Understatement goes China

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

Die Tugend des Understatements schreibt man ja gemeinhin den Briten zu. Vielleicht war daran etwas zu den Zeiten, als die britische Flotte die Weltmeere beherrschte. Wer wirklich mächtig ist, braucht nicht zu protzen und kann leicht mehr sein als scheinen. Vorbei, diese Zeiten, falls es sie jemals gegeben hat. Heute bringt Grossbritannien einen aggressionsgedopten Pudel nach dem andern hervor. Anstatt Understatement Gekläffe und anstatt mehr sein mehr scheinen. Längst schon unfähig, wirklich auf eigene Rechnung auf grossen Raub auszugehen, tat ein gewisser Pudel Blair - erinnert sich jemand ? - gross mit Irak und tut  heute ein gewisser Pudel Cameron mit Libyen gross, wenn der Leitwolf erlaubt, die Zähne in Schwächere zu schlagen. Das ist noch erbärmlicher als das Benehmen des deutschen Schäferhunds, der mit gelegentlicher Renitenz signalisiert, dass er auch gern ein richtiges Alphatier wäre und wenn, nur mit der Schnauze gleichauf auf Jagd geht, wenn es zur eigenen Jagd denn noch nicht reicht.

 

Understatement ist irgendwie mein Thema. Aber eh ich drauf komme, schweife ich noch auf einen anderen Allgemeinplatz ab - das Bild von "etwas durch die Blume sagen". Kommt dieses Bild aus Frankreich ? Ich weiss nicht genau. Aus dem heutigen Frankreich kommt es jedenfalls nicht. An Sarkozy gedacht, wäre "etwas durch die Stinkmorchel gesagt" jedenfalls treffender. Oder kommt das Bild doch aus Asien, vielleicht aus China, wo es schon eine verfeinerte höfische Kultur gegeben haben soll, als man in Europa noch nicht bis Drei zählen konnte ? Ja China vielleicht, und die Kommunisten, die sich dort überhaupt als zwar wählerisch, aber doch sehr gelehrig in den Dingen zeigen, die zu lernen sich lohnt, haben vielleicht ein wenig von dem wenigen Guten am feudalen Erbe übernommen, nämlich zum Beispiel "durch die Blume sprechen" gelernt.

 

Ende des Thema-Umkreisens. Wir sind bei China, Understatement und durch die Blume reden. Das geht zum Beispiel so:

 

german.china.org.cn: "Generalstabschef: China ist unfähig, die USA herauszufordern." Das hat er selbst gesagt, schreibt german.china, nämlich in Washington, wo er seinen Amtskollegen besucht hat. Und er war sogar noch bescheidener: "Chinas Generalstabchef zufolge komme es momentan überhaupt nicht in Frage, dass China mit seinen neuen Waffen die Position der USA in der Welt stürzen wolle oder könne. Das entspreche nicht der chinesischen Kultur, und China sei zudem unfähig.

Zuletzt bekräftigte Chen, China sei zwar bereits zur zweigrößten Volkswirtschaft weltweit geworden, aber das Pro-Kopf-GDP belege bloß einen Platz hinter über 100 Ländern der Welt."

 

Durch die Blume reden können die chinesischen Kommunisten aber auch. Da war, erwähnt german.china, nämlich Herr Gates seinerseits im Januar in Peking - " ... nach mehrmonatigem Warten auf diese Reise ...". Und als man ihn in Peking zu Ende hatte warten und kommen lassen, "sei er zwar begrüßt worden, jedoch vom "zufälligen Testflug" des neuen chinesischen Tarnkappenjets J-20." - Es sind halt doch Kommunisten, das kann man schon nicht mehr durch die Blume reden, das war mehr ein Holzhammer. Fünf Monate später flötet jedoch der chinesische Generalstabschef in Washington, wo ihn niemand hat warten lassen, durch die Blume: "Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Vorsitzenden der Joint Chiefs of Staff, Admiral Michael G. Mullen, erklärte Chen Bingde, der Testflug von J-20 sei keine Provokation gegenüber den USA gewesen. Auch Minister Gates nahm damals an, sagte er, dass der Testflug nichts mit seinem Besuch zu tun gehabt hätte." Ganz schön diplomatisch-blumig hört sich das an, finde ich. Ich stelle mir das süsssaure Lächeln des Admiral Mullen vor und kann mir meinerseits ein schadenfrohes nicht verkneifen.

 

Nun sind aber Understatement und durch die Blume reden nicht alles. Wo nötig, muss auch Tacheles geredet werden. Darauf versteht man sich in Peking schon auch:

 

"Weiter sagte Chen Bingde, dass beide, die USA und die EU, Waffenlieferungen an China verbieten. Dennoch sei der "Kampfeswille des chinesischen Volkes" entflammt. Durch harte Bemühungen hätten die Chinesen nun eigene Hightech-Waffen entwickeln können."

 

Allerdings - und das ist weder diplomatisches durch die Blume reden noch Understatement, sondern die Generallinie der chinesischen Kommunisten - sagt der Generalstabschef diesen Satz auch, der vermutlich das öfter einmal befremdliche Agieren Chinas auf der "internationalen Bühne" erklärt:  "China wird sich weiterhin auf die Wirtschaftsentwicklung und die Verbesserung des Lebens konzentrieren."

 

Der kleine unscheinbare Text, der es bei genauerem Lesen in sich hat, steht hier:

http://german.china.org.cn/international/2011-05/19/content_22597855.htm

 

 

Veröffentlicht in China

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