Aurora, USA - ein normales Massaker
Das Kino-Massaker in Aurora/USA, bei dem ein junger Mann aus "guten Verhältnissen" Dutzende Menschen getötet oder verletzt hat, mobilisierte die bei Amokläufen stereotypen "Betroffenheits"-Rituale - für ein paar Tage. "Es" ist wieder mal passiert, und das "Unbegreifliche" wird in ein paar Tagen, paar Wochen, paar Monaten wieder passieren, mit buchstäblich tödlicher Sicherheit. Wieder einmal wird in der Psyche des Täters gestochert, wird die Tat minutiös rekonstruiert, sondern die "Experten" ihre Befunde ab, die sie längst auswendig kennen. Die Monstrosität befördert das Massaker gewissermassen automatisch in den Bereich des Psychopathischen. Sowas kann ein "normaler Mensch" doch niemals tun...
Was aber schon auffällt, ohne dass gewöhnlich näher darauf eingegangen wird, ist die Tatsache, dass es sich meisten um "normale Menschen" handelt, die "ausrasten" und sich in wahnsinnige Mörder verwandeln. Die näheren Untersuchungen ergeben dann regelmässig, dass der ausgerastete normale Mensch bloss "scheinbar" ein solcher war, dass er sich als "normaler Mensch" quasi getarnt hat, während er in Wirklichkeit eben nicht mehr "normal" war.
Der folgende Artikel von Ingar Solty, der in junge welt erschienen ist, folgt diesem Schema nicht. Er untersucht vielmehr die konkrete "Normalität" des Täters darauf hin, wie er nicht gegen, sondern wegen seiner "Normalität" dazu wurde.
Töten als Leistung
Der aufhaltsame Abstieg des James Holmes. Das Kinomassaker von Aurora/Colorado und seine Pathologisierung
von Ingar Solty