Seltsame Vernetzungen
Immer wieder finde ich mein Blog von Internet-Medien empfohlen, die querfrontig ausgerichtet sind. "Wenn dich deine Freunde loben ..." - Mache ich also etwas falsch ? Wer ein paar Beiträge in meinem Blog liest, kann mich als Kommunisten verorten. Und trotzdem gibt es Tage, an denen ein paarhundert Zugriffe von Schall und Rauch, von Anhängern des Gesellschen "Echtgeldes" und dergleichen Medien kommen, mit denen ich nichts zu tun haben möchte. Anderen geht es auch so. In nicht wenigen rechten Medien steht z. B. die junge welt auf der Favoritenliste.
Wahrscheinlich hat das mehrere Gründe. Erstens gibt es viele Betreiber von Blogs, die politisch so verwirrt sind, dass sie wirklich Links von Rechts nicht unterscheiden können und deren einziges Auswahl-Kriterium die "Kritik am System" ist, das ihnen irgendwie "stinkt", von dem sie aber nichts begreifen. Finden sie irgendwo etwas, das gegen das verhasste "System" gerichtet ist, verlinken sie es eben. Andere stellen sich bewusst in den Dienst der "Querfrontstrategie", um das Publikum im Sinne eines Jürgen Elsässer zu verwirren. Die oberflächliche, hilflos wütende, an reaktionären Idealen - genauer: Spintisierereien - ausgerichtete "Systemkritik", die zweifellos im von der Krise gebeutelten Kleinbürgertum wachsenden Anhang findet, wird von diesen Leuten - die zum Teil selber reaktionäre Spinner sind, zum Teil den politischen Analphabetismus, den profunden Mangel an Wissen über die Gesellschaft zynisch manipulieren - benutzt, ausgebeutet und politisch ausgerichtet. Gesponnen wird da an der Umlenkung der Nöte und Ängste und der nostalgischen Verklärung einer angeblich besseren Vergangenheit in Richtung einer rechten Sammlungsbewegung, die das wachsende Unbehagen auffangen, dessen kritischer Wendung nach links den Weg verlegen und es im Gegenteil in eine Reserve der Kapitalherrschaft verwandeln will.
Dafür, dass solche Manipulationen Erfolg haben können, gibt es genügend geschichtliche Beispiele. Immer, wenn die staatsbürgerlichen Tugenden des Spiessers erodieren und der Normalzustand des Duckens, der Anpassung, der Feigheit und des Privatisierens ins Wanken gerät, entstehen solche politischen Strömungen zum Teil spontan, zum Teil umsichtig gelenkt von denen, gegen die sich die aufkeimende Wut eigentlich richtet. Der schäbige kleine Spinner Hitler wurde von den Ruhrbaronen zum "grossen Führer" gemacht - unter der falschen Flagge "national" und "sozialistisch", im Namen der Kritik am "raffenden" Kapital, vor dem das "schaffende" Kapital geschützt werden müsse. Heute sind es die Le-Pen-bewegung in Frankreich, Bossis Lega Nord und die Faschisten in Italien, Orbans Partei und Jobbik in Ungarn, die Tea Party-Bewegung, die idiotisierten Klerikalen und des rechtsradikalen Teils der "Republikaner" in den USA, die dieses Geschäft besorgen.
In Deutschland gibt es Nachholbedarf. Das Integrationspotential der etablierten bürgerlichen Parteien deckt den Bedarf nur noch schlecht. In seinem Vorhof, der "Politikverdrossenheit", brodelt es. Eine neue Partei "liegt in der Luft". "Anti-EU" und "anti-Euro" wird sie sein müssen, "radikal-demokratisch" im selben Sinn, wie die Nazis "sozialistisch" waren, mit einem "alternativen" Touch zwecks Einsammlung der Esoteriker, "Bio"- und Umwelt-Bewegten. Diskrete kräftige Finanzhilfe aus einigen Konzern- und Bankkassen - und die Sache steht. Der Boden ist bereitet, die kleinen Führerlein sind etabliert genug, um unter ihnen einen grossen auswählen zu können. Wahrscheinlich tut es vorerst eine Übergangsfigur, und es würde sich nicht schlecht machen, trüge sie einen honorigen Professorentitel. Bloss die grosse Kohle fliesst noch nicht. Es tröpfelt vorerst nur.
In den Zusammenhang gehören die Internet-Medien, die, zum Teil aus Dummheit, zum Teil aus Berechnung, "Lechts und Rinks verwechsern" und zu einer trüben Suppe verrühren - NNE und Schall und Rauch und tausend Blogger, welchletztere in der Masse zu den Dummen zählen, die nicht wissen, was sie tun, die aber durchsetzt sind von mehr oder weniger geschickt getarnten Faschisten wie Der Honigmann oder Inge09.
Die Einschätzung wäre unvollständig, würde man die Betreuung des Unzufriedenen-Potentials von der Seite des Staats und der Monopol-Medien ausser Acht lassen. Springer und Bertelsmann rühren die Suppe wie einst Hugenberg. Und mit dem Konzept der "Zivilgesellschaft" wird jede authentische Bewegung von unten von den jeweils themenzuständigen "NGOs" nach Möglichkeit vereinnahmt und kanalisiert, um jedwede wirkliche Bewegung zu einem Pseudo zu machen, die mit "Fördermitteln staatlich alimentiert und mit Spitzeln und Führungsagenten durchsetzt wird.
Kann man denn gar niemandem trauen ? Nein, kann man nicht, nicht unbedacht. Das verbreitete und angebrachte Misstrauen ist ein für die Mächtigen nützliches Nebenprodukt. Wenn man immer mehrmals um die Ecke denken muss, um zu erkennen, wer was wirklich will und womit er das möglicherweise tarnt, muss schon ziemlich motoviert sein, um sich das anzutun. Alle anderen lassen dann vorsichtshalber die Finger weg und bleiben stille Beobachter - mehr oder weniger dauernd auf dem Sprung, "endlich was zu tun", aber doch nicht springend. Und von diesen Menschen im Wartestand kann dann vielleicht auch noch AVAAZ eine Unterschrift für irgendein Pseudo-Anliegen abstauben.
Ich empfehle, im Gewirr der schwärenden Ideen und immer neuen politischen Moden darauf zu achten, was die Kommunisten zu sagen haben. Wir irren uns auch und machen Fehler, und auch hier ist nicht immer drin, was draufsteht. Aber bei uns ist reichlich Wissen darüber gespeichert, mit welchen Tricks der Klassenfeind arbeitet, und im besten Fall wird das jeweils aktuell auf wissenschaftlichem Niveau erfasst.
Zum Thema Authenzität und Pseudo reisst kranichos in seinem opablog ein paar Gesichtspunkte an, die es lohnen, näher bedacht zu werden: http://opablog.net/2012/03/08/masken-symbole/