Eine Studie der IG Metall zur Leiharbeit und ein Tarifergebnis

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

 

Die IG Metall hat über 5000 Betriebsratsvorsitzende über die Entwicklung der Leiharbeit in ihren Betrieben befragt. Die Ergebnisse können hier nachgelesen werden:

 

http://www.igmetall.de/cps/rde/xbcr/SID-0A456501-0967F043/internet/docs_ig_metall_xcms_164237__2.pdf

 

Die Gewerkschaft beurteilt im Ergebnis die zu erwartende Wirkung des Gesetzes über Leiharbeit, dessen Entwurf von der Leyen vorgelegt hat, so:

 

"Statt den massenhaften Missbrauch der Leiharbeit in Deutschland endlich zu

begrenzen, öffnet Arbeitsministerin Ursula von der Leyen mit ihrem kürzlich

vorgestellten Gesetzesentwurf Tür und Tor für den ungebremsten Abbau von

Stammarbeitsplätzen.

Der Ausdehnung des Niedriglohnsektors wird in diesem Entwurf weiter Vorschub

geleistet, weil weder eine Höchstüberlassungsdauer noch ein Verbot der

Synchronisation (Koppelung von Arbeitsvertrag und Leiharbeitseinsatz) vorgesehen

ist. Stammarbeit kann weiter durch Leiharbeit ersetzt werden. Es gibt im

Gesetzentwurf keine Bestimmungen, die eine gleiche Bezahlung von

Leiharbeitnehmern sichern.

Die Unternehmen, die sich mit Leiharbeit ein zweites Entlohnungsniveau schaffen

wollen, können munter weitermachen. Sie werden mit dieser Gesetzesregelung

geradezu eingeladen, Teile der Belegschaft auszugliedern und als Leiharbeitnehmer

und Leiharbeitnehmerinnen wieder direkt einzusetzen. Sprach man bisher in solchen

Fällen von Missbrauch, so können sich die Arbeitgeber in Zukunft auf eine

gesetzliche Regelung berufen."

  

 Wie gegen alle anderen Verschlechterungen der Lage der abhängig Beschäftigten hilft auch in Sachen Kampf gegen die Leiharbeit nicht das Hoffen auf die Regierung. Schliesslich erhofft sich ja auch niemand die Sicherheit seiner Habseligkeiten ausgerechnet von Dieben. Und das Wahlkreuzchen bei der Linkspartei allein hilft auch nicht. Wer sich nicht abzocken lassen will, muss sich organisieren, in seiner zuständigen Gewerkschaft.

 

Das hat ganz unmittelbare materielle Folgen. Die IG Metall hat gerade einen Tarifvertrag abgeschlossen, der für 85 000 Metaller 3,6 % mehr Lohn bringt - und ab 1. Januar 2011 die Verpflichtung der Unternehmen, Leiharbeiter mit dem selben Stundensatz wie "Stammarbeiter" zu entlohnen. So wird die Spaltung der Belegschaften mit dem Ziel des Lohndumpings wirksam bekämpft.

 

Dieses Ergebnis war nur möglich, weil von den 85 000 Metallern 77 000 gewerkschaftlich organisiert sind. Allein schon der hohe Organisationsgrad lässt es den Kapitalisten angeraten erscheinen, ein paar Krümel unter den Tisch zu werfen, weil anderenfalls die Leute auf die Idee kommen könnten, anstatt der Krümel ein Stück vom Kuchen haben zu wollen - oder gar den ganzen. Und die Co-Manager unter den Gewerkschaftsfunktionären müssen bei solchem Orgtanisationsgrad auch aufpassen, dass sie nicht wegen mangelnder Leistung einen Tritt in den Hintern bekommen.

 

Die Lohnerhöhung juckt im übrigen die Kapitalisten gar nicht. Es handelt sich wirklich um Krümel. Die Löhne machen in der Stahlindustrie gerade einmal 9 % der Gesamtkosten der Produktion aus. Das ist in anderen Bereichen ähnlich. Aber wo der gewerkschaftliche Organisationsgrad schlecht ist, sind auch die Löhne und Arbeitsbedingungen schlecht, ziemlich unabhängig von irgendwelchen Betriebskosten, einfach, weil die Unternehmer jeden Euro aus den Arbeitenden zutzeln, den sie kriegen können.

  

 

 

 

 

 

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