Heute ist die KP Chinas 90 Jahre alt.

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

Auf den Tag genau sicher ist das Gründungsdatum nicht. Aber was sind ein paar Tage hin oder her im Vergleich zum 90jährigen Bestand der grössten kommunistischen Partei der Welt. Rolf Berthold gibt in junge welt einen Überblick über ihre Geschichte:

 

Marxismus als Kompaß

 

 

Geschichte. Zum 90. Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas

Von Rolf Berthold


Neun Jahrzehnte im Dienst des chinesischen Volkes: Beijing bereitet sich auf die Feierlichkeiten zum Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei vor (29. Juni 2011) Foto: AP

 


Zu den besten Traditionen der deutschen Kommunisten gehört die Solidarität mit der chinesischen Revolution. Am 13. April 1927 erschien im Zentralorgan des ZK der KPD, Die Rote Fahne, der Artikel von Ernst Thälmann »Die chinesische Revolution und die Aufgaben der Arbeiterschaft«. Darin heißt es: »Die Augen der ganzen Menschheit sind auf China gerichtet, wo das älteste und größte Kulturvolk der Erde die imperialistischen Fesseln sprengt, in die es ein Jahrhundert lang geschlagen war.«



Und schon Marx hatte weitsichtig von der Wirkung gesprochen, die die chinesische Revolution wahrscheinlich auf die Welt ausüben würde, obwohl damals in Europa konkrete Kenntnisse über die Entwicklung in China kaum zur Verfügung standen.

 

Hoffnung und Beispiel

 

Im Juli 1921 fanden sich in einem Shanghaier Wohnhaus – heute ist es eine der wichtigsten Gedenkstätten der VR China – 13 Revolutionäre, die 52 Mitglieder kommunistischer Organisationen des Landes vertraten, zur Gründung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) zusammen1. Anwesend waren auch zwei Vertreter der Kommunistischen Internationale (KI). Es gibt nicht viele Orte von vergleichbarem historischen Rang. Wer konnte damals schon vorhersehen, welch weltverändernde Wirkung von diesem Ereignis, dem I. Parteitag der KP Chinas, ausgehen würde.

 

Der Weg, den die KPCh zurückzulegen hatte, war sicher kein einfacher: Von komplizierten revolutionären Kämpfen in den 20er und 30er Jahren über den großen Beitrag der von der Partei geführten Streitkräfte im Kampf gegen die japanischen Invasoren im Zweiten Weltkrieg und den Sieg im Befreiungskrieg gegen die Diktatur Tschiang Kaischeks bis zur Gründung der Volksrepublik und den Erfolgen beim beginnenden Aufbau des Sozialismus zu Beginn der 1950er Jahre. Es gab verhängnisvolle Fehler – aber auch deren Korrektur aus eigener Kraft.

 

Ab 1978, eingeleitet durch die 3. Plenartagung des 11. ZK der KP Chinas, folgte eine stürmische Entwicklung mit dem Beginn der Politik der Reformen und der Öffnung nach außen, der sozialistischen Modernisierung.

 

Heute, in einer Zeit, in der sich nach den konterrevolutionären Prozessen in der UdSSR und den ehemals sozialistischen Ländern die Frage nach der gesellschaftlichen Perspektive immer deutlicher stellt, kann die sozialistische Entwicklung in der VR China Hoffnung geben und Beispiel sein. Die Volksrepublik ist heute zweitstärkste Wirtschaftsmacht der Welt und erzeugt 9,5 Prozent des globalen Bruttoprodukts. Ihr internationales Gewicht wächst ständig.

 

Kein leichter Weg

 

Die chinesische Revolution war schwer, opferreich und nicht geradlinig. Ein leichter, ebener Weg hat sich in der bisherigen Geschichte keiner kommunistischen Partei erschlossen. Doch der Kampf der KPCh ist durch Erfolge gekennzeichnet, wie sie nur wenige kommunistische Parteien aufweisen können. Sie hat von Beginn an den Marxismus als Kompaß für ihr Handeln betrachtet; die Verbindung der Theorie mit der konkreten Situation in China ist zum wesentlichen Bestandteil ihrer erfolgreichen politischen Linie geworden. Immer, wenn dieses Prinzip verletzt wurde, kam es zu Fehlern und Niederlagen. Das mit ihrer Gründung gestellte Ziel, eine sozialistische, kommunistische Gesellschaft zu errichten, hat die Partei nie aus dem Auge verloren.

 

Die KPCh ist mit etwa 80 Millionen Mitgliedern heute die größte kommunistische Partei der Welt. Die 90 Jahre ihrer Geschichte beinhalten 28 Jahre des Ringens um die Revolution und 62 Jahre der Errichtung der neuen Gesellschaft. Sie hat in ihrer langen Geschichte Erfahrungen gesammelt, die von grundlegender Bedeutung für sie selbst, aber auch für die internationale Arbeiterbewegung und die Theorie des Marxismus-Leninismus sind.

 

In beiden Entwicklungsetappen der chinesischen Revolution – der Phase des Kampfes um die Beseitigung der halbfeudalen, halbkolonialen Gesellschaft und der Phase der sozialistischen Umgestaltung und der beginnenden sozialistischen Entwicklung – hat die KPCh entscheidende Erfolge erzielt, weil sie auf der Grundlage der marxistischen Theorie und der Beachtung der konkreten Lage des Landes strategische Orientierungen erarbeitete und diese in praktische Politik umsetzte. Das erforderte eine genaue Analyse der Klassenverhältnisse und der gesellschaftlichen Situation.

 

Die bürgerlich-demokratische Revolution unter Führung von Sun Yat-Sen 1911 hatte zwar die Kaiserdynastie gestürzt, das Land blieb aber im halbfeudalen, halbkolonialen Zustand. Klassenmäßig bedeutend waren die Bauernklasse sowie die junge Arbeiterklasse, versklavt von ausländischen und chinesischen Kapitalisten. Junge patriotische und progressive Intellektuelle widersetzten sich der Herrschaft der westlichen Großmächte und strebten die Beseitigung der feudalen Verhältnisse und der brutalen Ausbeutung des Proletariats an. Die Säulen der alten Gesellschaft waren die Großgrundbesitzer, die imperialistischen Kolonial­herren und die mit dem ausländischen Kapital verbundene Kompradorenbourgeoisie samt ihrem diktatorischen Machtapparat. Die nationale Bourgeoisie war Ausbeuterklasse und gleichzeitig Bündnispartner im Kampf gegen den Halbkolonialismus und den Feudalismus. In dieser Situation entwickelte die Führung der KP mit Mao Zedong die Strategie der »neudemokratischen Revolution«, deren Ziel in der Vollendung der bürgerlich-demokratischen Revolution unter Führung des Proletariats und der Kommunistischen Partei bestand, da die Bourgeoisie dazu weder in der Lage noch willens war. Die neudemokratische Revolution ist ein, vielleicht sogar der Weg für den Übergang zum Sozialismus aus Bedingungen vorkapitalistischer, halbkolonialer und halbkapitalistischer Gesellschaften.

 

Nach schmerzlichen Niederlagen beim Versuch, die Revolution von Beginn an durch Angriffe auf die Städte zum Sieg zu führen, entwickelte die KPCh die Strategie der Revolution in den Landgebieten, um später aus diesen Basen in die Städte vorzudringen. Hier blieben Auseinandersetzungen mit den Vertretern der Komintern – wie z.B. dem deutschen Kommunisten Otto Braun –, die als Berater nach China geschickt worden waren, nicht aus. Diese sahen eine schnelle Machtergreifung in den großen Städten (Shanghai, Kanton usw.) als vorrangige Aufgabe. Dabei mußten schwere Verluste hingenommen werden. Der darauffolgende, lang andauernde revolutionäre Kampf, die Schaffung von Stützpunkten auf dem Land und die Errichtung befreiter Gebiete führten schließlich zum Erfolg.

 

Wichtige Erfahrungen

 

Der Zweite Weltkrieg kostete das chinesische Volk 35 Millionen Opfer. Nach dem Sieg im Kampf gegen die japanischen Aggressoren und dem darauffolgenden Befreiungskrieg gegen die Diktatur Tschiang Kaischeks setzte sich die »neudemokratische Revolution« durch.

Die Gründung der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 war der Wendepunkt in der chinesischen Geschichte und gleichzeitig das wichtigste historische Ereignis nach der sozialistischen Oktoberrevolution und dem Sieg über den Faschismus im Zweiten Weltkrieg.

 

Der Übergang zur sozialistischen Umgestaltung Anfang der 50er Jahre, die sich auf neuer Grundlage entwickelnde Zusammenarbeit mit der UdSSR und den neu entstandenen sozialistischen Staaten führten zu guten Ergebnissen. Aber bald stellten sich Ungeduld und erneute linke Fehler ein. Die Politik des »Großen Sprunges« und der »Volkskommunen« führte zu Rückschlägen und einer Krisensituation, die schließlich in der »Kulturrevolution« mündete. Kämpfe innerhalb der Partei, scharfe Auseinandersetzungen zwischen den kommunistischen und Arbeiterparteien führten zur Schwächung des sozialistischen Systems mit großen Auswirkungen auf das internationale Kräfteverhältnis. Ende der 50er, Anfang der 60er kam es zum Zerwürfnis mit der UdSSR.

 

Ab Dezember 1978 wurde eine Politik der Reformen und der Öffnung nach außen, der Konzentration auf die sozialistische Modernisierung eingeleitet; Priorität hatte die wirtschaftlichen Entwicklung zum Wohle des Volkes. Diese von der KPCh konzipierte und schrittweise in die Praxis umgesetzte Strategie hat nicht nur für China selbst, sondern auch für die Entwicklung anderer Völker Wege in die Zukunft aufgezeigt. Die Errichtung des Sozialismus chinesischer Prägung ist mit Erfahrungen verbunden, die auch für andere Parteien nützlich sein können.

 

Denn nach der Niederlage des Sozialismus in der UdSSR und in Europa stellen sich komplizierte Fragen: Wie kann die sich entwickelnde sozialistische Gesellschaft gegen Angriffe verteidigt und gesichert werden? Wie kann der Sozialismus so gestaltet werden, daß er seine historische Überlegenheit nachhaltig unter Beweis stellt? Und auf welche Weise lassen sich für die – durch die andauernde und sich zuspitzende Krise des kapitalistischen Systems hervorgebrachten und für die Existenz der Menschheit immer bedrohlicheren – Probleme globalen Charakters zukunftsweisende Lösungen finden?

 

Anfangsetappe des Sozialismus

 

Die Erfahrungen, die die chinesischen Kommunisten gemacht haben, wurden verallgemeinert: Die KPCh tritt für die Entwicklung der modernsten Produktivkräfte und für die fortgeschrittenste Ideologie und Kultur ein, stellt den Menschen in den Mittelpunkt und vertritt die Interessen der breitesten Massen des Volkes. Die reichen Erkenntnisse der Partei auf dem sozialistischen Entwicklungsweg führten zur Herausbildung eines Systems von gesellschaftlichen Strukturen und politischen Leitlinien der Anfangsetappe des Sozialismus.

 

Einer der grundlegenden Ausgangspunkte ihrer Politik ist die bereits von Marx und Engels erkannte Gesetzmäßigkeit, daß die Bourgeoisie erst dann ihre politische Herrschaft errichten kann, wenn sich die kapitalistischen Produk­tionsverhältnisse im wesentlichen herausgebildet haben, daß aber die sozialistischen Produk­tionsverhältnisse erst nach der Machtübernahme der Arbeiterklasse und der mit ihr verbündeten Klassen und Schichten geschaffen werden können. Eine sozialistische Ordnung bedeutet noch keineswegs einen vollendeten Sozialismus. Die KPCh hat mit der 1978 eingeleiteten Politik betont, daß sich China in der Anfangsphase des Sozialismus befindet. In dieser Etappe ist zwar eine grundsätzliche Veränderung der Eigentumsstruktur erforderlich, die entscheidenden Bereiche der Wirtschaft müssen in der Hand des Staates sein, aber eine komplette Vergesellschaftung der Produktionsmittel ist weder realisierbar noch für die Entwicklung der Produktivkräfte zweckmäßig. Die Dominanz des gesellschaftlichen Eigentums – die gesellschaftliche Verfügung über die strategischen Bereiche der Wirtschaft, den Grund und Boden, das Finanzwesen, die staatliche makroökonomische Steuerung bei gleichzeitiger Entwicklung verschiedener Eigentumsformen – ist die grundlegende ökonomische Ordnung in der Anfangsphase des Sozialismus in China.

 

Zu den schwierigsten, heute noch unzureichend beantworteten Fragen gehört, warum in der zerstörten UdSSR und den ehemals sozialistischen Ländern Europas im Zuge der Konterrevolution das Volkseigentum fast ohne Widerstand der Eigentümer wieder in Privathand fallen konnte, nicht zuletzt an das etablierte internationale Großkapital. Eine Erklärung besteht darin, daß die stark zentralisierte Verfügungsgewalt über das Volkseigentum in den von der Konterrevolution erfaßten Staaten mit Beseitigung der Führung plötzlich zur Herrenlosigkeit dieses Eigentums führte.

 

Die KPCh hat daraus prinzipielle Schlußfolgerungen gezogen und neue Formen des Volkseigentums entwickelt, insbesondere die Organisation von Unternehmen mit starkem Mitspracherecht der Werktätigen und ein Aktiensystem, das schon Marx und Engels als Anfangsform der Vergesellschaftung des Kapitals, eine Art Übergangsform zu sozialistischen Eigentumsformen bezeichneten. Die entscheidenden Teile der Aktien befinden sich in der Hand des Staates oder kommunaler Institutionen und anderer Formen des gesellschaftlichen Eigentums.

 

Die Eigentumsfrage, politische Strukturen und die politische Macht werden von der KPCh als entscheidend angesehen. Hier liegt die Scheidelinie zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Die politische Struktur des sozialistischen Staates im Land der Mitte ist charakterisiert durch die führende Rolle der Partei, die Zusammenarbeit mehrerer Parteien2, die staatliche Leitung und Repräsentation durch den Nationalen Volkskongreß, der die Einhaltung der Verfassung kontrolliert, die Gesetze beschließt und dabei eng mit der Politischen Konsultativkonferenz3 zusammenarbeitet, durch den Staatsrat, der als Regierung die Funktion der Exekutive erfüllt, sich aber im Unterschied zur früheren Praxis nicht mit allen konkreten wirtschaftlichen Fragen befaßt, sondern sich auf die strategischen Fragen der Entwicklung konzentriert. Der Entwicklung eines sozialistischen Rechtssystems wurde in der Periode nach 1978 von der KPCh besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Ein bürgerliches Mehrparteiensystem, das damit verbundene Wahlsystem und die bürgerliche Gewaltenteilung werden nicht akzeptiert, da sie weder der chinesischen Tradition noch der konkreten Lage des Landes noch den Erfordernissen des sozialistischen Entwicklungswegs entsprechen.

 

Beispielhafte Lösungen

 

Angesichts der Größe Chinas, der Vielzahl der Nationalitäten und der sehr unterschiedlichen Situation in den verschiedenen Landesteilen wurden Maßnahmen erarbeitet und umgesetzt, die diesen konkreten Bedingungen entsprechen und gleichzeitig die Einheit und gleichmäßige Entwicklung der verschiedenen Teile des ausgedehnten Landes gewährleisten. Viele dieser Maßnahmen sind zweifellos für China spezifisch, aber sie weisen auch Merkmale von allgemeiner Bedeutung auf. Es sei nur erwähnt, daß die Verfassung der Volksrepublik, die 1954 beschlossen wurde und in diesem Punkt bis heute gültig ist, den Autonomen Gebieten der VR China ein hohes Maß an Selbständigkeit, aber nicht das Recht der staatlichen Lostrennung verleiht, wie es etwa den Sowjetrepubliken in der Verfassung von 1936 zugesprochen wurde. Eine von westlichen Politikern in den letzten Jahren propagierte Loslösung der Autonomen Provinz Xinjiang von der Volksrepublik China mit ihrer Vielzahl an verschiedenen Nationalitäten hätte, um nur einen Aspekt zu nennen, zum Chaos in diesem riesigen Gebiet geführt.

 

Zu den sehr spezifischen Problemen des Landes, die theoretisch und praktisch zu lösen waren, gehörte auch die Beendigung des Kolonialstatus der chinesischen Territorien Hongkong und Macao. Mit der Rückführung von Hongkong und Macao in das Staatsgebiet der Volksrepublik auf der Basis »ein Staat – zwei Systeme« wurde diese bedeutende politische Aktion auf friedlichem Weg, unter voller Wahrung der Souveränität Chinas und unter Einbeziehung beider Territorien in die sich entwickelnden internationalen Wirtschaftsbeziehungen der Volksrepublik gelöst. Es handelt sich hier zwar um eine spezifische Frage der Politik der KPCh, kann aber als ein Beispiel für die friedliche Lösung komplizierter historisch überlieferter Probleme zwischen den Staaten gewertet werden.

 

Unverändert gültig sind die 1979 mit Beginn der Politik der Reformen und der Öffnung nach außen formulierten vier Grundprinzipien: Festhalten am sozialistischen Weg, an der demokratischen Diktatur des Volkes, an der führende Rolle der Kommunistischen Partei und am Marxismus-Leninismus sowie den Ideen Mao Zedongs.

 

Erfahrene Partei

 

Von verschiedenen »Sozialismuskritikern« wird die Meinung vertreten, wenn eine Partei die führende Rolle ausübt, sei die Gesellschaft gefährdet, da diese Partei ja nicht vor Fehlern und Irrwegen gefeit sei. Die KP Chinas widmet dieser Frage viel Aufmerksamkeit und sie unternimmt große Anstrengungen bei der Qualifizierung der Funktionäre sowie zur Unterbindung von Machtmißbrauch und Korruption. Eine der wichtigsten Aufgaben besteht in der ständigen Verbesserung ihrer Regierungsfähigkeit. Die Festlegungen der Partei über die Organisationsprinzipien, die Perioden der Amtsführung leitender Gremien, die organisatorischen Strukturen, die öffentliche Kontrolle und die Rechenschaftslegung sind bewährte Prinzipien der gegenwärtigen Periode.

 

Die theoretischen Leistungen der KPCh für die Periode der neudemokratischen Revolution werden als die Ideen Mao Zedongs und für die Anfangsetappe des Sozialismus als die Theorie Deng Xiaopings zusammengefaßt. Dabei wird von der Position ausgegangen, daß es nicht nur ein Modell des sozialistischen Aufbaus gibt, daß der konkrete Weg entsprechend den Bedingungen des jeweiligen Landes gestaltet werden muß. Auf dem XVII. Parteitag der KPCh 2007 wurde formuliert: Sozialismus chinesischer Prägung ist wissenschaftlicher Sozialismus unter strikter Beachtung der chinesischen Praxis. Es gehört zu den großen Leistungen der KPCh in der heutigen Zeit, daß sie sich den Fehlern stellt und Lehren für die Zukunft zieht, dabei aber nicht die Brücken zur eigenen Geschichte abbricht.

 

Der 90. Jahrestag der KP Chinas ist geeignet, die historischen Leistungen dieser erfahrenen, reifen marxistischen Partei zu würdigen und sich mit ihnen gründlich zu beschäftigen

 

Anmerkungen

 

1 Wegen drohender Verhaftung der Teilnehmer durch die französische Polizei, die in diesem Teil von Shanghai über die Polizeirechte verfügte, wurde die Konferenz auf einem Boot in der Nähe der Stadt abgeschlossen. Da die Aufzeichnungen der Teilnehmer unterschiedliche Daten enthielten, faßte das Zentralkomitee 1941 den Beschluß über das Gründungsdatum der KP Chinas: 1. Juli 1921.

 

2 Die acht weiteren Parteien entstanden in der neudemokratischen Revolution als Vertreter der nationalen Bourgeoisie und verschiedener Schichten, die die neudemokratische Revolution unterstützten bzw. akzeptierten. Diese Parteien leisten heute einen Beitrag bei der Gestaltung der sozialistischen Gesellschaft.

 

3 Die Politische Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes (PKKCV) ist ein beratendes Organ in der Volksrepublik China, das der politischen Willensbildung dient und aus Mitgliedern aller neun zugelassenen Parteien sowie Vertretern von Massenorganisationen und der nationalen Minderheiten des Landes besteht. [Die PKKCV wurde 1949 bereits vor Ausrufung der Volksrepublik gegründet.]

 

Rolf Berthold war lange Jahre als Diplomat, von 1982 bis 1990 als Botschafter der DDR in der Volksrepublik China tätig. Er ist Mitarbeiter der Zeitschrift Rotfuchs und Autor zahlreicher Publikationen zum Thema; zuletzt erschien von ihm im Verlag Wiljo Heinen: Chinas Weg. 60 Jahre Volksrepublik, Berlin 2009, 302 S., 12 Euro

 

junge Welt

 

via http://www.kominform.at/article.php/20110630202057197

 

 

Veröffentlicht in Kommunisten

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post
G
<br /> <br /> die ddr-führung hat ihren staat selbst ausgeliefert, nach und vor vielmaligen verbeugungen vor der überlegenen produktivkraftentwicklung im westen und vor der bis heute dem realsozialistischen<br /> diskurs (nebst demokratie-theater) in sachen untertanen-einbindung überlegenen echten demokratischen hetze.<br /> <br /> <br /> -:-<br /> <br /> <br /> angebliche "praxisorientierte marxisten" argumentieren an dieser faktenlage entlang dem gesichtspunkt "... historische bedingungen ungünstig ... klappe zu ..." herum. das zumindest hat man aus<br /> kuba bislang nicht gehört, vieles andere, zuletzt auch viel "ökonomisch vernünftiges" leider schon.<br /> <br /> <br /> <br />
Antworten
G
<br /> <br /> Es war keine authentische "Revolution".<br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> Diese gegenseitige Bedingtheit von DDR und SU ist die Meinung von Krenz, doch wie jämmerlich muss es sein, wenn ein Staat nur in Abhängigkeit von der Existenz der SU existieren kann? Dann stellt<br /> sich sehr wohl die Frage welche Legitimation die DDR als Staat hatte? Es wird nicht besser. Zu Gorbatschow will ich bewusst nichts sagen.<br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> Das haben die Menschen in der DDR gewusst, dennoch hat der Markt, der Konsum gesiegt. Ich finde es ja auch nicht so gut.<br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> Partizipation hat es in der Schule gegeben, Solibasar, die passende Uniform dazu. Flaschen und Gläser sammeln, alles von oben vorbestimmt. Später auf der Arbeit gab es keine Partizipation und<br /> kann mich daran 0,0 erinnern. Das Leben in der DDR kann man nur verstehen wenn man da gelebt hat. Es war einfach, aber auch anstrengend, die Ideologie und die Phrasen zu ertragen war nicht so<br /> einfach. Das der normale Mensch sich davon nicht angesprochen fühlte kann ich verstehen. Man kann nicht permanent über die Sprache auf Menschen einwirken auch wenn es gut gemeint ist, da müssen<br /> andere Methoden gefunden werden, statt nur an die Arbeitsmoral und -norm zu erinnern. Menschen müssen gezwungen werden, und natürlich in Freiheit. Eben durch ein Arbeitsgesetz, das die Menschen<br /> anspornt. Menschen müssen auch etwas zu verlieren haben, erst dann scheinen sie zu begreifen, dass man dadurch nur dazugewinnt. Aber diese Dogmen der Errungenschaften haben wir schon besprochen<br /> und das ist das Manko an den Kommunisten. Es gibt genügend Hebel um das Leistungsprinzip durchzusetzen, aber Kommunisten schaffen es einfach nicht. <br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> Das überrascht mich nicht.<br /> <br /> <br /> <br />
Antworten
G
<br /> <br /> Holla, das ist doch mal eine Antwort!<br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> Daraus interpretiere ich, dass die "Revolution" mit Bajonetten in den Ostblock kam, als "nicht authentische Revolution". ..."wurden diese Gesellschaften tatsächlich revolutioniert und es entstand eine neue Gesellschaftsordnung." Ja, aber nicht<br /> nachhaltig, sonst...<br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> "Mit dem "Geschichtsautomatismus" habe ich es nicht." Na doch: "Wäre die Rote Armee nicht gewesen, hätte es auf dem Gebiet der späteren DDR keine Revolution gegeben, und villeicht hätten sich<br /> auch nicht in allen osteuropäischen Staaten die Kommunisten durchgesetzt." Die Kommunisten wurden nur am Anfang in der CSSR gewählt, was ja beachtlich war. Der postulierte Stilstand, "weil es zu<br /> wenig Leute wollen" wirkt auf mich etwas befremdlich, aber ich bin natürlich kein Zeitzeuge. Glaube schon, dass es einen Wunsch nach einer neuen Gesellschaft gegeben hat, das beweist ja gerade<br /> die Wahl in der CSSR. Allein diese Wahl war revolutionär, nur was dann folgte war es wohl kaum noch... Genau das ist das Problem. <br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> Aus einem gewissen geschichtlichen Abstand muss man sagen, das die Idee der EU klar gewonnen hat, und sich auch die Produktivkraftentwicklung beschleunigt hat. Auch wenn SIe das nicht erfreut,<br /> die Konterevolution kann doch auch als Entwicklungsstufe zu einer besseren Gesellschaft interpretiert werden. Es ist eben so, das der Staatssozialismus eine derbe Ermangelung an Demokratie war.<br /> Die bürgerlichen Freiheiten waren nicht gegeben. <br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> Wenn man nun trotz der "nicht authentischen Revolution", die Zeit für den Aufbau einer soz. Demokratie genutzt hätte, dann hätte ich das<br /> sogar, von der konkreten Geschichte des Niedergangs des Kapitalismus in Form des Faschismus, verstanden. Aber Partizipation war nicht gewollt, dann wären vllt. auch Menschen aus der BRD gekommen.<br /> Partizipation und Vergesellschaftung der Produktionsmittel, das sich man einmischen konnte. Das wäre die Einzige Alternative gewesen...<br /> <br /> <br /> <br />
Antworten
S
<br /> <br /> "Nicht authentisch": Ich bitte genau zu lesen. Dass ich das in Anführung gesetzt habe, hat einen Sinn. Ich zitiere quasi zusammenfassend die westlichen Urteile (und sicher auch die vieler<br /> ehemaliger DDR-Bürger) über den Sozialismus in der DDR.<br /> <br /> <br /> Nicht nachhaltig ? - Ich finde, vierzig Jahre unter so verzweifelt schwierigen Bedingungen ist ein ganz schönes Weilchen. Und allen Gerüchten zum Trotz ist der Sozialismus in der DDR nicht an<br /> sich selbst zugrunde gegangen, sondern zugrunde gerichtet worden. Gorbatschow hat die DDR praktisch an die BRD ausgeliefert, und die hat natürlich zugeschnappt.<br /> <br /> <br /> "... die Konterevolution kann doch auch als Entwicklungsstufe zu einer besseren Gesellschaft interpretiert werden." - Im Ernst ? Bei mittlerweile mindestens neun Millionen Leuten in Deutschland,<br /> die entweder keine Arbeit haben oder Drecksjobs, von denen sie nicht leben können ? Was die Produktivkraftentwicklung angeht, verweise ich auf diesen Text: http://kritische-massen.over-blog.de/article-fur-oder-gegen-eu-eine-frage-des-klassenstandpunkts-77688585.html <br /> <br /> <br /> "Partizipation war nicht gewollt" (in der DDR). Das ist doch einfach nicht wahr. Erstens gab es Partizipation in einem Umfang, der in der BRD - von wegen Demokratie, wenn man darunter mehr als<br /> alle vier Jahre Kreuzchenmalen versteht - nicht einmal denkbar ist. Zweitens hat die SED, wo die Leute lieber ihrem Privatkram nachgingen als sich gesellschaftlich zu engagieren, doch<br /> geradezu um Beteiligung gebettelt.<br /> <br /> <br /> "Wäre die Rote Armee nicht gewesen ..." - Allerdings, glücklicherweise. Anderenfalls wäre nämlich die US-Armee gewesen und der Westen hätte sich Osteuropa so hergerichtet, wie es seinen<br /> Interessen entsprochen hätte - und wie es das leider wieder gross gewordene Deutschland in Konkurrenz zu den USA, Frankreich etc. gerade tut. Es war doch immer davon die Rede gewesen, dass<br /> Osteuropa nach der Pfeife des Kreml tanzen muss. Na - und nach wessen Pfeife tanzt es jetzt ? Der soziale Inhalt dieser Pfeifereien ist allerdings gerade einer dem dem andern<br /> entgegengesetzt. <br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> <br />
G
<br /> <br /> <br /> Hm..., na gut, muss ich so hinnehmen. Tja, die Konterrevolution kann es nur gegeben haben, wenn es eine Revolution gegeben hat. Der Ostblock erfüllt diese Voraussetzung nicht. Die SU schon, da<br /> ist das rev. Erbe nicht gepflegt worden, was in Anbetracht der Geschichte auch schwer fallen würde.<br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> Ich sehe die Geschichtsschreibung weniger abstrakt wissenschaftlich, sondern muss diese vom Menschen auch in Form des freien Willens bewerkstelligt werden. So würden es auch Geistes- und<br /> Sozialwissenschaftler sehen. Wie ich schon zitierte: "Aber Sozialismus als eine Art Übergang – schon da wird es schwierig, weil in manchen linken<br /> Traditionen eine Art Geschichtsautomatismus gemeint ist, den es nicht gibt."<br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> Zur Ideologietheorie kann ich leider nichts sagen, weil ich den Artikel nicht finde, tatsächlich ein sehr interessantes Thema.<br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> Interessant, auch wegen seiner "Wende": http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-79051550.html<br /> <br /> <br /> <br />
Antworten
S
<br /> <br /> Revolution: Wäre die Rote Armee nicht gewesen, hätte es auf dem Gebiet der späteren DDR keine Revolution gegeben, und villeicht hätten sich auch nicht in allen osteuropäischen Staaten die<br /> Kommunisten durchgesetzt. Das ist schon wahr. Das war auch immer ein Makel - "nicht authentisch". Aber von dieser unromantischen Entstehungsgeschichte abgesehen, wurden diese Gesellschaften<br /> tatsächlich revolutioniert und es entstand eine neue Gesellschaftsordnung.<br /> <br /> <br /> Mit dem "Geschichtsautomatismus" habe ich es nicht. Aber mit Revolution (oder welcher gesellschaftlichen Veränderung auch immer) als blossem Willensakt auch nicht. Geistiger Horizont und Wille<br /> einerseits und Produktionsverhältnisse hängen schon systematisch miteinander zusammen, wenn auch das Denken nicht einfach ein Reflex ist, sondern "Freiheitsgrade" hat; so dass z. B. historisch<br /> anstehende Veränderungen (die immer mit der Produktivkraftentwicklung verbunden sind) möglicherweise nicht durchsetzen, weil es zu wenig Leute wollen. Dann geht es aber nicht einfach weiter,<br /> sondern fangen solche Gesellschaften an zu verfaulen und niederzugehen. Da sind mir verfrühte Revolutionen, die auch ihre Problematik haben - das trifft m. E. in gewisser Weise auf die<br /> Oktoberrevolution zu - oder von aussen beeinflusste doch lieber.<br /> <br /> <br /> <br />
G
<br /> <br /> Mal ein interessanter Artikel, geschrieben von einem alten SED-Mitglied. Nur frage ich mich auf welche Konterrevolution sich in den Ostblockländern hier berufen wird? Was oder besser gesagt<br /> welcher historische Vorgang soll hierzu herangezogen werden, der für diese Annahme herzuhalten hat? Oder anderes gesagt: Erfordert das nicht "eine genaue Analyse der Klassenverhältnisse und der<br /> gesellschaftlichen Situation?" Waren die Klassenverhältnisse und - interessen so gegliedert, dass es in Umkehrung des Postulates der Konterevolution einen planmäßigen Aufbau des Sozialismus<br /> gerechtfertigt hätte? Von welcher Revolution wird hier gesprochen? Oder geht es vielmehr um eine "strategische Orientierung" eines Landes (als abstraktes Rechtssubjekt), dass im Bann der<br /> Geschichte ein überkommene Ordnung abstreifte? "Aber Sozialismus als eine Art Übergang – schon da wird es schwierig, weil in manchen linken Traditionen eine Art Geschichtsautomatismus gemeint<br /> ist, den es nicht gibt."  Frau Ditfurth spricht dann weiter von der Anpassungsfähigkeit des Kapitalismus, der, wenn die Oppositionsbewegungen abflauen, sich diese Ideen zu eigen macht, sie<br /> "absaugt".<br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> Geschichte wird sicher von Menschen gemacht, aber eine sozialistische Geschichte zu schreiben ist umso schwieriger, wenn man die Masse nicht einberechnet, die dazu fähig sein muss. Und das ist<br /> von der konkreten historischen Situation, der Klassenstruktur und - interessen, aber auch von gesellschaftlichen Kräften, also vom politischen Willen und Handlungsbewusstsein eines jeden<br /> Einzelnen als Individuum, so aber auch in Wechselwirkung zur Gesellschaft selbst möglich. So ganz kann ich da dem Autor also nicht folgen, denn die Linken müssen sich schon fragen inwieweit Macht<br /> legitimiert ist bzw. wie man Macht überhaupt ausübt. Einfach einen Staat aufbauen, ist zu einfach. Auch die SU stand als Kollos auf tönernen Füßen, trotz Rev. Wieso? Fachleute der<br /> Ideologietheorie haben sich dazu Gedanken gemacht, wenn auch zu spät.<br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> Das Bürgertum hat die Frage nach der Legitimation der Macht viel besser verstanden und setzt das auch viel konsequenter durch, nicht verwechseln, hier geht es nicht um die Wahl als<br /> rechtsstaatliches Verfahren, das zur Macht schließlich legitimiert. Sondern vielmehr darum, was die herrschende Klasse "herstellen" muss, damit sie gewählt wird. Auch hier lernt der entwickelte<br /> Kapitalismus sehr schnell, die Kommunisten aber nicht. Letztere streiten sich, überall ideologische Grabenkämpfe, obwohl keine reale Macht vorhanden ist, redet dann Frau Wegener nach der Wahl von<br /> Organen. Der Kreis schliesst sich, eben wenig Ahnung davon wie man Menschen dazu bringt die ideologische Seite zu wechseln.<br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> Auch beim DKP-Pressefest sind ja nicht wenige versammelt, aber bei der Wahl zeigt sich dann das wahre Kräfteverhältnis...<br /> <br /> <br /> <br />
Antworten
S
<br /> <br /> Das ist ein ganzer Haufen von Fragen. Darunter sind einige, die mich auch interessieren und zu denen in diesem Blog auch einiges steht. (Das Ding wird allerdings allmählich ziemlich<br /> unübersichtlich.) Am einschlägigsten sind die Rubriken "Kommunisten"und "Sozialismus".<br /> <br /> <br /> Die Eingangsfrage ist m. E. einfach zu beantworten: "Glasnost und Perestroijka", die "Wende" in der DDR und Entsprechendes in den übrigen COMECON-Staaten: Das war sie, die Konterrevolution.<br /> <br /> <br /> <br />