Ägypten: Warnschuss gegen westliche Einmischungspolitik

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

Das ägyptische Militäregime ist gegen eine Reihe sogenannter NGOs und ausländische Einrichtungen vorgegangen, unter ihnen die deutsche Konrad-Adenauer-Stiftung. Deren Büroräume wurden durchsucht und versiegelt, der Leiter von der Staatsanwaltschaft einbestellt. Das ist die Quittung für die unverschämte Einmischung der "zivilgesellschaftlichen" Organisationen aus den westlichen Staaten in die ägyptischen Angelegenheiten.

 

Pikanterweise wehrt sich gegen diese Einflussnahme ein Regime, das ansonsten enge Beziehungen zu den Entsendestaaten dieser Einrichtungen unterhält. Es geht hier nicht um die sogenannte Zivilgesellschaft oder Demokratie, von keiner Seite. Die Herrschenden in Ägypten versuchen lediglich, ihren eigenen Claim abzustecken und ihn vor allzu dreisten Eingriffen aus den USA und Westeuropa zu schützen. Achtzig Millionen Dollar sollen seit dem sogenannten arabischen Frühling von den Einmischungsländern nach Ägypten geflossen sein, mit denen, verteilt von Einrichtungen wie der Konrad-Adenauer-Stiftung, die veränderungswilligen Kräfte in Ägypten gekauft und zu Einflussorganisationen im Dienst des Westens "umprogrammiert" werden sollen. Auf EU-Ebene läuft ein ähnliches Projekt gerade mit Zielrichtung Osteuropa im Umfang von 100 Millionen an, das sich hauptsächlich gegen Weissrussland und die Ukraine richtet.

 

Das Beispiel Ägypten zeigt, wie massiv diese Einmischungsversuche betrieben werden. Aber es zeigt auch die Grenzen dieser Strategie, die unter dem wohlklingenden Titel "Unterstützung der Zivilgesellschaft und der Demokratie" betrieben werden. Selbst mit dem Westen eng verbundene Regimes können nicht zulassen, dass die innenpolitischen Verhältnisse des Staats, den sie beherrschen, praktisch unter die Kontrolle der imperialistischen Mächte gebracht werden. Sie würden sich damit vollends in deren Hand begeben und zu blossen Vasallen herabsinken. Um so weniger können sich das fortschrittliche, auf wirkliche eigene Souveränität bedachte Regierungen gefallen lassen.

 

Zu den riesigen Geldsummen, die auf Kosten der Steuerzahler in den "westlichen" Staaten in solche Projekte gesteckt werden, kommt noch ein anderer Preis: die Versteifung des Widerstands gegen äussere Einmischung in die inneren Angelegenheiten schwächerer Staaten. Die ideologischen Berufungstitel dieser Einmischung - "Zivilgesellschaft", "Deomokratie", "universelle Werte", "humanitäre Hilfe", "Menschenrechte" - werden zunehmend als Vorwand und Betrug durchschaut und die sogenannten NGOs als das, was sie sind: Einflussorganisationen des Imperialismus. Nicht nur in den betroffenen Ländern gibt es diesen Klärungsprozess, sondern auch in der Bevölkerung der imperialistischen Staaten selbst. Die Masche, die Einmischung auch noch mittels privater Spenden im Namen der "Mildtätigkeit" und des Mitleids mit den Armen anderswo finanzieren zu lassen, verfängt immer weniger. Die Bürger sind misstrauisch geworden gegenüber den Spendenappellen.

 

Das ist eine gute Entwicklung. Die Mitleidsindustrie im Dienst imperialistischer Einflussnahme muss ausgetrocknet werden. Ihr wirklicher Nutzen für Menschen in den armen Ländern ist minimal, der Schaden, den sie anrichten, oft beträchtlich. Angesichts der Ausbreitung der Armut im Westen selbst wird die Attitude "Die Reichen geben den Armen" allmählich auch schlicht lächerlich.

Veröffentlicht in Westliche Werte Boerse

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A
<br /> Die Botschaft der USA in Bagdad ist eine Art "Staat im Staat" - und so schnell werden die Iraker ihre "Freunde" auch nicht mehr los - das wird mit Lage und Anzahl des "diplomatischen" Personals<br /> auch bezweckt.<br /> <br /> <br /> Als Alternative zu US-Botschaften im Land sehe ich z.B. "Verbindungsbüros" im Dunstkreis der UNO in New York. Diplomatische Aufgaben von Botschaften? - das war gestern. Heutzutage sind das<br /> Überwachungs-, Diversions und Spionagezentralen (speziell hinsichtlich der USA).<br /> <br /> <br /> Wollen wirs hoffen das die Wirksamkeit der Stiftungen und NGOs ihre "Wirksamkeitshöhepunkt" überschritten haben. In Erinnerung ist mir das Treiben der "naumann-Stiftung" in Honduras belieben...<br /> <br /> <br /> Es wäre amüsant, wenn z.B. Peking/Caracas/Moskau/usw. eine "Beobachtungsstelle für *was_auch_immer*" in den USA installieren würde, oder Wahlbeobachtungskommissionen, oder eine Stifung, usw.<br /> <br /> <br /> Der Spieß müßte umgedreht werden! <br />
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S
<br /> <br /> Irak: Man mus wohlk davon ausgehen, dass die USA nah wie vor mehrere zehntausend Leute im Irak haben. Zu den "Botschaftsangehörigen" kommen ja noch die "privaten Sicherheitsdienste" und sicher<br /> Massn von Spitzeln.<br /> <br /> <br /> "Spiess umdrehen": Das liegt scheinbar nahe, einfach als Retourkutsche. Das Problem ist aber, dass man sich damit auf den Boden des Vöerrechtsbruchs stellt, den die imperialistischen Staaten<br /> permanent betrieben, indem sie die UNO-Charta ignorieren, in der die Souvberänität. Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten, das Verbot der Anwendung und der Drohung mit militärischer<br /> Gewalt und die Unverletzlichkleit des Bestandes und der Grenzen der Staaten festgelegt ist. Die USA (und die übrigen imperialistsichen Staaten) wollen das "vbershwinden lassen" und setzen dem ein<br /> "Recht" auf Intervention im Namen der Menschenrechte entgegen. Das läuft auf ungezügelte Kriegspolitik hinaus. Der Krieg - da sind die Räuber in ihrem Element. Die fortschrittlichen Kräfte und<br /> auf Unabhängigkeit bedachten Staaten sollten m. E. dem etwas anderes entgegensetzen: eine Politik der Vermeidung und Verhinderung von Kriegen, wo immer es geht, und Festhalten an der UN-Charta.<br /> <br /> <br /> <br />
A
<br /> Absolute Zustimmung!<br /> <br /> <br /> Aber: warum werden diese "Vereine" nicht aus den jeweiligen Ländern hochkant hinausgeworfen? Und ich würde noch einen Schritt weiter gehen: kann man nicht auf US-Botschaften im Land verzichten?<br /> <br /> <br /> Hier besteht dringend Handlungsbedarf.<br />
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S
<br /> "Hinauswerfen": Im Fall Ägyptens wird das die Militärjunta nicht wollen. Sie will ja nicht mit dem "Westen" brechen, sondern dass die Oberaufseher wenigstens ein gewisses Mass an Respekt gegenüber<br /> den örtlichen Machthabern an den Tag legen. Im Fall Irans wir es nicht viele "humanitäre" NGOs im Land geben. In Bolivien hat sich die Regierung Morales gerade mit einer<br /> "Menschenrechtsorganisation" angelegt, die die Indigenas gegen den Bau einer Strasse augehetzt hat, um die Ershliessung des Landes zu behindern. - Einen allgemeinen Rausschmiss wird es so schnell<br /> nicht geben. Aber mir shein, dass diese Diversionsmethode den Höhepunkt ihrer Wirksamkeit shon überschritten hat. Botschaften halte ich shon für notwendig. Da geht es um deren Beschränkung auf ihre<br /> diplomatischen Aufgaben. (Die "Botschaft" der USA im Irak zählt, habe ich gelesen 16 000 (!) Mitarbeiter ... Das werden wohl nicht alle Diplomaten sein.)<br /> <br /> <br />