Granada, vor 36 Jahren ...

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner



... besetzte die US-Armee die kleine karibische Insel-Republik. Vorausgegangen war eine Revolte gegen Praesident Maurice Bishop, seine Absetzung und schliesslich seine Ermordung am 19. Oktober, also eine Woche vor der US-Invasion. Die Verteidiger der Republik hatten gegen die Invasoren keine militaerische Chance. Die granadinischen Streitkraefte zaehlten weniger als 500 Mann. Ob es sich bei den Machtkaempfen, die der US-Invasion vorausgingen, um eine inner-granadinische Auseinandersetzung handelte, oder ob es den USA gelungen war, in die revolutionaere Partei einzudringen und einen Putsch zu organisieren, ist bis heute nicht geklaert. Genutzt haben die Kaempfe jedenfalls den USA als Vorwand fuer den Einmarsch. 

In der Zeit Maurice Bishops, der 1979 an die Macht gekommen war, versuchte Granada einen Entwicklungsweg, wie ihn spaeter Venezuela und Bolivien wieder aufnahmen. Auch in Jamaika gab es damals eine Linksentwicklung. Nicaragua und El Salvador drohten, dem Imperium aus der Hand zu gleiten.

Die Konter-Offensiven der USA waren zunaechst ueberall erfolgreich, die Freiheitsbewegungen wurden niedergeschlagen, die Voelker weiter im Elend gehalten, wie vorher schon in Chile und anderen Laendern. Wenige Jahrzehnte spaeter sind sie wieder aufgewachsen. Kraeftiger als in der zweiten Haelfte des vergangenen Jahrhunderts.

Die armseligen Kreaturen im Dienst Washingtons  und der einheimischen Oligarchie, wie Pinochet in Chile, die Militaer-Bluthunde Argentiniens, Uruguays und Brasiliens, haben alle in Schimpf und Schande geendet. Das Imperium hat in Lateinamerika nichts als die korruptesten, moralisch verkommensten oder direkt in seinem Sold stehenden und von CIA-Agenten gefuehrten Banditen und Geschaeftemacher, auf die es sich stuetzen kann. In Lateinamerika fallen daher der Kampf um die wirkliche nationale Unabhaengigkeit und um die soziale Revolution zusammen. Das Imperium und die Oligarchen werden diesen Kampf verlieren.

Aber sie werden noch lange Zeit in der Lage sein, da und dort den nachwachsenden Generationen ihre politischen Koepfe abzuschlagen und wieder fuer eine Weile Friedhofsruhe herzustellen. Der Putsch in Honduras ist ein Alarmzeichen. Die Wuehlarbeit in Ekuador hat Praesident Correa vor einer Woche veranlasst, zur Bildung von Buergerkomitees zur Verteidigung der verfassungsmaessigen Ordnung aufzurufen. Die USA umzingeln Venezuela mit Militaerstuetzpunkten und der IV. Flotte.

Nichts hat sich in der Lateinamerika-Politik Washingtons geaendert, seit Obama Praesident ist. Allenfalls ist sie verdeckter und hinterlistiger geworden. Aber, ob dummdreist wie Bush oder verschlagen wir Obama - in Lateinamerika weiss man, wer der Feind ist. Und eines Tages wird auch Granada frei sein, und die Granadiner werden ihrem ermordeten Praesidenten ein Denkmal setzen.

Veröffentlicht in Geschichte

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