Zur Strategie des deutschen Imperialismus
Die UZ veröffentlichte den folgenden Artikel zur in der DKP umstrittenen Einschätzung der EU. Köbele ist einer der stellvertretenden Vorsitzenden der Partei.
Zur Strategie des deutschen Imperialismus Von Patrik Köbele |
Scherzhaft könnte man sagen, "die Kommunisten, die deutsche und österreichische Linke haben es geschafft". Endlich: Leo Mayer, Conrad Schuhler und Walter Baier diskutieren auf Augenhöhe mit dem Chef des Ifo-Instituts, Sinn, dem Euro-Gruppen-Chef Juncker (Ministerpräsident Luxemburgs), Währungskommissar Rehn, Klaus Rehling, dem Chef des Euro-Rettungsfonds und anderen. So zumindest suggeriert es die UZ im Artikel "Fliegt Griechenland aus dem Euro?" (20. 5. 2011). Man könnte lächeln, wenn nicht gleichzeitig eine Analyse und Strategie transportiert würde, die aus meiner Sicht beide fehlerhaft sind. Im grundsätzlichen Unterschied zur Linie des Artikels sehe ich die Eckpunkte der Kapitalstrategie des deutschen Imperialismus:
Nun, was dagegen tun? Dies lässt sich nur auf der Basis zentraler Grundfragen beantworten:
Nach Leo Mayer gibt es nur den Weg, der europäischen Integration eine andere Richtung und einen anderen Inhalt zu geben. "Die Versuche, losgelöste nationale Antworten auf die Krise zu geben, sind ein Spiel mit dem Feuer." Die Forderung nach dem Austritt "eines Landes aus der Eurozone oder der EU weisen wir (?) zurück, weil sie unter den gegenwärtigen Macht- und Kräfteverhältnissen ´konservativ´ sind und sogar gefährliche nationalistische, reaktionäre Positionen befördern können." Diese Orientierung hilft aber den kämpfenden Arbeitern in Griechenland, Spanien und Portugal wenig und uns selbst erst recht nicht. Die nachgeschobene Begründung, dass die "Rückkehr zu einer entwerteten nationalen Währung (...) die Inanspruchnahme des Internationalen Währungsfonds unausweichlich machen (würde)", ist wenig stichhaltig, sind diese Länder doch gerade in diesem Würgegriff und wälzen die Lasten daraus auf die nationalen Abteilungen der Arbeiterklasse ab. Mir scheint es notwendig, die Kämpfe auf nationaler Ebene zu organisieren. Dabei muss der proletarischen Internationalismus - vor allem in der deutschen Arbeiterklasse - wieder eine stärkere Rolle spielen. In Abhängigkeit vom jeweiligen Kräfteverhältnis kann auch die Forderung "Austritt aus der EU" sinnvoll sein. Unter den gegebenen Bedingungen halte ich die Forderung "Austritt aus der EU" in Deutschland nicht für angebracht, das ist aber vor allem der Defensive der Arbeiterbewegung geschuldet. Das bedeutet keineswegs, dass ich nicht die EU selbst als einen Raum für zu führenden Klassenkampf sehe, das Primat liegt derzeit aber eindeutig, wie es die Realität der Kämpfe beweist, in den einzelnen Staaten. Und, selbst ein zu wünschender gesamteuropäischer Aufschwung der Klassenkämpfe würde eher zur Überwindung der EU denn zu ihrer fortschrittlichen Reformierung führen. In Deutschland notwendig ist die Entwicklung von Kämpfen, in denen Klassenbewusstsein entstehen kann und der Kampf um das Wiederentstehen von proletarischem Internationalismus. Proletarischer Internationalismus kann aber auch bedeuten, dass wir das nationale Selbstbestimmungsrecht, z. B. auf Austritt aus der EU von heutigen EU-Ländern, verteidigen müssen. Wenn Kämpfe der Arbeiterklasse, z. B. in Portugal oder Griechenland, derzeit Erfolg haben würden, dann würde der Verbleib in der EU die Zerschlagung ihrer Erfolge bedeuten.
Quelle: http://www.dkp-online.de/uz/ |