Die Sarrazin-Kampagne als Katalysator

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

In diesem Blogeintrag http://kritische-massen.over-blog.de/article-sarrazin-die-volkischen-postmodern-56714502.html habe ich versucht, den politischen Zusammenhang des Rummels um Sarrazin zu umreissen. German Foreign Policy hat das umfassender gemacht:

 

Herrschaftsreserve
 
06.09.2010
BERLIN
(Eigener Bericht) - Mit der Forderung nach härterem Vorgehen gegen muslimische Migranten variieren Teile des deutschen Polit-Establishments die rassistische Kampagne des noch amtierenden Bundesbank-Vorstandsmitglieds Sarrazin. Wer sich deutschen Vorstellungen nicht gänzlich anpasse, "kann nicht auf Dauer in Deutschland bleiben", erklärt der Innenminister Bayerns, Joachim Herrmann (CSU). In bestimmten Fragen urteile der ehemalige Berliner Finanzsenator durchaus korrekt, behauptet auch der SPD-Vorsitzende: "Ist doch gar keine Frage." Konservative Medien, die den Abberufungsantrag gegen Sarrazin bedauern ("Verbannung"), weisen Kritik an dessen antisemitischen Ausfällen ("Juden-Gen") unter Rückgriff auf biologistische Forschungsansätze in Israel zurück. Warnende Äußerungen aus dem Zentralrat der Juden seien "unhaltbar" und zeugten von "Unbildung", heißt es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die hysterisch geführte Debatte lässt nicht nur unterschiedliche strategische Ansätze in den deutschen Führungskreisen erkennen; sie ist neben dem Streit um die Frage, ob zur Sicherung deutscher Weltgeltung auch die Nutzung diktatorischer Praktiken angeraten sei, die zweite aktuelle Auseinandersetzung um zukünftige Herrschaftstechniken. Debattiert wird , ob die bis heute üblichen Mittel der aktuellen Krisenentwicklung entsprechen oder ob zu anderen Formen der Machtausübung übergegangen werden soll. Dabei spielt der xenophobe Rassismus die Rolle eines Katalysators.

 

... Der ganze Text steht hier: http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57887?PHPSESSID=gavg47gh0mp3cd3boetihkpek3

Veröffentlicht in Gegen Rechts

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E
<br /> <br /> Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Bedeutung von Meinungsfreiheit hervorgehoben. Sie würdigte den dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard. Kurt Westergaard ist bekannt fürs seine Mohammed<br /> Karikaturen. Zu Sarrazins Buch sagte Merkel, dass dieses ausgrenzend wirke und ähnliche Äusserungen. Das verstehe ich nicht. Ist das nicht ein absoluter Widerspruch.<br /> <br /> <br /> <br />
Antworten
S
<br /> <br /> "Absoluter Widerspruch" ? Ich glaube nicht. Westergaard und Sarrazin repräsentieren zwar beide das Konzept, mit "dem" Islam ein Feindbild aufzubauen, das seinen Rahmen im "Zusammenstoss der<br /> Kulturen" - anders auch "Krieg gegen den Terror" genannt - hat und insofern tragen sie gemeinsam dazu bei, die Vorherrschaftsansprüche der USA und einiger westeuropäischer Staaten im Nahen und<br /> Mittleren Osten (und noch einigen Gegenden) ideologisch zu fundieren. Aber ihre Berufungstitel sind unterschiedlich.<br /> <br /> <br /> Westergaard steht für die Stichworte liberal, westlich-demokratisch (eben z. B. "Meinungsfreiheit"). Sarrazin macht ein anderes Fass auf - das "völkische", praktisch die angeblichen "rassischen"<br /> Gegensätze (Das relativierende Gestammel ernst zu nehmen, kann man sich sparen. Es kaschiert bloss (vorläufig) diesen Kern, weil man sich eben noch auf unsicherem Terrain bewegt und diese<br /> bisherige Nazi-Spezialität erst einmal in den Mainstream tranportieren muss, ehe die letzten Schamhüllen fallengelassen werden können.)<br /> <br /> <br /> Frau Merkel kritisiert in der Person Sarrazin eine möglicherweise gerade die Arena betretende Konkurrenz - eine offen rechtsradikale, mit rassistischen Positionen untermischte politische<br /> Formation, wie sie in anderen westeuropäischen Ländern schon besteht - Alleanza Nazionale und Lega Nord in Italien, Wilders, Fidesz in Ungarn ... Das war bisher in Deutschland in die<br /> "Volksparteien" integriert, hauptsächlich in die CDU/CSU. Es gibt in der deutschen Grossbourgeoisie - in dem Fall etwa repräsentiert von Springer und Bertelsmann - offenbar die ernsthafte<br /> Überlegung (vielleicht auch schon konkrete Pläne), das in eine "noch-bürgerliche", noch nicht ganz eindeutig faschístische eigenständige Formation auszulagern. - Und wenn Frau Merkel Sarrazin<br /> kritisiert, tut sie damit kund, dass hiergegen etwas hat, nämlich eine taktische Meinungsverschiedenheit und vielleicht auch dagegen die eigene Massenbasis auf zwanzig Prozent neben einer<br /> vielleicht fast gleichstarken rechtsradikalen Konkurrenz geschrumpft zu bekommen oder dagegen, dass überhaupt so gewagte Experimente gemacht werden, von denen man nicht genau wissen kann, ob es<br /> klappt.<br /> <br /> <br /> Der "absolute Widerspruch" ist also mehr ein relativer. Wenn es in den oberen Etagen so beschlossen ist oder wird, wird sie sich schon damit arrangieren. Aber möchten möchte sie es nicht. Daher<br /> ist Westergaard gut und Sarrazin (ein bisschen) böse.<br /> <br /> <br /> <br />
A
<br /> <br /> Jedenfalls wird diese Medien-Kampagne einen Rechtsrutsch in Deutschland auslösen. Kollateralschäden der "Anti-Sozialleistungs-Erschwindler-mit islamischem-Hintergrund-Kampagne" werden dann die<br /> Hartz-IVer sein, die jetzt noch nichtsahnend gegen "die Ausländer" schimpfen. Es kann sich aber auch um eine ideologische Vorbereitung eines Angriffs "des Westens", vertreten durch die USA und<br /> Israel handeln, der einen Flächenbrand in der islamischen Welt auslösen könnte. Einige träumen anscheinend permanent vom Zusammenprall der Kulturen? Wie durch Zufall findet sich dann noch der<br /> eine oder andere Depp, Verzeihung Pastor, der das Streichholz an die Lunte legt mittels Koranverbrennung...<br /> <br /> <br /> <br />
Antworten
S
<br /> <br /> Zufälle gibts ...<br /> <br /> <br /> <br />