Die Cubaboarischen. Ein Konzert in einem niederbayerischen Dorf

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

Mein Genosse F. sagt: "Komm, das schauen wir uns an." Er zeigt mir einen Artikel in der Landshuter Zeitung ueber die Cubaboarischen. Das sind sieben Maenner in Lederhosen und Trachtenjanker, die professionnell zusammen Musik machen und von sich sagen, Kuba sei ihre zweite Heimat. Ich bin skeptisch. Seit Buena Vista Social Club ist kubanische Musik ja irgendwie "in", -zig Bands versuchen, ein wenig von der Mode zu profitieren. Das ist zwar nichts Schlimmes, aber gleich einen ganzen Abend lang muss man sich das vielleicht nicht antun ?

 

Aber mein Genosse F. ist ein beharrlicher Mensch. Was bleibt ihm auch ueber ? Versuch mal, in Niederbayern Kommunist zu sein ohne Beharrlichkeit. Jedenfalls geht die Sache so aus, dass wir uns zu viert eine Stunde Autofahrt, einfache Strecke, antun - und drei Stunden Musik, im Saal des ehemaligen Klosters zu Johannesbrunn. Der Saal fuellt sich bis zum Bersten, lauter Leute aus dem Dorf und der Umgebung, gute 350 schaetze ich. Die waehlen doch alle CSU hier. - Das werden schon die richtigen Cubaboarischen sein, wenn sie eine solche Fan-Gemeinde haben ?!

 

Auftreten die Cubaboarischen, im Gaensemarsch durch den Saal auf die Buehne, einen bayerischen Marsch intonierend. Zum weiteren Verlauf des Abends kann ich nicht viel schreiben. Schreiben soll man ja mit Verstand, solche Emotioenchen wie Begeisterung haben da nichts zu suchen. Letztere kann ich aber nicht unterdruecken. Sie machen Musik wie die Goetter, die Cubaboarischen, oder wie die Kubaner eben. Und sie vermitteln eine Botschaft: Kultur, in dem Fall Musik, kann Voelker verbinden, in dem Fall das kubanische und das bayerische. Haben Sie schon mal gehoert, wie ein Zweifacher in Chachacha uebergeht, oder Gejodel in Salsa, oder Bayerisch in Spanisch ?  Und wie man ohne ein Wort Politik Respekt und Hochachtung, ja Zuneigung zwischen den Voelkern foerdert ? Ich schon, schon oefter, aber gestern erstaunlicherweise in einem niederbayerischen Bauerndorf. Das Publikum ist hingerissen. Zwischendurch erzaehlt einer der Musiker, lakonisch bayerisch, Geschichten ueber Kuba, das Land, die Leute, die Musik, Erlebnisse der Band auf Kuba, alles ohne den geringsten Beiton der ueblichen West-Ueberheblichkeit, ohne eine Spur von politisch korrektem Antikommunismus. Und auch aus dem Publikum gibt es nichts dergleichen.

 

Und wenn die Landshuter Zeitung morgen wieder schreibt, dass Kuba eine finstere totalitaere Diktatur ist ? - Keine Illusionen, denke ich, das wirkt immer noch. Aber an diesem Abend haben die Leute ein anderes Kuba kennengelernt. Und das wirkt auch.

 

Die dritte Zugabe ist eine Mischung aus dem beruehmten "Commandante", des Liedes ueber Che, und eines bekannten bayerischen Liedes ueber Wildschuetzen, die in bewaffneten Clinch mit dem Foerster kommen. Die bayerische Staatsregierung sollte ein Auge auf die Cubaboarischen werfen, falls sie es nicht schon getan hat, wg. Terrorismus-Verdacht. Und da das Publikum vor Begeisterung tobt, sollte sie auch ein Auge auf die Johannesbrunner werfen, samt Umgebung. Was ist denn da los ? Schwimmt da was weg ? Himmelvater hilf !

 

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Wer des Bayerischen und Spanischen maechtig ist - oder auch einfach nur saugute Musik hoeren will -, kann sich ja mal diese Seite angucken: http://www.diecubaboarischen.de

 

 

 

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