USAID-Rauswurf: Die hilfswilligen USA und das undankbare Russland
Wie wäre es zu beurteilen, wenn die russische Regierung Milliarden aufwenden würde, um in Deutschland Organisationen zu gründen oder zu sponsern, mit deren Hilfe sie Einfluss auf die innere politische Entwicklung in Deutschland zu nehmen und in Deutschland die "Meinungsführerschaft" zu übernehmen versucht ? Wenn Russland bei jeder Wahl in Deutschland tausend Beobachter schicken würde, um deren korrekte Durchführung zu überwachen und sich dabei als Schiedsrichter in Sachen Demokratie aufzuspielen ? Die Vorstellung ist natürlich absurd. Aber andersherum ist es nicht absurd. Genaus so verfährt ja der "Westen" mit Russland (und vielen anderen Ländern). Er masst sich weltweit eine Art Oberaufsicht an, mit der die politische Ordnung anderer Staaten begutachtet wird und im Fall eines negativen Urteils Drohungen und Sanktionen fällig sind.
In der Meinung eines grossen Teils der Bürger der "westlichen" Länder ist das durchaus nicht der Skandal, der es ist. Von vielen wird die westliche Unverschämtheit und koloniale Überheblichkeit als legitim und sogar als Hilfe für die Bevölkerung in den betroffenen Ländern angesehen. Der imperialistische Dünkel hat durchaus eine Massenbasis. Sie ist selbst Resultat einer unablässigen Gehirnwäsche von Seiten der Massenmedien, die, täglich und jahraus, jahrein rund um die Uhr betrieben, den Dünkel zum geistigen Normalzustand macht, gar nicht anders als weiland die koloniale Aufsicht über die Hottentotten als zivilisatorische Notwendigkeit angesehen wurde.
Wir leben aber nicht mehr in der Zeit des Kolonialismus. Die neue, weltweit betriebene Kampagne der USA und ihrer westlichen Kumpane und Konkurrenten, den Rest der Welt erneut kolonial unterzuordnen, sind ein Anachronismus, der die verzweifelte Perpektivlosigkeit und auch Dummheit des Imperialismus zeigt. Subversion und Unterwerfung durch "Menschenrechts-Interventionen" sind im einen oder anderen Fall (vorübergehend) erfolgreich. Aber das Rad der Geschichte kann nicht zurückgedreht werden. Die nationale Souveränität ist eine zu weit verbreitete Idee und Praxis, als dass sie mit den betrügerischen Konzepten der "Zivilgesellschaft", der "Universalität der westlichen Werte" oder der "Implementierung der Menschenrechts-Standards" wieder aus der Welt geschafft werden könnten. Das hat handfestere Gründe als nur ideelle. In Dutzenden Staaten herrschen Bourgeoisien, die ihre eigenen Ambitionen haben und durchaus nicht gewillt sind, lediglich als Vasallen des Westens zu fungieren. Und in einigen Staaten sind Volksregierungen an der Macht, die sich schon gleich gar nicht westlichen Vorgaben unterwerfen. Die westlichen Ambitionen stehen auch konträr zur abnehmenden wirtschaftlichen Macht der imperialistischen Staaten. Der Macht- und Oberaufsichtsanspruch blamiert sich zunehmend an deren relativem Verfall und dem Aufstieg von "Entwicklungsländern".
In diesem Blogeintrag link hatte ich darauf verwiesen, dass USAID aus Russland hinausgeworfen wird. Die russische Regierung scheint nun endlich der sytematischen und frechen westlichen Einflussnahme auf die inneren Angelegenheiten Russlands ( link ) Grenzen zu setzen.
Die USamerikanische Reaktion ist amüsant. "Die Sprecherin des State Department sagte nur, man sei „extrem stolz auf das, was USAID in den vergangenen zwei Jahrzehnten in Russland erreicht hat“. Washington bleibe „der Unterstützung der Demokratie, der Menschenrechte und der Entwicklung einer robusteren Zivilgesellschaft in Russland verpflichtet“, schreibt die FAZ ( link ). Kein Auftrumpfen, keine Drohungen, bloss das irgendwie trotzige, aber doch eher kleinlaute Beharren darauf, dass man es weiter versuchen werde. Klar, man wird doch die bisher für die Unterminierung Russlands aufgewendeten 2,7 Milliarden Dollar nicht einfach abschreiben. Das darf doch nicht alles umsonst gewesen sein.
Aber gefallen lassen muss man sich den Rauswurf doch. Russland gibt anderen Staaten in diesem Fall ein nachahmenswertes Beispiel