Kuba: Radikale, aber geordnete Veränderungen
Keine Schocktherapien im sozialistischen Kuba | | |
Kuba |
Sonntag, den 17. April 2011 um 15:27 Uhr |
![]() Raúl Castro vor dem VI. Parteitag der PCC Diesem Parteitag dürfe nicht das selbe Schicksal wie früheren Kongressen beschieden sein, warnte Raúl. Deren Beschlüsse seien »fast alle vergessen und nicht umgesetzt« worden. Die Partei müsse auf allen Ebenen systematisch verjüngt werden, »von der Basis bis zu den Genossen, die die wichtigsten Verantwortlichkeiten ausüben, ohne davon den gegenwärtigen Präsidenten des Staats- und Ministerrats noch den auf diesem Parteitag zu wählenden Ersten Sekretär des Zentralkomitees auszunehmen«. Präsident ist Raúl selbst, und es wird damit gerechnet, dass er auch an der Parteispitze zunächst die Nachfolge seines Bruders Fidel Castro antreten wird. Die Partei verfüge trotz unternommener Anstrengungen derzeit nicht über eine »Reserve ausreichend vorbereiteter und erfahrener« Kader, räumte Raúl ein. Es habe sich in der Vergangenheit herausgestellt, dass die Auswahl jüngerer Vertreter nicht immer angemessen gewesen sei, so Castro. Damit spielte er auf den Fall des früheren Vizepräsidenten Carlos Lage und des damaligen Außenministers Felipe Pérez Roque an. Beide waren 2009 von ihren Ämtern entbunden worden, nachdem sie in Gespreächen mit ausländischen Geschäftsleuten offen über führende Genossen abgelästert und die Grundlagen des kubanischen Systems in Frage gestellt hatten. Dieses Problem müsse in den kommenden fünf Jahren gelöst werden, so Castro. Eine Stärkung der Parteistrukturen könne verhindern, dass Fehlbesetzungen oder Fehlentscheidungen der Führung das gesamte System gefährdeten. Künftig solle die Ausübung wichtiger Partei- und Staatsfunktionen auf maximal zwei fünfjährige Amtszeiten beschränkt werden. Eine Nationale Parteikonferenz soll Ende Januar 2012 über die Reform der Parteistrukturen entscheiden. Vor allem soll der Parteitag aber die Wirtschaftspolitik Kubas festlegen, die seit Monaten in unzähligen Basisversammlungen diskutiert worden ist. Das »übermäßig zentralisierte Modell« der derzeitigen kubanischen Ökonomie , müsse »geordnet, diszipliniert und unter Beteiligung der Arbeiter« in ein dezentralisiertes System überführt werden, so Raúl Castro. Dabei werde die sozialistische Planung vorherrschend bleiben. In Kuba werde es unter den Bedingungen des Sozialismus »niemals Raum für Schocktherapien zu Lasten der Schwächsten geben, wie sie häufig auf Druck des Internationalen Währungsfonds und anderer internationalen Wirtschaftsorganisationen auf dem Rücken der Völker der Dritten Welt durchgesetzt werden.« Zunehmend werde sogar die Bevölkerung der reichen Industrienationen zum Opfer dieser Politik, während ihre Protestdemonstrationen dagegen gewaltsam unterdrückt würden. Am Sonntag setzten die 997 anwesenden Delegierten ihre Beratungen in fünf Arbeitsgruppen fort. Auch hier beherrschte die Wirtschaftspolitik die Debatten. Insbesondere die Zukunft der berühmten »Libreta«, der Zuteilungskarte für rationierte Grundnahrungsmittel, erhitzt die Gemüter. Castro hatte in seiner Rede berichtet, dass die an den Parteitag herangetragenen Forderungen von ihrer sofortigen Abschaffung bis hin zu ihrer unveränderten Beibehaltung reichten. Diese habe sich aber in den letzten Jahren zu einer »unerträglichen Last für die Wirtschaft« entwickelt, zumal sie solch absurden Regelungen enthalte wie die, selbst Säuglingen Kaffee oder auch Nichtrauchern ein Kontingent Tabak zuzuteilen. Das sei sogar schon aus gesundheitspolitischen Gründen abzulehnen.
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Quelle: http://www.redglobe.de/amerika/cuba/4417-keine-schocktherapien-im-sozialistischen-kuba
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update
Ein erstaunlich sachlicher Artikel steht in der Online-Ausgabe der FAZ:
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update:
Ein Bericht bei amerika21:
"... So müsse klar sein, dass die Partei in erster Linie politische und moralische Leitlinien erarbeite. Diese seien jedoch als Vorschläge zu verstehen. Entscheidungen müssten bei den gewählten Gremien liegen, so Castro: "Wir müssen ein demokratisches System weiterentwickeln, bei dem die Aufgabenteilung klar geregelt ist."So müsse klar sein, dass die Partei in erster Linie politische und moralische Leitlinien erarbeite. Diese seien jedoch als Vorschläge zu verstehen. Entscheidungen müssten bei den gewählten Gremien liegen, so Castro: "Wir müssen ein demokratisches System weiterentwickeln, bei dem die Aufgabenteilung klar geregelt ist." ...Castro kritisierte, dass bei politischen Versammlungen zu viele Teilnehmer opportunistische Positionen vertreten, um an Posten zu gelangen. ...
Castro schloss in seine Kritik auch die Massenmedien ein. Fernsehen, Radio, Zeitungen und digitale Medien müssten die Revolution kritisch begleiten. Überall seien offene Auseinandersetzungen erforderlich, die auch Minderheits- und abweichende Meinungen berücksichtigen. ..." Volltext:
http://amerika21.de/nachrichten/2011/04/28440/pcc-parteitag-kuba
update:
Fidel zur grossen Demo anlässlich des 50. Jahrestags der Abwehr der US-Aggression am Vorabend des 6. Parteitags
http://de.cubadebate.cu/reflexionen-fidel/2011/04/17/die-militarparade-zum-50-jahrestag/
- Fidel, "Soldat der Ideen", Du bist ein Grosser !