Ostermärsche 2011: Mehr ist nicht genug.

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

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Mit gut 140 000 geben die Veranstalter die Zahl der Teilnehmer an. De,omstriert wurde in ca. hundert Städten. Die Parolen richteten sich im Zeichen Fukushimas hauptsächlich gegen die Atomindustrie, die Kriege gegen Afghanistan und Libyen und generell die Kriegspolitik der NATO-Staaten waren das zweite Hauptthema. Friedens-Aktivisten und Atomwirtschafts-Gegner, Anhänger von Linkspartei und Grünen, Kommunisten und andere "Linke links von der Linkspartei" stellten das Gros der Teilnehmer.

 

Die Zahl der Teilnehmer und der Demonstrationen im Jahr 2011 zeigen einen gewissen Aufschwung der traditionsreichen Ostermarschbewegung. Aber auf die Strasse ging nur ein kleiner Teil der Menschen, die die Parolen des Ostermarsch für mehr oder weniger richtig halten. Eine kleine Aufbruchsstimmung ist da, aber sie erfasst die Masse der Menschen noch nicht so, dass sie auch aktiv Partei ergreifen würden. Damit spiegeln die Ostermärsche den allgemeineren Stand gesellschaftlicher Unzufriedenheit: Sie ist weit verbreitet, erfasst bei manchen Themen die Mehrheit der Bevölkerung, zwingt die Herrschenden zum Lavieren - wie z. B. die angebliche Kehrtwende der Merkel-Regierung in der Atompolitik zeigt -, macht umsichtige Lügenmanöver "notwendig" wie das Vorschieben von Menschenrechten als "Begründung" der Einmischungs- und Kriegspolitik gegen missliebige Staaten, die sich nicht der Oberhoheit der Imperialisten unterwerfen. Aber für die millionenfache Teilnahme an Bewegungen wie den Ostermärschen reicht es noch nicht. Das Warten auf wieder besser werdende Zeiten, die Mutlosigkeit des "Die da oben machen ja ohnehin, was sie wollen", das Gefühl, "trotz allem" lebe man in einem Land wie Deutschland immer noch in einem Fettauge auf der globalen Wassersuppe, die Scheu, sich öffentlich zu einer Sache zu bekennen, lähmen die Unzufriedenen und Besorgten noch. Der Siedepunkt, an dem die gesellschaftlichen Verhältnisse zu brodeln beginnen, ist noch nicht erreicht.

 

Aber die Wirklichkeit ist unerbittlich. Eine Intervention nach der andern wird in Afrika und Asien vom Zaun gebrochen. Der Zug Richtung Dritter Weltkrieg rollt. Die Weltwirtschaftskrise schwelt weiter. Trotz des Zwischenaufschwungs in Deutschland leben an die zehn Millionen an der Armutsgrenze. "Gute Arbeit" wird weniger, unterbezahlte Drecksjobs breiten sich immer mehr aus. Die Lohnerhöhungen selbst in den noch tariflich bezahlten Bereichen sind so kläglich, dass sie von den Preissteigerungen und den immer weiter wachsenden Abgaben an den Staat mehr als aufgefressen werden. Das Leben wird für die Masse der Bevölkerung nicht besser, sondern eher schlechter - für die untersten Schichten in existenzbedrohender Weiese, aber auch für die, die sich zu den "Mittelschichten" zählen, mehr und mehr spürbar.

 

Mal sehen, wie die Ostermärsche 2012 aussehen werden. Wir sind, scheint mir, nahe an einem Punkt, an dem sie sich verzehnfachen könnten.

 

 

Veröffentlicht in Deutschland

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