90 Jahre KP Portugals

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

Mit heissem Herzen haben wir damals die portugiesische Nelkenrevolution verfolgt. Ich erinnere mich, dass der MSB Spartakus, die der DKP nahestehende Studentenorganisation, das Geld für einen Traktor zusammengesammlet hat, den wir einer der neuen Landarbeiter-Genossenschaften im Alentejo schenkten. Das Bauernland im Süden war eine Hochburg der Kommunisten. Für die Landarbeiter bedeutete die Revolution, das Joch der Grossgrundbesitzer endlich abzuschütteln und den Boden auf eigene Rechnung zu bewirtschaften. Eine gute Weile hielt sich die Revolution und kam sozusagen dicht an die Möglichkeit heran, sozialistische Ziele ins Auge zu fassen.

 

Aber es gab als Feind nicht nur die verkommene, aber herrschaftserfahrene Salazar-Bourgeoisie. In ganz Westeuropa und von jenseits des Atlantik sahen die Milliardäre mit Sorge auf Portugal, den Funken, der einen Flächenbrand in Südeuropa hätte entzünden können. Und sie sahen nicht bloss drauf, sondern handelten. Die deutsche Bourgeoisie z. B. hiess ihren bewährten Nothelfer SPD, etwas zu unternehmen. Das Geld floss an Herrn Soares, der eine wichtige Rolle spielte bei der Umleitung der revolutionären Flut in den brackigen toten Arm der bürgerlichen Demokratie, unter Aufrechterhaltung der alten Eigentumsverhältnisse - auf die kam es an. Die Parteien, in denen sich die abgehalfterten Faschisten sammelten, wurden von der CDU/CSU unterstützt. Und in die Reihen der Revolutionäre selbst wurden Agenten geschleust, die mit pseudorevolutionären Sprüchen, damals unter dem Label "Maoisten", provozierten und Verwirrung stifteten. Einer dieser Superrevolutionäre war übrigens der heutige EU-Funktionär Barroso, eine zwielichtige Figur also auch damals schon.

 

Die portugiesische kommunistische Partei unter ihrem legendären Vorsitzenden Alavaro Cunhal war damals ein Motor der Revolution. Aber die Bourgeoisie war zu stark. Sie konnrte nicht entgültig geworfen werden. Es blieb nicht anderes übrig, als einen geordneten Rückzug im Klassenkrieg anzutreten. Das gelang, und die portugiesische KP ist bis heute eine starke und einflussreiche Partei mit einer klaren politischen Linie. Sie hat die schön klingenden "Erneuerungen", die die ehemals grossen kommunistischen Massenparteien in Spanien, Frankeich und Italien heruntergewritschaftet haben, nicht mitgemacht, und wenn die nächste Welle revolutionärer Erhebungen kommt, wird in Portugal eine erfahrene und fähige KP bereitstehen.

 

Für de Partei war die Nelkenrevolution nur ein kleiner Abschnitt ihrer Geschichte. Klaus Steiniger zeichnet diese Geschichte anlässlich ihres 90jährigen Gründungstags nach:

 

http://www.jungewelt.de/2011/03-07/035.php

 

 

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