Dalai Lama kontra Panchen Lama

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

Die höchsten Würdenträger des Lamaismus, der tibetischen Variante des Buddhismus, sind Körper-Behälter, in die die Seele ihrer jeweiligen Vorgänger gefahren ist. Das ist praktisch die Regelung der feudalen Erbfolge auf nichtgeschlechtliche Weise. Der tibetische Feudalismus ist abhanden gekommen, aber seine Rituale werden noch gepflegt. Ist eine Inkarnation verblichen, wird stets ein Kind gefunden, in das die des verbrauchten Körpers verlustig gegangene Seele geschlüpft ist. Das finden die zuständigen Inkarnationssucher mittels untrüglicher Anzeichen heraus, schnappen sich das arme Kind und bringen ihm bei, dass es ein Lama ist.

 

Neben dem Dalai Lama ist der Panchen Lama ein Oberwürdenträger. Von der aktuellen Inkarnation laufen gleich zwei herum. Der Dalai Lama hat die eine finden lassen, der innertibetische Klerus eine andere. Viele westliche lamaistischen Gemeinden haben sich über der Frage, wer nun die richtige sei, gespalten. In Tibet selbst residiert jedenfalls der  "chinesische" Panchen Lama (traditionell, auch schon vor der Revolution, muss die chinesische Regierung den Gefundenen anerkennen). Er ist mittlerweile 21 Jahre alt und kraft seiner Würde Mitglied der Politischen Konsultativkonferenz, der quasi zweiten Kammer der chinesischen Volksvertretung, in der neben den verschiedenen Nationalitäten auch die verschiedenen Religionen Sitz und Stimme haben.

 

Bei german.china.org steht ein Interview mit dem jungen Mann, in dem er, sicher zum Ärger des verhinderten Gottkönigs im Exil, alle Fragen politisch äusserst korrekt beantwortet:

 

http://german.china.org.cn/china/archive/lianghui2011/2011-03/09/content_22095691.htm

 

 

Veröffentlicht in China

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