Lama nach Passau entrückt
"Wir kennen uns recht gut, wir vertrauen uns, wir wissen sehr viel voneinander", sagte Roland Koch, ehemaliger Herrscher in Hessen. Er sprach vom ehemaligen Herrscher in Tibet, Seiner Heiligkeit, dem Dalai Lama (Ozean des Wissens). Sprechen musste Koch, der verhinderte Sonnenkönig, weil Kollege Gottkönig wieder einmal einen Preis entgegenzunehmen geruhte. Nobelpreise gibt es in Passau zwar nicht, aber dafür einen mit dem sinnigen Namen "Menschen in Europa", gestiftet von der Passauer Neuen Presse.
"Danke", sagte der Lama, "Wir sind alle gleich, wollen Glück erleben, kein Leiden." Ausserdem teilte er mit, dass jeder Mensch einen Körper habe, nebst Emotionen. Auch seien seine Freunde, die Milliardäre, nicht glücklich, weil sie so viele Sorgen haben. Daher müsse man die inneren Werte hochschätzen.
Die katholische Zuhörerschaft erschauerte. Der redet ja fast wie der Pfarrer. Das mit den inneren Werten ging glatt durch, wie die übrigen heiligmässigen Plattitüden auch. Hartz-IV-Bezieher waren nämlich nicht im Publikum. Für die soziale Ausgewogenheit hatte der Eintrittspreis gesorgt - 25 Euro pro gleichem Mensch. Peter Maffey und der Abt von Metten mussten aber, als Ehrengäste, nix zahlen.
Und wo war die Kanzlerin ? Der Bundespräsident ? Oder wenigstens der bayerische Ministerpräsident ? Keiner da. Sogar der Schraml Wilhelm, Bischof von Passau, liess sich vertreten, von seinem Generalvikar.
Keine Lamakonjunktur zur Zeit also. Allenfalls business as usual. Die Konjunktur, die andere, lebt nämlich nicht von tibetischen Gottkönigen, sondern von nicht ganz belanglosen Wirtschaftsbeziehungen mit China. In solcher Lage menschenrechtelt es eher verhalten.
Freilich, man darf die Hoffnung nie aufgeben. Das hat Roland Koch vom Lama gelernt, sagt er. Der gibt sein Tibet nicht auf, Roland Koch wiederum nicht sein Ostpreussen. Der Dalai Lama hat seinerseits gelernt, dass Demokratie was Schönes ist, jedenfalls so eine wie die deutsche.
Ohm.