EZB: Eine neue Sauerstoffflasche für den Mummelgreis Kapitalismus

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

 

Ein "Kursfeuerwerk" an den Börsen hat die Entscheidung der EZB ausgelöst, unbeschränkt Staatsanleihen aufzukaufen, d. h. in entsprechendem Umfang Geld zu schöpfen. Interessant ist dabei, dass die Kurse in den Staaten heute am stärksten steigen, die finanziell am stärksten in der Klemme sind; - Madrid und Mailand: Sprung der Indizes um zwischen vier und fünf Prozent; Frankfurt, Paris und London dagegen "nur" um die drei Prozent. Frankreich kann zu einem historisch nierigen Zinssatz neue Schuldenpapiere unterbringen. Auch die spanischen "Refinanzierungskosten" sindfür den Moment  niedriger als in den vergangenen Monaten geworden.

 

Was bedeutet das ? - Fünf Gesichtspunkte:

 

Erstens ist es "natürlich", dass die Preise der "Finanzprodukte" steigen, wenn der Markt mit zusätzlichem Geld geflutet wird. Das ist eine Art Sonderinflation im "Finanzsektor".

 

Zweitens deuten die fallenden Zinssätze für spanische und französische neue Schuldenpapiere darauf hin, dass "Finanzinvestoren" wieder ein wenig mehr Zutrauen fassen, die Finanzkrise könne mit der EZB-Entscheidung (und mit dem in Bälde erwarteten USamerikanischen Pendant)  in einem Zustand gehalten werden, der nicht in Zusammenbruch übergeht.

 

Drittensist die Kursentwicklung völlig abgehoben von der realwirtschaftlichen Entwicklung. Die Kurse folgen nicht ihr, sondern hauptsächlich den politischen Vorgaben. Damit widerlegt sich die neoliberale Ideologie, dass der Staat sich aus dem Märkten herauszuhalten habe, in der Praxis selbst. Das Gegenteil ist der Fall. Die "Finanzmärkte" sind völlig abhängig von staatlichen Entscheidungen (bzw. quasistaatlichen der Zentralbanken). Im Verglecih dazu waren die staatsmonopolistischen Eingriffe in die "Realwirtschaft" der 1970er Jahre ein Klacks. Staatlich steht hier für die künstliche Aufrechterhaltung der "Marktmechanismen", die ohne die staatlichen Interventionen in gigantischem Umfang schon längst zusammengebrochen wären, wenn es nach ihrer eigener Logik ginge.

 

Viertens ist der Anstieg der Börsenkurse auch eine Flucht aus dem Geld. Aktien haben wenigstens noch irgendwie einen Bezug zu Warenroduktion und -handel, "realen Werten". Darauf deutet auch der gleichzeitige Ansteig der Preise für Gold und Öl hin. Der kann nicht von der vermehrten Nachfrage aus der "Realwirtschaft" getragen sein, weil diese stagniert oder rückläufig ist. Wie bei Aktien hat man auch hier noch "irgendwie was Reales" - Hauptsache raus aus dem Geld.

 

Fünftens: Der Kapitalismus ist ein Mummelgreis, der nur noch mit Sauerstoffmaske  und künstlicher Ernährung sein Ableben hinauszuzögern hofft.

 

 

Veröffentlicht in Weltwirtschaftskrise

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