjou | 0126.645
| 1,97 %
|
5
| Uladsimir Njakljajeu | 0113.747
| 1,77 %
|
6
| Wital Rymascheuski | 0070.433
| 1,1 %
|
7
| Wiktar Zjareschtschanka | 0069.653
| 1,08 %
|
8
| Mikalaj Statkewitsch | (67.000)
| 1,04 %
|
9
| Ales Michalewitsch | 0065.598
| 1,02 %
|
10
| Dimitrij Uss | (31.000)
| 0,48 %
|
Für keinen der Kandidaten (Stimmenthaltung)
| 6,47 %
| ||
Wahlbeteiligung
| 92,9 %
|
Das Ergebnis wurde am 20. Dezember 2010 von der Vorsitzenden der Zentralen Wahlkommission
Lidsija Jarmoschyna während einer Pressekonferenz kundgetan.[4] Eine Exit-Poll-Befragung des Unabhängigen Instituts für sozioökonomische und politische Studien (NISEPD), das in Wilna
registriert ist, ergab hingegen eine Unterstützung von 51,1 % der Wähler für Lukaschenka, von 8,3 % für Njakljajeu und von 6,1 % für Sannikau
(Wikipedia, Präsidentschaftswahlen Weissrussland)
Aus dem - bei Wikipedia noch nicht autorisierten (Stand April 2011) - Eintrag geht hervor, dass an der Wahl Lukaschenkas nicht zu zweifeln ist. Selbst wenn die Exit-Poll-Befragung des "unabhängigen Instituts" NISEPD der Wahrheit näher käme als die von der Wahlkommission ausgezählten 79,67 %, wäre er mit riesigem Abstand vor den Mitbewerbern mit absoluter Mehrheit gewählt. In anderen osteuropäischen Staaten gehen mittlerweile in manchen Fällen gerade noch einmal ein Drittel der Wahlberechtigten zur Wahl, weil nur Politiker zur Wahl stehen, die sich bedingungslos dem Westen unterworfen haben und die Wahl, wer die von den führenden EU-Staaten vorgeschriebene Politik realisieren soll, keine wirkliche Wahl mehr ist. Aber wenn dort ein Drittel der Wähler irgendeine dieser Figuren mit "absoluter Mehrheit" - also oft, gemessen an den Wahlbrechtigten, mit einer Repräsentanz von 20 % oder weniger wählt, ist er selbstverständlich "demokratisch gewählt" und nicht etwa ein Diktator. Wenn dagegen in Weissrussland 92,9 % zur Wahl gehen und - in dem Zusammenhang egal, mit welcher absoluten Mehrheit auch immer - Lukaschenka wählen, ist der ein Diktator. Logisch. Es geht nämlich für das westliche Urteil nicht im mindesten um die demokratische Glaubwürdigkeit, sondern ausschliesslich um die politische Ausrichtung. Wer dem Westen hörig ist, ist demokratisch. Wer sich widersetzt, ist Diktator. So einfach ist das.
Das "unabhängige Institut" NISEPD unterhält übrigens in Polen einen TV-Sender (http://belsat.eu/en/o_nas/), der nach Art von Radio Free Europe und anderer geheimdienstlicher Propgandasender der USA nach Weissrussland ausstrahlt. Die polnische Regierung verfolgt gegenüber Weissrussland eine feindselige Politik und stellt Polen als Basis für die Wühlarbeit der westlichen Geheimdienste und von ihnen kontrollierter sogenannter Menschenrechtsorganisationen zur Verfügung.
Die Politik der führenden Staaten Westeuropas und der USA gegenüber Weissrussland ist generell bestimmt vom Ziel des "Regime Change" und der und der Unterwerfung des Landes unter westliche Interessen. Das ist das wirkliche "Verbrechen" Lukaschenkas: Er steht dafür, dass das mit Weissrussland nicht geschieht. Und deswegen ist er ein "Diktator".
Daher kommen der Hass und die Hetze des FAZ-Schreiberlings. Das ist nicht seriöser Journalismus, sondern freche Verhöhnung der Leserschaft, der implizit unterstellt wird, blöd genug zu sein, jeden Dreck zu fressen.