Bedingungsloses Grundeinkommen und Zwangsarbeit

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

Dieser Blogeintrag http://gedankenerbrechen.wordpress.com/2011/08/08/reichsarbeitsdienst-2-0/  von modesty ist der Anlass, ein Thema aufzugreifen, das mir in den Blogs, die ich verfolge, immer wieder einmal "über den Weg läuft": bedingungsloses Grundeinkommen. Das ist ja eine Idee, die viele Leute sympathisch finden. Eine Art kostenloser - da nicht beitragsfinanzierter - Rente für alle von der Wiege bis zur Bahre in existenzsichernder Höhe wäre in der Tat eine feine Sache. Das wäre nachgerade Sozialismus. Arbeit würde sich damit auch für all diejenigen, die kein Vermögen besitzen, von dem sie leben können, von einer Existenznotwendigkeit zu einer freiwilligen Angelegenheit, zu einem Bedürfnis verwandeln, dem man aus freien Stücken nachkommen kann oder auch nicht. - Und das auf der Grundlage des Kapitalismus ! 

 

Es ist bestimmt kein Zufall, dass die Idee von Leuten aufgegriffen wird, die auch sonst gern Illusionen über den Kapitalismus verbreiten, wie der Grünen-Partei, oder Leuten, die sich  auch sonst gern über die Möglichkeiten täuschen, das Leben im Kapitalismus menschlicher zu machen, wie das leider bei vielen Anhängern der Linkspartei verbreitet ist. Die Idee gehört zu dem Ideen-Komplex der sogenannten "systemüberwindenden Reformen", der sich dadurch auszeichnet, dass es sich um gedachte Reformen handelt, die entweder auf dem Boden des Kapitalismus nicht realisierbar sind oder sich bei der Umsetzung des Gedachten in die Praxis in das Gegenteil des eigentlich Angestrebten verwandeln.

 

Eben um Letzteres handelt es sich bei der Idee des bedingunsglosen Grundeinkommens. Die gleichmässige Verteilung der gesellschaftlichen Reichtumsproduktion auf alle würde bedeuten, die Leute um ihren Profit zu bringen, die ihn sich bisher aneignen - die Kapitalisten. Man kann diesen Reichtum ja nicht zweimal verteilen. Wenn die einen ihn kriegen, ist er für die anderen weg.

 

Dem steht eine Kleinigkeit entgegen: die bestehende Eigentumsordnung, die eben gerade gewährleistet, dass den Eigentümern der Produktionsmittel logischerweise auch die Ergebnisse der Produktion gehören. Und machen soll das der Staat, also die Institution, deren vornehmste Aufgabe es ist, die bestehende Ordnung aufrecht zu erhalten und zu schützen. Eine aberwitzige Vorstellung, dass per Parlamentsbeschluss der Sozialismus quasi durch die Hintertür eingeführt werden könnte. Die Wirklichkeit ist, dass Unternehmerverbände und Bertelsmann inzwischen schon Gesetzestexte austüfteln, die dann von den Damen und Herren Volksvertretern abgenickt werden. Und diese Damen und Herren sollen - vielleicht vor lauter Angst vor "öffentlichem Druck" ? - das bedingungslose Grundeinkommen einführen ? - Vergesst es, Leute. Das ist einfach Quatsch.

 

Kein Quatsch ist, dass man mit dieser "schönen Idee" allerlei ziemlich Unschönes anstellen kann. Es ist wie mit der Religion: Theoretisch ist alles Liebe, Friede, Freude, Eierkuchen. Praktisch ist da der Papst, die christlich-abendländische Wertegemeinschaft, der Kreuzritterkrieg gegen "die da hinten - da unten". Wie man, ganz entsprechend, vom bedingungslosen Grundeinkommen zur Zwangsarbeit kommen kann, erörtert modesty am Beispiel irgeneines CDU-Kreuzritters im oben verlinkten Text. Für die Arbeitslosen gibt es heute schon ein realitätszurechtgestutztes Grundeinkommen. Es heisst Harzt IV.

 

Es bleibt dabei: Wer ein menschlicheres Leben haben will, muss revoluzzen. Da hilft kein Grundeinkommens-Putzen.

Veröffentlicht in Kultur und Gesellschaft

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R
<br /> <br /> Ich denke, ein bedingungsloses Grundeinkommen ohne ein Recht auf Arbeit macht keinen Sinn. Ideal wäre, wenn beides zusammenkommt, aber das wird bis zum entwickelten Sozialismus warten müssen.<br /> Heute ist es doch so, dass viele Leute ihre Arbeitskraft zum Schleuderpreis verkaufen, nur um für die Gesellschaft etwas (vermeintlich) Nützliches zu tun, auch wenn es kaum mehr als den<br /> Hartz-Regelsatz einbringt. Das eigentliche Problem ist also, die Menschen unfreiwillig aufs Abstellgleis zu schieben. Ein bedingungsloses Grundeinkommen allein ändert daran qualitativ überhaupt<br /> nichts.<br /> <br /> <br /> <br />
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S
<br /> <br /> Sehe ich ähnlich. Sinnvoll und durchsetzbar scheint mir ein gesetzlicher Mindestlohn zu sein. Aber auch der fällt nicht vom Himmel sondern bräuchte eine mächtige gerwerkschaftliche und politische<br /> Bewegung.<br /> <br /> <br /> <br />