Neues aus dem Kongo
Kongos Kommunisten gründeten ihre Partei
„Im Geiste von Marx, Nkrumah, Che und Fidel"
Am 17. Januar – auf den Tag 50 Jahre nach dem von westlichen Geheimdiensten
in Auftrag gegebenen und durch einheimische
Handlanger des Imperialismus verü bten Mord an Patrice Lumumba, dem ersten freigewä hlten Regierungschef der Republik Kongo – versammelten sich in der Hauptstadt Kinshasa Tausende Mitglieder und Sympathisanten zum ersten Meeting der gerade gegrü ndeten Kongolesischen Kommunistischen
Partei (PC.CO).
Tony Busselen, der fur die Wochenzeitung „Solidaire" in die Demokratische Republik Kongo als Sonderkorrespondent entsandte Spezialist der Belgischen Partei der Arbeit (PTB), verwies in seinem Bericht auf anfangs von ihm gehegte Zweifel. Kann eine marxistische Partei in einem hochreligiosen Land mit einer jahrzehntelang antikommunistisch indoktrinierten Bevölkerung überhaupt Einfluss gewinnen? fragte er sich. (Er hatte Erfahrungen aus dem Portugal der 70er Jahre dabei zu Rate ziehen konnen!) Der PTB-Sonderkorrespondent musste seine Bedenken an Ort und Stelle abbauen.
Zunächst hatte ein dreitagiges Seminar mit etwa 130 Kadern der neuen Partei stattgefunden. Im Mittelpunkt der Debatten stand dabei die Realisierung kommunistischer Prinzipien unter den Bedingungen eines Landes der Dritten Welt sowie die exakte Analyse der in Kongo wirkenden Klassenkräfte. Sylvere Bosawa, Generalsekretar der PC.CO, stellte in seiner Rede auf einer anschliesenden Kundgebung fest, es gehe weder um eine karitative Organisation
noch um Kumpanei, bei der irgendwelcheGeschenke verteilt wurden, sondern um
die Gründung einer politischen Formation, deren Ziel der Sozialismus „im Sinne von Marx, Kwame Nkrumah (eines bedeutenden ghanaischen Marxisten – d.R.), Che Guevara und Fidel Castro" sei. Schon während des Seminars war unterstrichen worden, das die PC.CO einen spezifischen Platz in der kongolesischen Gesellschaft anstrebe, sei sie doch die einzige
Partei des Landes, die den Sozialismus und damit die Aufhebung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen auf ihre Fahnen geschrieben habe.
Bei der Kundgebung war der Geist Patrice Lumumbas –im übertragenen Sinne – zugegen, auch wenn dieser grosse Sohn Afrikas selbst kein Kommunist gewesen ist. Die PC.CO betrachtet sich ubrigens auch als jene Partei Kongos, die eine Volksdemokratie nach den Vorstellungen des 2001 ebenfalls ermordeten linken Prasidenten Laurent Kabila errichten will. Dieser hatte 1997 die zum blutigen Tyrannen aufgestiegene langjahrige CIA-Marionette Mobutu von der Macht vertrieben und den Versuch unternommen, mit Hilfe bereits vielerorts entstandener Komitees der Volksmacht die Herrschaftsverhaltnisse grundlegend zu verändern. Dabei ging es Kabila zugleich um wirkliche Unabhangigkeit und die schrittweise Hebung des äusserst bescheidenen Lebensniveaus der Massen.
Die derzeitige Politik der kongolesischen Staatsfuhrung unter Präsident Joseph Kabila – Laurents Sohn – stellt im Vergleich mit der jahrzehntelangen Mobutu-Ära und der düsteren Periode zwischen 2003 und 2006 einen deutlichen Fortschritt dar, wobei der massive imperialistische Druck auf Kongo naturlich andauert. Doch der Ausbau der politischen und okonomischen Beziehungen mit China bringt Kinshasa Entlastung.
Die PC.CO unterstü tzt die Kandidatur Joseph Kabilas bei den am Jahresende fä lligen Präsidentschaftswahlen in dem Wissen, das die äusseren und inneren Feinde einer unabhängigen Entwicklung Kongosalles unternehmen werden, um eine weitere
Amtsperiode dieses Mannes zu verhindern. Die kongolesischen Kommunisten gehen davon aus, das die Opposition gegen den derzeitigen Staats- und Regierungschef die
Absicht verfolgt,„den Neokolonialismus zu restaurieren und den Weg einer Modernisierung
des Landes zu versperren".
http://www.rotfuchs.net/Zeitung/Aktuell/RF-159-04-11.pdf