Spanien: Blaues Blut und lange Finger

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

Die FAZ bringt heute eine lustige Geschichte aus dem Königshaus, die allerdings von den Leuten, die wg. Krise ihre Miete oder Hypothek nicht mehr bezahlen können, für gar nicht so lustig gehalten werden könnte.  Königs gehören, sozusagen nebenbei, zu den grössten Kapitalisten Spaniens. Das Vermögen Ihro Majestät wird auf 1,7 Milliarden Euro geschätzt. Und jedes Jahr fliessen den adeligen Nichtsnutzen auf Kosten der Steuerzahler viele Millionen aus dem Staatssäckel zu. Jetzt ist ruchbar geworden, dass der Herzog von Palma, durchlauchtiger Gatte der jüngsten Königstochter, eine eigenartige Wohltätigkeit pflegt, die ihm wohl vor allem selber wohltut:

 

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/spanische-krisentage-in-der-koenigskasse-11567768.html

 

Übrigens ist es, wie in dem Artikel behauptet, nicht wahr, dass der gewöhnliche Spanier die Monarchie befürwortet. Die Republikaner, die sie abschaffen wollen, sind durchaus keine Randerscheinung, die nur von den Kommunisten repräsentiert wird. Ein grosser Teil der Bevölkerung ist republikanisch, auch viele Sozialdemokraten, obwohl deren Führung auf Königs nichts kommen lässt, und für die Anhänger der regional-nationalistischen Parteien ist das kastilische Königshaus ohnehin ein Symbol der verhassten kastilischen Oberherrschaft über die kleineren spanischen Nationen.

 

Kleine private Bemerkung nebenbei: Ich habe mit Ihro Majestät auch noch ein Hühnchen zu rupfen, deswegen: Ich sitz friedlich an der Mole des Hafens von Porto Petro beim Angeln. Draussen vor dem Hafen ankert die Königsyacht, wie fast jeden Sommer mal. Zwischen der Yacht - einem kleinen Ozeandampfer - und Porto Petro rauschen dauernd königliche Beiboote hin und her, ziemlich dicht an meinem Angelplatz vorbei, königliches Personal in schicken weissen Uniformen. Mir missfällt schon, dass sie so nahe rankommen und mein Angelgewässer aufwühlen. Und dann noch das: Ich werfe gerade aus, Haken und Blei und Silk sind noch nicht abgesunken, das flitzt so ein Boot heran, die Schraube verfängt sich in meinem Angelzeug, Silk und hundert Gramm Blei und Haken sind futsch. Ich weiss nicht, was man für Monarchenpack auf Spanisch (Kastilisch) sagt und schrei es ihnen auf Deutsch hinterher. Null Reaktion. Die schicken strammen Offizierchen Augen militärisch geradeaus, Nasen hoch. Auf "idiotas" reagieren sie auch nicht, obwohl man das als Spanier (Kastilier) gut versteht. - Ihro Majestät schuldet mir also, überschlägig gerechnet, drei Euro, der Aufwand für die Wiederbeschaffung von Blei und Haken noch gar nicht gerechnet. Aber nachdem man ihr (Ihro Majestät) die Jahres-Apanage von beiläufig 8,5 Millionen um fünf Prozent gekürzt hat, wg. Krise, werde ich da wohl nichts zu erwarten haben. Nieder mit den Bourbonen !

 

 

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A
<br /> Im FAZ-Artikel wird wieder auf die legendäre Rettung der spanischen Demokratie durch den König hingewiesen beim Tejero-Putsch. Nun, er hat sehr lange gezögert und sich dann auf die richtige Seite<br /> geschlagen! Damit war der Franco-Zögling dann rehabilitiert und neu positioniert als Verteidiger der Demokratie. Das war so perfekt, dass man sich fragen könnte, ob nicht die Putschisten genau zu<br /> diesem Zweck manipuliert und hereingelegt worden sein könnten? Aber wer weisst, vielleicht schlägt sich der Principe Felipe ja noch auf die Seite der Indignados und zeltet auf der Puerta del Sol?<br /> Damit wäre die Monarchie dann wohl wieder für eine Generation gerettet?<br />
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