Abstimmungsverhalten der UN-Mitgliedsstaaten zur neuen Libyen-Resolution

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

Die neue Resolution der UNO, die von Grossbritannien eingebracht wurde, ist von der Vollversammlung der UNO mit grosser Mehrheit angenommen worden. Danach wird die "Flugverbotszone" aufrecht erhalten - faktisch ist das die "Erlaubnis" für die NATO, den Luftterror weiter auszuüben. Der von der NATO eingesetzte "Übergangsrat" wird als die neue Regierung Libyens anerkannt.  Die dem libyschen Staat gehörenden Auslandsguthaben werden für den Zugriff durch den "Übergangsrat" freigegeben. Die Belieferung dieses Regimes mit Waffen, schon lange ein Fakt, wird mit der Resolution von der UNO nun auch "offiziell abgesegnet. ( http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-09/un-resolution-libyen-sanktionen ). Alle Sanktionen gegen die rechtmässige libysche Regierung werden dagegen aufrecht erhalten ( http://www.handelsblatt.com/politik/international/die-zentralen-punkte-der-libyen-resolution/3968326.html ).

 

Wie die Resolution 1973 vom März 2011 gibt die neue Resolution den NATO-Aggressoren praktisch einen Freibrief für die Unterwerfung Libyens. Die UN-Mehrheit tritt damit ihre eigene Charta mit Füssen, nach der sie verpflichtet wäre, Libyen gegen einen Angriffskrieg beizustehen. Das in der UN-Charta formulierte Völkerrecht, nach dem die Souveränität der Staaten und ihre territoritoriale Integrität  unverletzlich sind, Angriffskriege verboten sind und die Mitgliedsstaaten verpflichtet sind, angegriffene andere Mitgliedsstaaten zu schützen, ist damit, wie schon in zahlreichen anderen Fällen, auch im Fall Libyen ausser Kraft gesetzt. Es wird ersetzt durch das von den imperialistischen Staaten aufgezwungenen neue "Völkerrecht", nach dem militärische Interventionen "im Namen der Menschenrechte" erlaubt sind.

 

Die UNO sanktioniert damit das Kriegs- und Eroberungsprogramm der imperialistischen Staaten. Die Funktion der UNO, als Deckmantel und Instrument imperialistischer Einmischungs- und Kriegspolitik zu dienen, ist einmal mehr bestätigt. So mancher der Staaten, die jetzt unter dem imperialistischen Druck dieser Resolution zugestimmt haben, leistet damit der eigenen Bedrohung mit Krieg Vorschub.

 

Die VR China, die sich bei der Resolution 1973 noch enthalten hatte, obwohl sie sie durch ein Veto hätte zu Fall bringen können, hat der neuen Resolution sogar zugestimmt. Das ist ein Bruch der Solidarität mit den Staaten, die ihre Freiheit und Unabhängigkeit verteidigen - eine Schande für ein sozialistisches Land, die nicht zu rechtfertigen ist.

Veröffentlicht in Afrika

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C
<br /> <br /> Danke Alexandra für Deine qualifizierte Erklärung!<br /> <br /> <br /> Als mittlerweile alter kommunistischer Kämpe überkommt mich mitunter der Zorn, wenn ich die Politik meiner internationalen Genossen nicht bergreife.<br /> <br /> <br /> Du hast mich zum Nachdenken in Ruhe gebracht.<br /> <br /> <br /> <br />
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A
<br /> <br /> Wenn ich Unrecht sehe, ist mein erster Reflex : Dreinschlagen. Denn eine Wut<br /> bemächtigt sich mir. Aber ich weiß, dass ich ohnmächtig bin. Dann erinnere ich mich der erlernten und mitunter erfolgreich angewandten Maximen, so z. B.: Wir Kommunisten brauchen heiße Herzen und<br /> einen kühlen Verstand.<br /> <br /> <br /> Die Infos über China sind, soweit von irgendwelchen deutschsprachigen (existiert<br /> auch für Frankreich in der Landessprache) Webseiten ausgestrahlt, nicht offiziell, d. h. kommen nicht von der chinesischen Regierung. Der Einstieg in einige chinesische Regierungsseiten ist<br /> manchmal über Links möglich, aber nur auf Englisch oder chinesisch zu haben.<br /> <br /> <br /> Grundsätzlich: Die chinesische Volksrepublik mengt sich gemäß den Prinzipien der<br /> Bantung-Konferenz (Vorläufer der UNO) nicht in innere Angelegenheiten fremder Staaten. Sie unterhält Beziehungen auf gleichrangiger Basis. Beziehungen zu Kadhaffis Regierung haben bestanden. Nun<br /> ist sie – als Tatsache zu respektieren – abgesetzt (ruhig bleiben!). Der Imperialismus hat wieder einmal gesiegt. Wir wissen, das letzte Wort ist nicht gesprochen.<br /> <br /> <br /> Wenn die ALBA-Staaten ihre Haltung ausdrücken, so ist das in Ordnung. Sie<br /> repräsentieren den progressiven amerikanischen Flügel unter ihren speziellen Bedingungen. Die VRCh hat in einer Pressekonferenz des Auswärtigen Amtes im Vorfeld der UNO-Gespräche vom 15.9.<br /> veröffentlicht, dass sie die Übergangsregierung anerkenne, auch in der UNO. Die VR China stellt sich hinter die AU, die eine Einbeziehung aller Kräfte Libyens in die Regierung fordern. Das<br /> libysche Volk habe über seinen Weg zu entscheiden.<br /> <br /> <br /> Was bleibt sonst zu tun? Die chinesische Armee nach Libyen oder in die USA zu<br /> schicken? Natürlich kann man gegen nahezu alles protestieren. Das ist unter gewissen Bedingungen sicher auch richtig. Wenn ein Land wie die VRChina allerdings in der Lage ist, andere Mittel zu<br /> nutzen, muss es handeln. Und sie tut es.<br /> <br /> <br /> Zu verfolgen bleiben (nicht erst seit heute) enorme Anstrengungen der chines.<br /> Seite im asiatischen und afrikanischen Raum. Es vergeht kaum ein Tag, dass nicht Gespräche mit Vertretern dieser Staaten geführt werden. Auch die Regierungsgespräche mit Griechenland vor einigen<br /> Monaten sind in diesem Kontext zu sehen. Also sage niemand, dass die VRCh nichts unternehme, um eine Bündnispolitik unabhängiger Staaten – vorerst in der UNO - zu forcieren. Zu Griechenland (oder<br /> Spanien): Natürlich wird auch versucht, imperialistische Bündnisse zu unterlaufen. Alles ist möglich und kann nutzen: Außer Krieg! Wir brauchen sicher alle einen sehr langen<br /> Atem.<br /> <br /> <br /> Wenn sich die chines. Regierung dem Protest der ALBA-Staaten nicht anschließt,<br /> heißt das n i c h t, dass sie sich nicht einig sind! Oder kennt jemand einen offiziellen Vorwurf dieser Staaten an die VR China?<br /> <br /> <br /> Wer die Möglichkeit hat, die Pressekonferenzen des chines. Auswärtigen Amtes zu verfolgen (zu<br /> finden leider kaum auf Deutsch, aber versucht es immer) bei den Botschaften der VRChina. Ich selbst nutze die Schweizer Botschaftsseite: http://www.china-embassy.ch/fra<br /> <br /> <br /> Aber langsam, es ist Diplomatensprache!<br /> <br /> <br /> <br />
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S
<br /> <br /> Ich dank Dir auch. Ein kluger Beitrag. Man muss wirklich berücksichtigen, dass Staatspolitik stets auf mehreren Ebenen läuft und dabie so Manches getan wird, das nicht öffentlich gemacht wird.<br /> <br /> <br /> Die prinzipielle Nichteinmischungspoliik Chinas ist für sich genommen schon ein Faktor, der für das "alte" Völkerrecht der UN-Charta eintritt und damit gegen das "neue" imperialistische<br /> Völker"recht" der Einmischung unter der verlogenen Berufung auf Menschenrechte wirkt.<br /> <br /> <br /> Gestern habe ich bei TeleSur Chavez und Morales. Chavez hat mit warmen Worten die Hilfe Chinas für die ALBA-Staaten und die fairen Wirtschaftsbeziehungen gelobt.<br /> <br /> <br /> Mir bleibt aber im Fall Libyen trotzdem ein "fader Geschmack", und ich glaube nicht, dass China keine andere Handlungsoption gehabt hätte.<br /> <br /> <br /> <br />
C
<br /> <br /> "Kommunistische" Bonzen verraten das libyische Volk.<br /> <br /> <br /> Kotz!!<br /> <br /> <br /> <br />
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S
<br /> <br /> Langsam. Die KP Chinas hat 80 Millionen Mitglieder und davon sind sicher Massen ehrliche Kommunisten, auchin der Führung. Auch aussenpolitisch gibt es Positives, etwa das Verhaältnis zu den<br /> ALBA-Staaten. Die Vertragsbeziehungen Chinas mit schwächeren Staaten sind weit fairer als die der Imperialisten.<br /> <br /> <br /> - Wie Alexandra schreibt - heisses Herz, aber kühler Kopf !<br /> <br /> <br /> <br />
C
<br /> <br /> Werter Genosse Sepp,<br /> <br /> <br /> Ich begreife es nicht, was die chinesischen Genossen da reitet, zumal allenthalben zu lesen ist, dass die libyische Volksarmee ihr Land recht erfolgreich gegen die NATO-Terroristen verteidigt.<br /> <br /> <br /> Vieleicht findest Du mal die offizielle Stellungnahme der KP Chinas.<br /> <br /> <br /> Immerhin ist die VR China als Hauptbeute der NATO-Räuber im Visier.<br /> <br /> <br /> Mit kommunistischem Gruß<br /> <br /> <br /> CArl Heinz<br /> <br /> <br /> <br />
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S
<br /> <br /> Es gibt bisher keine offizielle Stellungnahme, jedenfalls nicht in der englischsprachigen Xinhua-Website noch der der KP. In den redaktionellen Artikeln ist der westliche Sprachgebrauch<br /> übernommen.<br /> <br /> <br /> <br />
C
<br /> <br /> Bei China lässt sich seit den 60er-Jahren ein besonders abartiger außenpolitischer Kurs erkennen:<br /> <br /> <br /> Zuerst spaltet man das sozialistische Lager (damals zwar noch verbalradikal, aber auch schon zur Freude des Imperialismus),<br /> <br /> <br /> dann versucht man 1969, sowjetisches Gebiet zu erobern,<br /> <br /> <br /> man redet von "Sozialimperialismus"<br /> <br /> <br /> und bastelt sich daraufhin seine krude, nun rechtsabweichlerische, "Drei-Welten-Theorie", mit der man sogar die Faschisten (Chile usw.) unterstüzt, solange sie nur gegen die Sowjets<br /> sind,<br /> <br /> <br /> bricht 1978 die Hilfe an das sozialistische Albanien ab, überfällt ein Jahr später Vietnam,<br /> <br /> <br /> sagt, dass man den Imperialisten "nicht dauernd etwas vorwerfen könne" und unterstützt die "Wiedervereinigung" Deutschlands (siehe Botschaft Gorbatschows an Honecker 1985, in:<br /> Honecker-Gorbatschow, Vieraugengespräche)<br /> <br /> <br /> bis man schließlich der WTO beitritt, sich voll in das kapitalistische Weltsystem integriert, mit den USA auf "strategische Partnerschaft" geht, im Innern eine bürgerliche Liberalisierung<br /> vorantreibt, die libyschen "Rebellen" in Peking empfängt und sie schließlich vor den UN "anerkennt".<br /> <br /> <br /> China handelt seit den 60er-Jahren sehr zum Wohlgefallen des USA-Imperialismus. Was hat ein solches Land als Beobachter in der Bewegung der Blockfreien Staaten zu suchen?<br /> <br /> <br /> PS: Was ist eigentlich seit dem Kalten Krieg aus diesem Bündnis, das anfangs als Hoffnungsträger galt, geworden? Man hört nur noch wenig…<br /> <br /> <br /> <br />
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S
<br /> <br /> Zu Letzterem: Eines der führenden Länder der Blockfreien existiert nicht mehr - Jugoslawien. Das zweite ist unter US-Kuratel gestellt - Indonensien seit dem Machantritt des nun auch schon toten<br /> Bluthunds Suharto. Die "Bewegung der Blockfreien" hat wohl nicht zuletzt davon gelebt, dass sie zwischen dem "Osten" und dem "Westen" manövrierte.<br /> <br /> <br /> Die Liste der aussenpolitischen Schweinereien der VR China ist tatsächlich beeindruckend, und das scheint auch ganz unabhängig vom jeweiligen innenpolitischen Kurs zu sein.<br /> <br /> <br /> <br />