Dänemark: 2 kommunistische Parteien, 2 Parteitage
Wie in anderen westeuropäischen Ländern auch, sind in Dänemark die Kommunisten organisatorisch gepalten. Es gibt die Dänische Kommunistische Partei (DKP; - nicht zu verwechseln mit der deutschen DKP) und die Kommunistische Partei in Dänemark (KPiD).
In der kommunistischen Jugendorganisation arbeiten Mitglieder beider Parteien. Die Differenzen liegen ähnlich wie in Deutschland auch. Es geht unter anderem um die Rolle der kommunistischen Partei und ihre politische Eigenständigkeit und um das Verhältnis zur nicht kommunistischen Linken. So, wie in der deutschen DKP die Linkspartei die "Gretchenfrage" ist, ist es in Dänemark die sozialistische Einheitsliste.
Die beiden dänischen kommunistischen Parteien haben im Mai bzw. Juni ihre getrennten Parteitage abgehalten. Darüber berichten in der Wochenzeitung der (deutschen) DKP UZ - Unsere Zeit Stefan Godau und Wolfgang Teuber:
Im Zeichen des Aufbruchs Parteitag der Dänischen Kommunistischen Partei | ||
Am 17./18. Juni fand der 33. Parteitag der Dänischen Kommunistischen Partei (DKP) in Kopenhagen statt. Dieser sollte eine neunjährige Programmdiskussion abschließen und das Verhältnis der Partei zur breiteren Linkspartei Einheitsliste klären sowie die Wiedervereinigung der DKP mit der 1991 von ihr abgespaltenen Kommunistischen Partei in Dänemark (KPiD) vorbereiten. Deshalb fand in den letzten Jahren ein gemeinsamer Diskussionsprozeß mit dem Ziel der Wiedervereinigung zu einer Kommunistischen Partei statt. In der Praxis (Gewerkschaftsarbeit, EU-Widerstand, gemeinsame Pressefeste, etc.) gibt es bereits eine Zusammenarbeit. Grund für die Spaltung war damals die Gründung der breiten sozialistischen Einheitsliste duch DKP-Mitlglieder und andere Linke. Die KPiD sieht sich durch die Ereignisse der letzten Jahre bestätigt, daß eine Stärkung der revolutionären Kräfte am ehesten durch außerparlamentasrische Aktivitäten erfolgt und nicht durch Engagement in einer auf das Parlament orientierten Partei. Auch in der DKP wird die Einheitsliste kritisch betrachtet: So ist zwar nicht wie in der deutschen Linken und der SP der Niederlande, eine Doppelmitgliedschaft ausgeschlossen; der Einfluss der DKP ist jedoch minimal. Zwar existiert das Netzwerk "KommunistInnen in der Einheitsliste", führt dort jedoch eine Randexistenz, ähnlich der der KPF in der LINKEN. Das Ja der Parlamentsfraktion zum Libyen-Einsatz im vergangen Jahr und die Tolerierung der "rot-grün-liberalen" Minderheitsregierung und deren Angriffe auf Arbeitslose, FrührentnerInnen u. a. stehen im offenen Gegensatz zur Politik der DKP. Deshalb wird der Verbleib der DKP in der Liste engagiert diskutiert. Die Partei wird ihren Kampf in den Gewerkschaften und sozialen Bewegungen darum noch verstärken. Aus deutscher Sicht ist erfreulich, daß eine Solidaritätserklärung mit der VVN/BdA anläßlich des 20. Jahrestags der Pogrome in Rostock beschlossen wurde. Weiterer Höhepunkt war der Auftritt der gemeinsamen Jugendorgsanisation der beiden Parteien "JungkommunistInnen"; die über Anklang bei Jugendlichen für ihre Bildungstätigkeit und ihr erfolgreiches Auftreten bei einer Demonstration der "Occupy"-Bewegung berichten konnten. Auch in diesem Jahr finden wieder das gemeinsame Pressefest in Kopenhagen und das nordische Sommerlager der kommunistischen Parteien Norwegens, Schwedens und Dänemarks statt. Es wurden gemeinsame Seminare u. a. Veranstaltungen beider Parteien beschlossen. Die Programmdebatte in der DKP wird fortgeführt. All dies sind Anzeichen für die (Wieder-)Etablierung einer kommunistischen Partei im nördlichen Nachbarland. Stefan Godau, Kopenhagen
Quelle: http://www.dkp-online.de/uz/
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