Peking-Ente a la NYT

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

Darauf hatte ich schon gewartet: Vor dem Parteitag der KP Chinas muss doch eine westliche Medienkampagne kommen. Sie kam. - Regierungschef Jiabao ist Milliardär. 2,7 Milliarden Dollar hat er gescheffelt, verteilt auf seinen Familienclan. Das hat die New York Times "errechnet". Na also. Die kleine reiche Schicht von Kapitalisten und Spitzenfunktionären beutet die armen Chinesen aus. Die mögen das aber gar nicht, so dass eine tiefe Kluft zwischen diesen und jenen entsteht, und man wird schon noch sehen, wohin das führt.

 

Anwälte Jiabaos haben den Behauptungen, einer Reuter-Meldung von heute nach, widersprochen und Tante NYT mit Rechtsmitteln gedroht. "Die Mutter Wen Jiabaos hat außer ihrem gesetzmäßigen Lohn oder ihrer Rente nie ein anderes Einkommen oder Vermögen besessen." "„Einige Familienmitglieder sind in Unternehmen aktiv, aber in keine illegalen Aktivitäten verwickelt. Sie halten keine Anteile von Unternehmen."

 

Was soll´s. Die Ente ist serviert. Die Journaille bedient sich. Die Geschichte ist in der Welt, und wenn auch lückenlos und zweifelsfrei nachgewiesen würde, dass es sich um eine Ente handelt, bleibt doch was hängen. Das ist der Zweck der Übung.

 

Tante NYT zu verklagen, wäre auch ein gefundenes Fressen. Man hätte über Monate oder Jahre Stoff für Spekulationen. Freilich müsste sich Jiabao mit einer Klage beeilen. Anderenfalls könnte es sein, dass die rechentüchtige Tante NYT, die anderen Milliarden andichten kann, aber selber am Rand der Pleite steht, verblichen ist, ehe einUrteil ergeht.

Veröffentlicht in China

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L
<br /> > Als Hetzer und Wahrheitsverdreher versehen sie ihren Dienst<br /> > gerade deshalb so zuverlässig, weil sie LOHNABHÄNGIG sind.<br /> <br /> Das sehe ich nicht so locker wie du. Mit demselben Argument könnte man auch KZ-Ärzte entschuldigen. Die waren schließlich auch nur Gehalts- oder Soldempfänger. Es gibt aber auch noch sowas wie<br /> persönliche Verantwortung der sich niemand entziehen kann, egal ob CEO oder Pförtner, General oder Rekrut, Journalist oder Zeitungsjunge. Das Prinzip ist simpel: wenn das, was man vorsätzlich tut<br /> bzw. unterläßt, oder sagt bzw. verschweigt, ethischen und moralischen Kategorien zuwiderläuft oder gar anderen Menschen direkt schadet, dann ist man dafür persönlich verantwortlich. Dies gilt um<br /> so mehr, je mehr Menschen von den eigenen Aktionen betroffen sind, weswegen der CEO diesbezüglich auch eine wesentlich höhere Verantwortung trägt als der Pförtner. Das erklärt auch meinen<br /> besonderen "Ingrimm, was die Journaille betrifft", denn wie sonst niemand sind TV- und Presse- Journalisten in einer Position, ganz besonders viele Menschen zu beeinflussen. Ob sie sich bei ihrer<br /> Arbeit um korrekte Berichterstattung bemühen oder lügen, und ob sie mit ihren Kommentaren aufklärerisch wirken oder hetzen und verdrehen macht dabei einen großen Unterschied und hat über längere<br /> Zeit hinweg gesehen einen enormen Einfluß auf Einzelne, auf die Gesellschaft und das Gesellschaftssystem in dem wir leben müssen, auf Krieg und Frieden etc. Dies gilt ganz besonders in<br /> sogenannten pluralistischen Demokratien wie den unseren, in denen die Leute ihren eigenen Untergang herbeiwählen dürfen. Andere haben das vor Jahrzehnten wohl auch schon so gesehen. Egal was man<br /> von der Siegerjustiz in Nürnberg hält, war es sicher kein Zufall, daß unter den wenigen die sich dort verantworten mußten zwei der widerlichsten Hetzer und Verdreher des Nazi Regimes waren<br /> (Rosenberg und Streicher), die beide schuldig gesprochen und aufgehängt wurden. Was würde wohl mit Tagesschau-Redakteuren passieren, wenn man heute dieselben Maßstäbe wie 1946 anlegte?<br /> <br />
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S
<br /> <br /> Zwei Gesichtspunkte:<br /> <br /> <br /> Erstens wird ja von Kritikern des Bestehenden der Manipulationscharakter der Medien (und des zeitgenössischen "geistigen Lebens" überhaupt) gegeisselt. Das ist zweifellos richtig. Aber WARUM ist<br /> diese alles buchstäblich plattmachende Dampfwalze so notwendig (vomStandpunkt der Bourgeoisie) ? - Das liegt m.E. daran, dass bürgerliche Ideologie und bürgerliche gesellschaftliche Wirklichkeit<br /> immer weiter auseinandergehen. Die bürgerliche Ideologie erklärt nichts mehr - und muss gerade deshalb mit dieser Wucht in die Köpfe gepresst werden. Das ist ein "Endzeit"-Symptom (Endzeit<br /> der bürgerlichen Herrschaft).<br /> <br /> <br /> Zweitens die widersprüchliche Lage der Lohnschreiber: Ich versuche immer mitzudenken, wie an die Machtfrage herangekommen werden kann und wie sie gelöst werden kann. Dafür ist die<br /> erste Bedingung, dass die Arbeiterklasse ein Bewusstsein von sich selbst gewinnt und (wieder) zu einer politischen Macht wird. Zweitens ist es nützlich, Bündnispartner zu gewinnen bzw. Teile auch<br /> des Herrschaftsapparats wenigstens zu neutralisieren (aktuelles Beispiel Portugal: Da demonstrieren ganze Armeeeinheiten und Polizeikontingente mit). Unter diesem Gesichtspunkt sind die<br /> Medienleute ein Teil der intelligenz, die ich in der Masse für einen möglichen Bündnispartner halte. In der Masse sind das ja kleine Lohnschreiber, die ihrem Einkommen nach nicht weit über einem<br /> Facharbeiterlohn liegen (oder bei den "freiberuflichen" oft darunter) und in den letzten Jahrzehnten objektiv einem Proletarisierungsprozess ausgesetzt sind (was ihre materielle Lage betrifft).<br /> Tagesschau-Sprecher oder Chefredakteure wird man nicht dazu zählen können, das ist die oberste Spitze, die auch in materieller Hinsicht eher zu den Bourgeois zu zählen und, anders hätten sie<br /> ihre Karriere nicht gemacht, die grössten Schleimbeutel sind. Aber die Masse der Lohnschreiber muss man verunsichern, ihnen ihre Lage vor die Nase halten, sie für ihre Drecksarbeit beschämen. Ich<br /> kenne einige Leute von dieser Sorte, die sich bei dem, was sie machen (müssen) ziemlich unwohl fühlen und ihre Arbeit selber für Drecksarbeit halten, die auch noch schlecht bezahlt<br /> wird. Das muss man nutzen, finde ich.<br /> <br /> <br /> <br />
L
<br /> Sowjetische und andere osteuropäische Politiker wurden von unserer Scheißpresse jahrzehntelang als "Rote Zaren" verleumded, eine Bezeichnung, die nicht mal auf den korrupten Verräter Ceausescu<br /> zutraf. Hier im Westen haben wir dagegen reichlich Zaren ... 12 europäische Länder sind Monarchien, die Aristokratie wittert seit 1989 Morgenluft und ist derzeit überall im Aufwind und die<br /> Machtfülle der nichtgewählten Apparatschiks in Brüssel und in Corporate HQs nimmt ständig zu. Klar, daß man da von den eigenen Defiziten ablenken muß und demokratischere, egalitärere Systeme mit<br /> Dreck bewirft. Amerikanische Medien bemühen sich ebenfalls schon seit Jahren Fidel's weltweit guten Ruf zu beschmieren, indem sie ohne die geringsten Beweise über sein sagenhaftes privates<br /> Vermögen schwadronieren und ihn zusammen mit Abschaum wie Soros und Buffett auf der Forbes "Rich List" führen. Und wer erinnert sich nicht an die Empörung und den Geifer unserer Scheißpresse, als<br /> bei der Liquidierung des DDR Staatseigentums ein kleiner Fuhrpark von Oberklasse Volvos auftauchte, der für Staatsbesuche  angeschafft worden war? etc. etc. ...<br /> <br /> Um Douglas Adams zu zitieren: man kann nur hoffen, daß die Hetzer und Verdreher unserer 'freien Medien' die ersten sind, die an die Wand gestellt werden, wenn die Revolution kommt.<br />
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S
<br /> <br /> Dein Ingrimm, was die Journaille betrifft, übermannt mich zeitweilig auch. Trotzdem darf man, glaube ich, nicht vergessen, dass diese Leute sich in einer zwiespältigen Lage befinden. Als<br /> Hetzer und Wahrheitsverdreher versehen sie ihren Dienst gerade deshalb so zuverlässig, weil sie LOHNABHÄNGIG sind. Die Aufgabe von Selbstachtung und menschlicher Würde ist die Voraussetzung für<br /> den Gehaltsscheck. Ich verachte sie auch, aber zugleich sind sie doch auch arme Teufel.<br /> <br /> <br /> <br />