München: 10 000 gegen Faschisten und Schlapphüte
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10.000 demonstrieren für Aufklärung im NSU-Skandal | | Drucken | |
Sonntag, den 14. April 2013 |
Vor der kommenden Hauptverhandlung gegen die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe und vier weiterer NSU-Mitglieder nahmen am Samstag mehr als 10.000 Menschen an einer von über 130 verschiedene Organisationen, Parteien und Gewerkschaften sowie Angehörige der NSU-Opfer im »Münchner Bündnis gegen Naziterror und Rassismus« organisierten Demonstration teil. Beginn der Demonstration war um 13 Uhr in München, wo auch der Prozess am Oberlandesgericht stattfinden wird.
Begleitet wurde der Demonstrationszug von 3000 Polizeibeamten aus sechs verschiedenen Bundesländern. Bereits bei der über einer Stunde dauernden Auftaktkundgebung am Karlsplatz (Stachus) stellten mehrere Redner das Hauptanliegen der Demo dar, eine lückenlose Aufklärung des Naziterrorismus und dessen Verstrickung mit Geheimdiensten wie dem Verfassungsschutz zu erreichen. Dabei war das Projekt »NSU Watch« vorgestellt worden, welches eine unabhängige Prozessbeobachtung ermöglichen soll. Ebenso brisant wie die Aufforderung eines Redners, die Aufmerksamkeit mehr auf die Opfer und Angehörigen zu richten als den Tätern Raum zu gewähren, war die Rede der Frau eines der NSU-Opfers. Diese wurde, um sie vor (Presse-)Fotografen zu schützen, mit Hilfe eines Transparents abgeschirmt. In einer »bewegenden Ansprache«, wie es Demoteilnehmer gegenüber RedGlobe formulierten, schilderte sie, wie der kaltblütige Mord an ihrem Mann ihr Leben völlig verändert hat. Nicht nur sie, sondern auch einige ihrer Zuhörer hatten dabei mit den Tränen zu kämpfen. Auch junge Mitglieder der Kommunistischen Jugend Österreichs (KJÖ), welche wie viele andere mehrere Stunden Fahrt auf sich genommen hatten, um an der Demo teilnehmen zu können, machten ihre Position klar und solidarisierten sich mit ihren antifaschistischen Genossen hierzulande. Die KZ-Überlebende Esther Bejarano konnte zwar leider nicht persönlich anwesend sein, richtete jedoch wie der Münchner Widerstandskämpfer Martin Löwenberg ein Grußwort an die Antifaschisten in München. Sie bekräftigte darin insbesondere ihren Aufruf an die junge Generation, sich gegen Neofaschismus und Krieg zur Wehr zu setzen. »Erinnern heißt Handeln«, formulierte sie ihr Motto Ein Vertreter der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) die bei der Demonstration einen der drei Lautsprecherwagen organisiert hatte, betonte, dass es »unter anderem unsere Aufgabe« sei, die Öffentlichkeit aufzuklären: »Aufklären über rechte Demagogie, über Rassismus über die staatliche Verstrickung in den NSU-Terror. Mit dieser Demonstration können wir Öffentlichkeit dafür schaffen.« Die Route, die sich die Organisatoren ausgesucht hatten, war zwar mit etwa sechs Kilometer sehr lan, führte aber an verschiedenen Orten rechter Gewalt und rechten Terrors sowie Orten des Hitlerfaschismus vorbei. So zog das bunte Meer aus Fahnen, Transparenten und Plakaten an der Theresienwiese vorbei, wo in einer Zwischenkundgebung an das Attentat auf dem Münchner Oktoberfest erinnert wurde und der »Theorie des damaligen Einzeltäters« mit Hinweisen auf verschiedene Hintermänner und eventuelle Verstrickung staatlicher Behörden widersprochen wurde. Zwei weitere wichtige Stationen waren das im Bau befindliche NS-Dokumentationszentrum und das Gebäude des für den Verfassungsschutz zuständigen Innenministeriums, vor dem in einer Zwischenkundgebung die Auflösung des Geheimdienstes gefordert wurde. Auf vielen der Plakate waren die Gesichter der Opfer des rechten Terrors zu sehen. Ein Demonstrant meinte sehr bestürzt, es sei »immer noch sehr schwer zu begreifen. Wieso dieser Hass? Wieso ermorden ein paar Bekloppte über Jahre hinweg Menschen wie du und ich, nur weil diese nicht in ihre faschistische Ideologie reinpassen?« Andere zeigten sich im Gespräch mit RedGlobe zumindest über die Gerichtsentscheidung vom Freitagabend erleichtert, die es dem Oberlandesgericht in München vorschreibt, auch Presseplätze für türkische Medien im Gericht zu vergeben. Diese waren bei der ursprünglichen Platzvergabe leer ausgegangen. Ein weiteres Highlight neben der bunten Menge auf der Straße war auch die Aktion einiger Antifaschisten am Gewerkschaftshaus in München. Als der Demozug hier vorbeilief, rollten sie vom Dach ein Riesentransparent mit der Aufschrift »Rassismus tötet« aus. Das Transparent hing über zwei Stockwerke und hatte eine Länge von circa 20 Metern. Ihren Abschluss fand die friedliche Großdemonstration am letztlich vollen Marienplatz. Für den Prozessauftakt am Mittwoch wurde laut Organisatoren gegenüber dem Münchner Oberlandesgericht eine Räumlichkeit angemietet um nochmals vor dem Gericht mit Protesten vertreten zu sein. |