Zur Geschichte des Afghanistankriegs. Kritik und Selbstkritik zu einem Kommentar

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

 

   

   

 

   

Selbstkritik

 

In diesem Blogeintrag http://kritische-massen.over-blog.de/article-das-andere-afghanistan-55977826.html ist mir ein aergerlicher Fehler unterlaufen. Ich habe behauptet, die revolutionaere Junta in Afghanistan habe 1978 den Koenig gestuerzt. Ich habe mich so sehr und zu Unrecht auf mein Gedaechtnis verlassen, dass ich auf der Behauptung sogar insistierte, als ich einem Kommentar auf den Fehler hingewiesen wurde.

 

- Das sollte nicht vorkommen, und ich werde daraus die Lehre ziehen, das einmal nachzusehen besser ist als zweimal ueberheblich auf mein Langzeitgedaechtnius zu vertrauen.

 

Besagter Kommentator insistierte in einer zweiten Zuschrift so:

 

1. Bitte machen sie sich ein wenig vertrauter mit der Geschichte des Landes, über welches sie schreiben. Es ist schlichtweg falsch, dass Afghanistan zur Zeit des kommunistischen Putsches eine Monarchie war. Zu diesem Zeitpunkt war Afghanistan bereits eine Republik, mit Mohammad Dawud Khan als Präsidenten.

Eigentlich mag ich ihren Blog, doch die Art und Weise wie sie solche Fakten übergehen und dass dann auch noch verteidigen, stimmt mich nachdenklich. Inwieweit sind ihre anderen Artikel ähnlich fehlerbehaftet, ohne dass es mir als unkundigem Leser auffällt?

2. Ihr Text suggeriert, dass die Befreiung der Frau, das allgemeine Wahlrecht etc. Errungenschaften der Kommunisten waren, was eben falsch ist. Schon Zahir Shah hat umfangreiche Reformen auf den Weg gebracht, ein Prozess der unter Dawud Khan fortgeführt wurde.

3. Sie machen es sich zu leicht, wenn sie den Widerstand gegen das kommunistische Regime auf böse westliche Einflüsterungen zurückführen. Das afghanische Volk hat sich gegen das Regime gewandt, weil es 1. korrupt war; 2. repressiv, politischer Dissens wurde nicht geduldet und Religion verteufelt ; 3. war das Regime wenig mehr als ein Handlanger Moskaus. Der Aufstand gegen das neue Regime war demnach ein Kampf für die nationale Unabhängigkeit.

4. Die rote Armee wollte tatsächlich nur helfen? Wahrlich, Flächenbombardments, Massenexekutionen und die Verminung des gesamten Landes sind ein wunderbares Mittel dazu. Oder sind all diese Dinge auch von westlichen Nachrichtendiensten erfunden worden?

Worauf ich hinaus will? Ich dachte das wäre deutlich geworden. Ich möchte mein Missfallen, ob ihrer Geschichtsrevision kundtun. Wenn sie mir nicht glauben "was" das kommunistische Regime in Afghanistan wirklich war, oder was von der Roten Armee zu halten ist, dann gehen sie nach Afghanistan und fragen sie die Leute dort. Nicht die Handvoll Exilanten, die aus Afghanistan geflohen ist, weil sie mit Vergeltung für ihre Verbrechen rechnen musste.

Wie gesagt, eigentlich mag ich ihren Blog. Doch Artikel wie dieser, lassen mich an der Verlässlichkeit ihrer Artikel zweifeln. Wer weiß ob nicht noch andere Artikel ideologisch gefärbt, oder schlecht recherchiert sind.

   

 

 

In dem einen Punkt - Afghanistan 1978 nicht Monarchie, sondern schon Republik - hat er recht. Im zweiten nicht, weil ich nicht behauptet habe, was unterstellt wird. Dem 3. und 4. Punkt widerspreche ich.

 

Widerspruch:

   

 

Es ist zwar wahr, dass schon unter der Monarchie und unter dem buergerlichen Putsch-Regime, das sie abgeloest hat, buergerlich-demokratische Reformen proklamiert wurden. Aber im ganzen Land wirklich durchgefuehrt wurden sie nicht, und sei es auch nur, weil die Zentralgewalt dazu zu schwach war. So standen sie nach der Machtuebernahme durch die PDPA unveraendert an. (Ich zitiere im Folgenden aus einem Text von Jochen Hippler, mit dem ich nicht in allen Wertungen einverstanden bin, der aber die charakteristischen Fakten bringt; http://www.jochen-hippler.de/Aufsatze/Afghanistan__Von_der__Volksdem/afghanistan__von_der__volksdem.html

 

Noch in den siebziger Jahren war das Rechtswesen in den Händen religiöser Gerichtshöfe, auf dem Land existierte kaum ein ordentliches Schulwesen, Frauen wurden für Brautgelder gekauft oder verkauft. 90 % der Bevölkerung insgesamt, 98 % der Frauen konnten weder lesen noch schreiben. Der jämmerliche Lebensstandard der Bevölkerung wurde durch ein Geflecht persönlicher Abhängigkeiten und Loyalitäten zementiert, Hoffnung auf sozialen Wandel und wirtschaftliche Entwicklung war gering.

...

 

In historischer Perspektive müssen die Ereignisse im Gefolge der "April-Revolution" von 1978 - einschließlich Bürgerkrieg - in diesem Zusammenhang betrachtet werden: als einer der periodisch wiederkehrenden und bisher immer gescheiterten Versuche, den Staatsapparat in Afghanistan zu stärken, funktionsfähig zu machen, und die entgegenstehenden partikularen Interessen zurückzudrängen. Eine nationalstaatliche "Modernisierung" und die Zurückdrängung oder Zerschlagung der anachronistischen sozialen und politischen Strukturen stand auf der Tagesordnung.

 

Wichtiger ist aber etwas anderes: Demokratische Reformen hatten keine Grundlage, so lange die alten Eigentumsverhaeltnisse und die mit ihnen verbundenen oertlichen/regionalen Machtstrukturen nicht angetastet wurden. Dies zu versuchen, blieb der revolutionaeren Regierung vorbehalten. Haette sie sich durchsetzen koennen, waere Afghanistan wirklich auf einen fortschrittlichen Weg gekommen. Eben darin bestand der Unterschied zwischen den Reformbestrebungen der Monarchie - die vielleicht am ehésten mit denen im Iran unter dem Regime des Schahs vergleichbar sind - und denen des nachfolgenden Daoud-Regimes mit der revolutionaeren Regierung, die 1978 die Macht ergriff.

 

Im April 1978 erfolgte in Afghanistan ein Umsturz, den seine Urheber als „April-Revolution" bezeichneten. Einige progressive Militäreinheiten, deren Offiziere mit der Demokratischen Volkspartei Afghanistans (PDPA) verbunden waren, stürzten die Regierung des Präsidenten Daoud, der 1973 selbst durch einen Putsch den König Zahir Shah von der Macht verdrängt hatte. Wenn aber der Ablauf des Regierungswechsels einem klassischen Staatsstreich glich, so ging es in der Substanz doch um weit mehr als um das bloße Austauschen von Personen: das Ziel war offen revolutionär, es ging um nichts weniger als eine völlige Umgestaltung der ökonomischen und politischen Verhältnisse des Landes, um eine nachholende Modernisierung, die die tradierten Machtstrukturen aufbrechen sollte. Diese Ziele waren nicht nur legitim, sie waren für die zukünftige Entwicklung Afghanistans und eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen auch sinnvoll und notwendig. Über die konkrete Praxis der PDPA ist damit allerdings noch nichts ausgesagt.

 

Die Massenbasis des Revolutionsregimes allerdings war verzweifelt klein. In dieser Hinsicht handelte es sich bei der Machtuebernahme der PDPA mehr um einen Putsch als um eine Massenbewegung.

 

Die Revolutionspartei PDPA war im Land kaum verankert. Ihre soziale Basis war höchst schmal, sie erstreckte sich im wesentlichen auf Intellektuelle, Studenten, Staatsbeamte, Lehrer oder Offiziere, geographisch gesehen auf die Hauptstadt und einige andere Städte. In der Landbevölkerung, also bei der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung, verfügte die PDPA praktisch über keinen Anhang. Anders ausgedrückt: die „April-Revolution" war nicht mehr als die Revolte bestimmter Teile der städtischen Mittelschichten gegen anachronistische Sozialstrukturen und einen inkompetenten und zunehmend repressiven Staatsapparat.

 

Erschwerend kam hinzu, dass die Revolutionaere untereinander auch noch zerstritten waren.

 

In dieser Situation eigener Schwäche und Isolierung begann die PDPA mit einem ambitiösen Programm sozioökonomischer Umgestaltung der afghanischen Gesellschaft. Die wichtigsten Punkte waren die Förderung der Gleichberechtigung der ethnischen Minderheiten, eine Landreform, Emanzipation der Frau und Erziehung für alle. Damit waren in der Tat zentrale Probleme der afghanischen Gesellschaft, vor deren Lösung alle früheren Regierungen zurückgeschreckt waren, ins Zentrum der Politik gerückt. Doch hinter dieser Ebene guter Vorsätze begannen die Schwierigkeiten.

Das Zusammentreffen des traditionellen, lokalen Autonomiestrebens, der Verkündung und ansatzweisen Durchführung sozialer Reformen und der Unsensibilität und teilweisen Brutalität der PDPA-Kader führten vom Beginn der April-Revolution an zu Widerstand auf dem Land, der - vor dem Hintergrund der afghanischen Geschichte nicht ungewöhnlich - sofort auch gewaltsame Formen annahm.

 

 

Wie die folgende Entwicklung bewies - was sich aber nachher leicht sagen laesst - hatten sich die Revolutionaere an dieser Aufgabe uebernommen. Bereits kurz nach der Machtuebernahme gerieten sie in eine Lage, in der sie sich ohne Hilfe von aussen nicht mehr halten konnten. Sie baten die SU um Hilfe.

 

Die PDPA setzte generell grosse Hoffnungen in den sozialistischen Nachbarstaat, waehrend die SU-Fuehrung ihrerseits deren Optimismus hinsichtlich der revolutionaeren Moeglichkeiten in Afghanistan eher nicht teilte. Es war die eigenstaendige Entscheidung der PDPA gewesen, den Umsturz zu wagen. Die SU-Fuehrung konnte sich danach nur noch zu dieser Tatsache verhalten. Sie half schliesslich nach einigem Zoegern militaerisch. Im Nachhinein muss man sagen, dass das eine falsche Entscheidung war. Aber es war eine schwierige Entscheidung, als sie getroffen werden musste. Sich dagegen zu entscheiden, haette bedeutet, Gleichgesinnte in einem unmittelbaren Nachbarland ihrem Schicksal zu uberlassen.

 

Wer stand gegen wen ?

 

"Sie machen es sich zu leicht, wenn den Widerstand gegen das (kommunistische) Regime auf westliche Einfluesterungen zurueckfuehren", schreibt der Kommentator.

Ja, das zu behaupten, waere zu einfach. Aber dass "das afghanische Volk" gegen das linke Regime aufstand, weil dieses korrupt und repressiv war, wie der Kommentar schreibt, ist auch zu einfach.

 

Objektiv stand auf der einen Seite ein Regime, das die erwaehnte Rueckstaendigkeit und Armut ueberwinden wollte, auf der anderen Seite die einheimische Reaktion, die um den Erhalt ihrer Pfruenden und Machtstellung kaempfte. Soweit Letzterer gelang, "das Volk" vor ihren Karren zu spannen, handelte dieses "Volk" gegen seine eigenen Interessen.

Wie dieser Kampf ausgegangen waere, wenn das innenpolitische Kraefteverhaeltnis dabei die entscheidende Rolle gespielt haette, laesst sich nicht sagen, weil von Anfang an die auslaendische Einmischung ein entscheidender Faktor war.

 

In der westlichen Öffentlichkeit waren die Mudschahedin in den achtziger Jahren häufig als "Freiheitskämpfer" betrachtet worden, die gegen die russischen Invasoren die Waffen erhoben hätten und deren Hauptziel darin bestehe, ihr Land von den Eindringlingen zu befreien. Diese Darstellung haben sie selbst jahrelang vertreten, häufig wurde sie für bare Münze genommen. Trotzdem ist sie falsch. Zwar war der bewaffnete Widerstand als Folge der sowjetischen Intervention deutlich gestärkt worden, aber er ging dieser voraus. Direkt nach der April-Revolution des Jahres 1978 hatten Mudschahedin-Gruppen unter anti-kommunistischen und islamistischen Vorzeichen bewaffnet gegen die Regierung gekämpft - häufig noch bevor diese ihre verhängnisvolle Politik auch nur beginnen konnte. Wenig beachtet wurde, daß manche Organisationen bereits deutlich vor dieser Zeit kämpften: ein pakistanischer General a.D. schilderte dem Verfasser ausführlich, wie er mit zwei Kollegen vom militärischen Geheimdienst ISI bereits 1971/72 begonnen hatte, die Mudschahedin aufzubauen. Dabei ging es der pakistanischen Regierung darum, nach ihrer Niederlage im Krieg gegen Indien und der Unabhängigkeit des ehemaligen Ostpakistans als Bangladesch ihre strategische Position in der Region zu verbessern. Deshalb sollten im Nachbarland Afghanistan (mit dem es historische Grenzstreitigkeiten gab) in allen Provinzen kleine, bewaffnete Gruppen als strategische, militärische Option aufgebaut werden. Dies hatte offensichtlich nichts mit „Kommunismus" oder einer sowjetischen Intervention zu tun, die ja erst Jahre später erfolgte. Obwohl diese Gruppen damals noch nicht „Mudschahedin" hießen – gegen den noch regierenden König Sahir Shah ließ sich schließlich kein „Heiliger Krieg" führen – waren Männer wie Rabbani und Hekmatyar (die später als Mudschahedinführer bekannt wurden) bereits in Führungspositionen. Das ISI führte die Operation bis zum Sturz der Regierung Zulfikar Ali Bhutto (1976) weiter, um sie auf Anweisung des neuen Regimes abzubrechen. Damit begann eine starke Fragmentierung der Gruppen, die auf der Suche nach Ersatz für die ausfallenden Finanzmittel in Konkurrenz zueinander gerieten und sich an unterschiedliche potentielle Förderer wandten, wie an Saudi Arabien, Libyen, usw.

 

Schon diese Einmischung waere ohne die wohlwollende Duldung der USA nicht moeglich gewesen. Aber die USA griffen auch selbst ein - nicht in einen Konflikt unmittelbar an der eigenen Grenze, wie das fuer die SU der Fall war, sondern in einen Konflikt, der, von den USA aus gesehen, auf der anderen Seite des Erdballs stattfand.

 

Ab 1978 begannen die USA als Reaktion auf die Machtübernahme der PDPA mit einer begrenzten logistischen und materiellen Hilfe für die Mudschahedin, ab 1980 wurden diese Maßnahmen massiv ausgeweitet und zur größten Operation der CIA in ihrer Geschichte. (Hervorhebung nicht im Original)

 

Dabei war den USA ziemlich egal, was die Kraefte, die sich gegen die Linskregierung erhoben, selber fuer Ziele hatten. Fuer sie ging es darum, unmittelbar an der sowjetischen Grenze eine Lage des Chaos zu schaffen, nicht zuzulassen, dass ein fortschrittliches Regime sich durchsetzte, der Roten Armee eine Niederlage beizufuegen und selbst in Afghanistan Fuss zu fassen. Dass die USA heute das Land besetzt halten, fing damals an. Ob die Kraefte, die sich gegen die PDPA erhoben, das wollten oder nicht, ist dafuer nicht ausschlaggebend. Objektiv, in der Konsequenz, wurden sie zu (freiwilligen oder unfreiwilligen) HiWis des Imperiums.

 

Der Widerstand gegen die PDPA-Regierung war politisch nicht homogen:

 

Insgesamt läßt sich feststellen, daß die Mudschahedin zwar einerseits tatsächlich als Reaktion auf radikale politische Veränderungen und externe Intervention begriffen werden müssen, aber – insbesondere auf Leitungsebene – zugleich von einer opportunistischen Söldnermentalität geprägt waren, die den persönlichen Nutzen über politische Erwägungen stellte. Vor diesem Hintergrund lassen sich die verschiedenen Parteien folgendermaßen charakterisieren:

1. Die wichtigsten und in den achtziger Jahren schlagkräftigsten Mudschahedin-Gruppen (wie Hisb und mit deutlichen Einschränkungen Jamiat) können als revolutionär-fundamentalistisch und islamistisch bezeichnet werden. Sie wollten, auf einem anderen Weg als die PDPA, Afghanistan ebenfalls zu einem zentralen, "nationalen" Staatswesen umformen, das dann als „islamischer Staat" von einer Kaderpartei geführt werden sollte. Jede Form von Demokratie oder auch nur das Wahlrecht für Frauen wären in diesem Konzept fehl am Platze.

2. Der andere Hauptflügel wurde in der Regel als der "gemäßigte" bezeichnet: Gemeint sind Gruppen, die einer eher traditionalistisch-fundamentalistischen Linie folgen, die das Afghanistan von gestern verkörpern, und das Afghanistan der traditionellen Abhängigkeiten und Ausbeutungsstrukturen wiedererrichten möchten. Sie sind prinzipiell pro-westlich orientiert und stehen nicht selten der theokratischen Herrschaft des saudi arabischen Königshauses nahe, von dem sie beträchtliche Summen erhalten.

Über diese beiden politischen Grundkonzeptionen wölbt sich schließlich eine eher "modern" anmutende Verhaltensweise: Kriegsgewinnler, Leute mit Söldnermentalität und Kräfte, die den Krieg insgesamt als Geschäft und zur persönlichen Bereicherung betreiben. Es ist kein Zufall, daß bis zu 70 % der US-amerikanischen Hilfsgelder in dunklen Kanälen verschwanden und bei den eigentlichen Kämpfern nie ankamen: geschäftstüchtige Mudschahedinführer verkauften Waffen und Nachschub in Pakistan auf eigene Rechnung, um unabhängig vom Verlauf des Krieges ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen.

Bereits während ihres angeblich „Heiligen Krieges" kämpften die Mudschahedin an zwei Fronten: einerseits leisteten sie Widerstand gegen die sowjetischen Truppen und die Regierung der PDPA, andererseits befanden sie sich in einem dauerhaften Krieg untereinander, der zum Teil um die Hegemonie im eigenen Lager, zum Teil um handfeste materielle Vorteile geführt wurde, wie etwa die Kontrolle der Opiumproduktion in der Provinz Helmand. Die Brutalität und Grausamkeit der Mudschahedin stand der ihrer Gegner in nichts nach. Anschläge auf Zivilisten mit Dutzenden von Toten, Abschüsse von Zivilflugzeugen, Massenerschießung von Gefangenen, Heroinhandel im großen Stil, Folter und andere Methoden der Konfliktaustragung waren immer an der Tagesordnung. Als die Mudschahedin im April 1992 die Macht in Kabul übernahmen, führte dies weder zum Frieden in Afghanistan, noch zu einer demokratischen oder die Menschenrechte achtenden Regierung. Es wurde nur eine neue Runde des Krieges eröffnet, die insbesondere sich in der Hauptstadt als verheerender erwies, als alles zuvor erlebte. Erst nach dem Sturz Präsident Nadschibullahs wurde Kabul weitgehend zerstört. Die Hauptkonfliktlinie verlief in dieser Zeit vor allem zwischen Präsident Rabbani und Ministerpräsident Hekmatyar. Von einer Lösung der sozialen und politischen Probleme des Landes oder dem wirtschaftlichen Wiederaufbau konnte unter solchen Umständen natürlich keine Rede sein.

 

Aber es waren nicht die unterschiedlichen und zum Teil gegensaetzlichen Motive und Zielsetzungen der Afghanen, die den Ausschlag gaben. Diese waren nicht viel mehr als das Material, das die USA fuer ihre Einmischung nutzten.

 

Fuer das Resultat der sowjetischen Einmischung, also die schmaehliche Niederlage der Roten Armee - und die Art ihrer Kriegfuehrung - kam ein Umstand zum Tragen, der zum Zeitpunkt des sowjetischen Einmarsches von keiner Seite einkalkuliert werden konnte: Mit Gorbatschow kam die letzte Phase der Agonie der SU, der Uebergang zur Konterrevolution. Dieser Liebling des Westens hatte kein politisches Interesse an einem Sieg der fiortschrittlichen Kraefte in Afghanistan. Auch das haben ungezaehlte Afghanen und sowjetische Soldaten mit ihrem Leben bezahlt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Afghanistan

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