Gaddafi-Bashing in Deutschland

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

 

Von einem konventionellen Krieg konnte in Libyen von Anfang an kaum gesprochen werden, weil die Ungleichheit der Waffen, vor allem die absolute Luftüberlegenheit durch die NATO-Luftwaffe und die absolute Beherrschung des Meeres durch die NATO-Flotte, für die Verteidiger den Einsatz schwerer Waffen fast verunmöglichte. Panzer, fest installierte und auf schwere Fahrzeuge angewiesene Raketen und Artillerie waren unter diesen Bedingungen nicht viel wert. Es blieben im wesentlichen nur Handfeuerwaffen zur Abwehr der Aggression. Nach der Besetzung von Tripolis geht der Krieg gegen Libyen entgültig in eine neue Phase über - den "asymetrischen Krieg, in dem die Besatzer und ihre HiWis über die gesamte Palette der Waffengattungen verfügen, der Widerstand dagegen nur über leichte Waffen verfügt.

 

Im Guerillakrieg spielen psychologische Faktoren eine wichtigere Rolle als im konventionellen Krieg. Eine Guerilla kann sich nur halten, wenn zumindest grosse Teile der Bevölkerung mit ihr sympathisieren, sie die Kämpfer auf die eine oder andere Weise unterstützen und sie nicht verraten. Die Guerilla muss in der Bevölkerung "wie der Fisch im Wasser schwimmen", wie Mao das bildhaft ausgedrückt hat. Ist das der Fall, relativiert sich die militärtechnische Überlegenheit des Aggressors an diesem "moralischen Faktor".

 

In dieser Art Krieg ist das Ansehen der Guerilla, ihre moralische Integrität, der Ruf ihrer Führer entscheidend. Wie sich zum Beispiel im Vietnamkrieg gezeigt hat, spielt es auch eine grosse Rolle, ob sich in den Aggressorstaaten eine Solidaritätsbewegung mit den Überfallenen entwickelt, die die Handlungsfreiheit der Aggressoren einschränkt, sie zu politischen Manövern zwingt, jedes Massaker, das sie anrichten, skandalisiert. 

 

Gerade deshalb wird im Fall Libyen gerade jetzt, im Übergang zum Guerillakrieg, die Verleumdungskampagne gegen die libysche Regierung und insbesondere Gadaffi noch einmal intensiviert.

 

Es ist kein Zufall, dass gerade jetzt in Deutschland die angebliche Zusammenarbeit der libyschen Regierung mit dem deutschen Auslandsgeheimdienst BND "enthüllt" wird, auf die leider auch die linken Medien hereingefallen sind. Gleich, ob daran etwas Wahres ist oder nicht - der Zweck ist klar. Gaddafi darf kein Symbol des libyschen Freiheitskampfes werden.

 

Dass die beabsichtigte Vernichtung des Ansehens Gaddafis gerade über den Vorwurf der Zusammenarbeit mit dem BND betrieben wird, lässt darauf schliessen, auf welche Gehirne mit der Kampagne gezielt wird. Stumm gemacht werden soll die Linke und die Friedensbewegung, - die Seite, von der am ehesten eine Solidaritätskampagne ausgehen könnte. "Mit so einem kann man doch nicht solidarisch sein, mit einem, der mit den deutschen Schlapphüten zusammenarbeitet und für sie den Folterknecht macht" - das ist der Zweck der Sache.

 

- Und die Leute, die in Deutschland gegen imperialistische Angriffskriege sind und "im Prinzip" für Solidarität mit vom Imperialismus überfallenen Ländern, sollten sich gut überlegen, ob sie auf das Gaddafi-Bashing so reagieren, wie von den Herrschenden gewünscht.

Veröffentlicht in Afrika

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A
<br /> <br /> Gaddafi hat Geschichte geschrieben und wir werden Ihn mehr verinnerlichen als manchen Eu-<br /> <br /> <br /> Bürokraten oder"demokratisch gewählten Bundeskanzler".Ich möchte hier keine Elogen und Lob-<br /> <br /> <br /> gesänge intonieren,in Bezug auf echte Demokratie rangierte auch Gaddafi unter ferner liefen.Nur<br /> <br /> <br /> was besagt das schon in einer nichtsäkularisierten muslimisch geprägten Sozialisation,unsere<br /> <br /> <br /> Maßstäbe sollten und müssen da nicht gelten.Gadaffi hat vabaque gespielt,ein immer gefährlich<br /> <br /> <br /> werdender Spagat mit der imperialen Westallianz.Er strebte ein panafrikanisches Bündnis und<br /> <br /> <br /> ein Währungssystem abgekoppelt von Dollar und Euro an.Das war wohl die Sollbruchstelle die<br /> <br /> <br /> das Maß überlaufen ließ.Eine mortale Kalkulation in den Augen der US-Administration.Nein Ga-<br /> <br /> <br /> ddafi war immer der löckende Stachel in Ihrem verwesenden Fleisch.Carpe diem war jetzt die<br /> <br /> <br /> ausgegebene Parole,ran and die Fleischtöpfe.Toller Blog Sepp,weiter so-Matthias<br /> <br /> <br /> <br />
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S
<br /> <br /> Ich halte ihn für einen sehr klugen Menschen. Leider ist er "theoretisch" nicht über sein "Grünes Buch" hinausgekommen, und jetzt ist ihm sein Spagat, mit dem Imperialismus zu kungeln und<br /> gleichzeitig Antiimperialistisches voran zu bringen, zum Verhängnis geworden. Damit will ich nicht agen, dass er "selbst schuld" ist. Der Gegner ist so übermächtig, dass die Lage für ein so<br /> kleines Volk einfach auch bei allerbester Führung verzweifelt ist.<br /> <br /> <br /> <br />
A
<br /> <br /> Ein seltsam anmutender,moderater arabischer Diktator dieser Muammar,der sein Volk mit mehr<br /> <br /> <br /> sozialen Privilegien beglückte als die Nato-Agressoren aus der westlichen Hemisphäre.Dieser ara-<br /> <br /> <br /> bische David,welcher nichts weniger zu verlieren hat als sein Leben und die Freiheit seines Volkes,<br /> <br /> <br /> besitzt die Chuzpe einer hochtechnisierten Übermacht keinen Quadratmeter libyschen Bodens<br /> <br /> <br /> kampflos zu überantworten.Der Guerillakrieg hat begonnen,der Ausgang ist völlig ungewiß, doch eines ist sicher,Gaddafi ist bereits ein Märtyrer und die US-Natovasallen werden die sch-<br /> <br /> <br /> merzliche Erfahrung machen dürfen(müssen) was ein Vietnamdebakel bedeutet.<br /> <br /> <br /> Gruß Matthias<br /> <br /> <br /> <br />
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S
<br /> <br /> "Vietnamdebakel": Halte ich auch für möglich. Aber den Libyern stehen jetzt so und so furchtbare Zeiten bevor, bzw. sie sind schon mittendrin. Nach demwenigen, was noch zu erfahren ist, werden<br /> Bani Walid und Sirte ununterbrochen bombardiert, seit ein oder zwei Wochen jeden Tag. Da kann nicht mehr viel stehen. Und die Massaker, die die Loyalisten nie begangen haben, begehen jetzt die<br /> "Rebellen".<br /> <br /> <br /> <br />
A
<br /> <br /> Die momentan gefahren Kampagne "Gaddafi privat" ist auch mehr als lächerlich. So ganz will es den Medien aber nicht gelingen, ihn als "luxusbesessenen Verschwender" darzustellen.<br /> <br /> <br /> Ich möchte nicht wissen, wie es in den "Privatgemächern" des römischen Lustgreises oder bei unseren demkokratischen Freunden in Saudiarabien so aussieht ;-)<br /> <br /> <br /> Man versucht Gaddafi zu "dämonisieren" - aber wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis (politisch sehr unterschiedlich) so umsehe, scheint das nicht zu gelingen.<br /> <br /> <br /> Die staatliche Propaganda wird immer mehr angezweifelt - und das in allen Bereichen.<br /> <br /> <br /> Gaddafi ist jetzt schon ein Symbol des Widerstandes - und es wird auch der Zeitpunkt kommen, wo man sich die "alten Zeiten" und Gaddafi zurückwünscht.<br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br /> <br />
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S
<br /> <br /> Ich glaube auch, dass sie nicht verhindern können, dass Gaddafi zu einem Mythos wird, lebendig oder tot. Aber sie tun halt, was sie können.<br /> <br /> <br /> <br />