Dem Franz seine Geschichten 5
FRANZ ZIEHT WEITER
Weit ist er herumgekommen im westlichen Europa. Er kennt so ziemlich alle Gegenden, die besonders schoen sind, so dass sich die Reichen ansiedeln oder sich eine Zweit-, Dritt-, Viert-Residenz einrichten. Cote dÀzur und Korsika, Cinqe Terre und Costa Esemeralda, Toskana und Sued-Irland, Schweiz und Mallorca, Abruzzen und Venedig, das kennt Fran alles. Er verlegt fuer die Reichen Fliesen, indoor und oudoor, ganz egal. Im Fliesenlegen ist er einer der Besten. Daher wird er immer weitergereicht, von einem Reichen zum andern.
Franz hat einige Abende lang seine Geschichten erzaehlt. Irgendwie muss man ja auch einmal sein Mundwerk betaetigen und sich mitteilen. Die Fliesen und der Zement reden den ganzen Tag kein Wort, und die beigestellten Helfer sind meistens Leute, die Englisch, Spanisch, Franzoesisch, Arabisch, Russisch, Polnisch sprechen, aber selten Deutsch.
Am letzten Abend brat ich ihm einen Fisch. Er bringt ein paar Sixpacks Bier mit.
Und, hat dich der L. jetzt bezahlt ?
Nix, sagt Franz, aber er hat versprochen, im naechsten Monat ueberweist er.
Drecksack, laesst sich seine scheiss Suedterasse mit italienischen Marmor pflastern, aber auf deinen Lohn kommts grad an.
So ist das halt. Aber er zahlt immer. Das letzte Mal hats fuenf Monat gedauert, aber er zahlt schon.
Noch einmal erzaehlt Franz ein wenig. Damals, in seinen besten Jahren, hat es keinen Tag ohne Training gegeben. Das kann direkt suechtig machen. Ein Tag ohne Training, und schon kriegst du schlechte Laune. Jeder Muskel war austrainiert. Fuenfundvierzig Zentimeter Oberarm. Der Kampfstil war nicht so schoen, Strassenkaempfer halt, aber es hat nicht viele gegeben, die er, Franz, nicht umgehauen hat oder jedenfalls haette umhauen koennen, wenn sie ihm dumm gekommen waeren.
Die, die du umgehauen hast, waren immer Kumpels vom Bau, Taxifahrer, Neger, was weiss ich. Den L. haust nicht um, wenn er dich nicht zahlt. Aber ein Neger darf dich nicht schief anschaun. Fuer die reichen Saecke machst dir deine Knie kaputt. Aber von denen haust keinen.
Franz schaut schraeg von der Seite, gebrochenen Blicks sozusagen, ein feiger Schuss aus dem Hinterhalt, der ihn ins Herz getroffen hat. Eine Weile sagt er nichts mehr.
Wie schmeckt sie dir denn, die Dorade ?
Nicht schlecht. Ich bin halt ein Steak gewohnt, weisst schon. Aber das schmeckt gar nicht so schlecht, muss ich sagen. Das mit dem Umhain ist eh vorbei, weisst. Man kommt in die Jahre. Mit der Zeit wird man anders.
Er hat mich nicht umgehaun. Er gibt mir zum Abschied die Hand. Auf ein ander Mal. Bist ein Kumpel. Aber eine rote Sau bist du, stimmts ?
- Schluss -