Tante FAZ schaut am Stammtisch den Ossis aufs Maul

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

Heute bringt die FAZ einen Artikel über ein Stammtischtreffen ehemaliger DDR-Bürger. Da kann man sich schon denken, was kommt. Hinter jeder Ecke lauert die Stasi, die Leute lebten, wenn sie nicht aktive Freiheitskämpfer waren, mindestens im inneren Exil, von fünfen muss mindestens einer politischer Häftling gewesen sein, und der Vitaminmangel war mangels Bananen allgemein. So ziemlich alles davon kommt denn auch. Und doch: "An Ossistammtischen treffen sich Leute, deren Biographie druch die Wiedervereinigung ... grundlegend verändert wurde. Zum Guten ?" - Tante FAZ muss konstatieren: "Das will kaum einer sagen."

 

Die Stammtischteilnehmer leben zum Teil schon seit mindestens dem Anschluss in Westdeutschland. Natürlich entdeckt die FAZ unter ihnen keinen einzigen, der immer noch zur DDR steht. Sie entdeckt aber auch keinen, dessen "grundlegende Biographieveränderung" sich als Beispiel für ein schönes Leben in blühenden Landschaften eignen würde. Die zarten Andeutungen lassen auf eher prekäre Arbeitsverhältnisse in der westlichen Freiheit schliessen. Ein paar würden gern zurückkehren in die alte Heimat. Aber dort gibt es keine oder viel schlechter bezahlte Arbeit. Und selbst die ausgesuchten antikommunistischen ehemaligen DDR-Bürger, selbst einer, der sagt, er habe dort aus politischen Gründen ein halbes Jahr im Gefängnis gesessen, konstatieren im nachhinein: Vieles war in der DDR besser. Eine, die sich ausdrücklich als politisch wenig interessiert bezeichnet, sagt, sie empfinde das Leben nach der DDR als "menschlichen und kulturellen Abstieg".

 

Interessant finde ich, wie weit das heute vermittelte offizielle Propagandabild von der DDR von dem abweicht, was "gewöhnliche" ehemalige DDR-Bürger von ihrem untergegangenen Staat halten. Bei der Indoktrinierung an den Schulen darf die DDR nichts anderes als ein "Unrechtsstaat" gewesen sein, die Medien trichtern pausenlos die "zweite deutsche Diktatur" ein. Ausgerechnet die politischen Nachfolger des Nazistaats verunglimpfen ausgerechnet die radikal antifaschistische DDR als Zwilling des "Tausendjährigen Reichs". Aber irgendwie haut die Infamie nicht gut hin.

 

Freilich, wo viel Dreck geworfen wird, bleibt was hängen. Aber es gelingt nicht wirklich, die Greuelpropaganda in den Köpfen durchzusetzen. Immer kommt mindestens dazwischen: "Aber was die sozialen Einrichtungen betrifft, war es in der DDR besser." Das Aber, den schwächlichen Reflex vergangener Wirklichkeit, kriegen sie nicht unter. Die Marktradikalen und Sozialdemokraten würgen an der Beute und können sie nicht ganz verdauen.

 

Honecker war doch ein alter Fuchs. "Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf", hat er gesagt. Drei Jahre später kamen der Ochs und der Esel und es schien, als straften sie ihn Lügen. Aber er hat bloss weiter gedacht. Die DDR, der erste Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden, war bei allen Mängeln, Ungereimtheiten und so manchem Miesen das bisher Beste in der deutschen Geschichte. Das machen wir nochmal.

 

Ich weiss schon: Damit sind die meisten Leser dieses Blogs nicht einverstanden. Na gut. Was nicht ist, kann ja noch werden. Fürs Erste ist hier mal der Artikel von Tante FAZ:

 

http://www.faz.net/s/Rub39FE5DC3DA3D4263B170073294990A3A/Doc~EFA48E14B35894668BFF2108805E1ECBB~ATpl~Ecommon~Scontent.html

 

 

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A
<br /> <br /> Das verstehst Du nicht Sepp! Ein aufrechtes, freies Leben als stolzer Hartz IVer ist dem eines Werktätigen im ehemaligen Arbeiter- und Bauern-Staat DDR doch allemal vorzuziehen, findet zumindest<br /> die FAZ!<br /> <br /> <br /> <br />
Antworten
S
<br /> <br /> Ach, ich muss ja auch nicht alles verstehen. Es kommt tatsächlich vor, dass ich verständnislos bin.<br /> <br /> <br /> <br />