Versoehnliche Gesten Nordkoreas

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

Die KVDR-Nachrichtenagentur meldete gestern ein Meeting, an dem auch der Praesident der Obersten Volksversammlung - also etwa: Parlamentspraesident - Kim Yon Nam teilnahm. Anlass war der 10. Jahrestag der Unterzeichnung der "Gemeinsamen Erklaerung" Nord- und Suedkoreas, mit der die "Sonnenschein-Politik" eingeleitet worden war. Das Ereignis wird auch mit der Herausgabe einer Extra-Briefmarke gewuerdigt.

 

Nordkorea hatte auf die Anschuldigung, das suedkoreanische Kriegsschif Cheonan vor seiner Kueste versenkt zu haben, harsch reagiert. Jede Aggression werde man mit vernichtenden Gegenschlaegen beantworten. Meeting und Briefmarke sind jetzt Signale, dass Nordkorea nicht an einer Fortsetzung der erhoehten Spannungen gelegen ist, sondern an einer Fortsetzung der "Sonnenschein-Politik".

 

In deren Verlauf waren die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen den beiden Staaten ausgebaut worden, u.a. mit einer auf nordkoreanischem Gebiet aufgebauten Sondernwirtschaftszone, in der auch suedkoreanische Multis investieren konnten.

 

Nordkorea versucht vermutlich, fuer die Rueckkehr zur Entspannungspolitik zwei Umstaende zu nutzen: Erstens ist die suedkoreanische Version des Cheonan-Untergangs fuer die internationale Oeffentlichkeit ziemlich unglaubwuerdig geworden, so dass man die Affaere zwar weiterbetreibt, aber mittlerweile deutlich tiefer haengt. Zweitens hat die suedkoreanische Rechtsregierung bei den gerade durchgefuehrten Wahlen der Distriktvertretungen und Buergermeister herbe Verluste erlitten - wohl ein Hinweis darauf, dass die suedkoreanische Bevoelkerung das "Umschalten" auf Kriegspolitik nicht traegt.

 

Die Cheonan-Affaere hatte die koreanische Halbinsel an den Rand des Krieges gebracht. Die Beschuldigungen gegen Nordkorea waren wohl konstruiert, eine false flag-Aktion. Es spricht viel dafuer, dass die Cheonan waehrend eines Seemanoevers in provokativer Naehe der nordkoreanischen Hoheitsgewaesser von der suedkoreanischen oder der USamerikanischen Marine selbst versenkt worden ist.

 

Dass Suedkorea daraus eine kriegstraechtige Affaere gemacht hat, kann nicht ohne Einverstaendnis der USA geschehen sein. Das Raenkepiel koennte damit zusammenhaengen, dass der riesige US-Stuetzpunkt auf der japanischen Okinawa-Insel politisch gefaehrdet ist. Seine "Notwendigkeit" "nachzuweisen" koennte der eigentliche Grund fuer die kuenstliche Verschaerfung der Spannungen zwischen den beiden Korea gewesen sein. Die japanische Regierung hatte sich dabei den Standpunkt Suedkoreas und der USA zu eigen gemacht und in die Drohungen gegen Nordkorea eingestimmt. Der US-Stuetzpunkt auf Okinawa bleibt nun unveraendert erhalten. Die Opposition eines Grossteils der japanischen Buerger dagegen hat den japanischen Premier, der damit ein zentrales Wahlversprechen brach, allerdings das Amt gekostet. Aber der Zweck ist erreicht. - Und damit auch der vermutliche Zweck der Cheonan-Affaere.

 

Deutlich wurde bei den juengsten Vorgaengen in Korea, wer fuer was steht.

 

Nordkorea hat keinerlei Interesse an einer gespannten Lage, stellt aber klar, dass es sich im Notfall nichts gefallen laesst. Das Hauptziel der KVDR ist, bis 2012 wirtschaftlich einen Sprung vorwaerts zu machen. Die Ruestungskosten sind dabei eine schwere Last.

 

Die USA und das von ihr abhaengige Regime in Suedkorea haben eine andere Interessenlage. Die unnatuerliche Anwesenheit von US-Truppen in Suedkorea seit jetzt mehr als einem halben Jahrhundert zwingt sie geradezu, immer wieder die Konfrontation zu suchen, weil dies die US-Stationierung "rechtfertigt". Die systematische Pflege des Propagandabildes von einem "bedrohlichen" Nordkorea ist eine Grundbedingung dafuer, dass sich die USA in Suedkorea halten und dort Atomwaffen stationiert lassen koennen.

 

Die VR China und Russland haben in der Cheonan-Affaere klargestellt, dass sie sich nicht vor den USamerikanischen Karren spannen lassen. Beide Staaten verfolgten eine klare Linie, die darauf gerichtet war, zu schlichten und einen Krieg zu vermeiden. Etwas anderes waere auch vom chiensischen und russischen Interessenstandpunkt aus absurd. Ein Konflikt, bei dem Nordkorea unterliegen koennte, wuerde zur Folge haben, dass die US-Armee direkt an der eigenen Grenze steht.

 

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s.auch: http://news.xinhuatnet.com/english2010/world/2010-06/14/c_13350142_2.htm  

 

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update: http://www.kcna.co.jp/index-e.htm

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