Syrien: Der Vulkan raucht, kann aber nicht spucken
Wie es um die militärische Offensive der NATO-Söldner steht, die sie unter dem Namen "Vulkan in Damaskus - Erdbeben in Syrien" begonnen haben, lässt sich indirekt an der "Informations"politik der Mainstream-Medien ablesen. Das Triumpfgeheul ist kleinlaut geworden. Die "Interpretation", ein bewaffneter Massenaufstand sei dabei, die Regierungskräfte in ihre letzten Schlupfwinkel zu treiben, diese seien kurz davor, sich aufzulösen,Teile des Landes seien bereits in der Hand der "Aufständischen" und in Damaskus und Aleppo werde um die militärische Herrschaft gekämpft, lässt sich kaum noch halten. Prompt wird ein mediales Ablenkungsmanöver gestartet - die "Frage der Chemiewaffen".
Und man kehrt wieder zurück zu den Geheimdienst-Enten der psychologischen Kriegsführung, die vor der "Offensive" im Mittelpunkt standen. Die NZZ von heute: "Am Dienstagabend haben syrische Regierungstruppen laut Aktivisten nahe der nordwestlichen Stadt Hama in eine Menge von Gläubigen geschossen, als diese eine Moschee betreten wollten. Beim Angriff starben mindestens 25 Personen, 10 weitere wurden verletzt." Die FAZ von heute; "Der Syrische Nationalrat, die wichtigste Oppositionsgruppe des Landes teilte mit, es seien scharfe Munition und Tränengas gegen einen „friedlichen Sitzstreik“ eingesetzt worden. Ähnliche Meldungen hatte es auch aus einem Gefängnis in der Rebellenhochburg Homs gegeben." Die "Information", Assad habe sich aus Damaskus abgesetzt, ist verschwunden, natürlich ohne Entschuldigung beim Publikum, dass man eine Lüge kolportiert hat. In den nächsten Tagen dürften wir mit herzzerreissenden Bilder von Flüchtlingen versorgt werden, für deren Versorgung mit Wasser die Freundin der syrischen Halsabschneider, eine gewisse Frau Merkel, schon 400 000 Euro zugesagt hat. Die militärische Niederlage der Halsabschneider setzt das Menschenrechts-Geseire wieder auf den Plan - aber diesmal nicht als Vorbereitung des Bürgerkriegs, sondern als Nachhutgefecht einer gescheiterten militärischen Offensive.
Diese selbst ist schon Ausdruck der verfahrenen Lage für die ausländischen Interventen. Vor sechzehn Monaten hatten sie versucht, opositionelle Demonstrationen in Syrien für ihre Zwecke zu vereinnahmen und mit einer "bunte Revolution" eine "Regime Change" zu inszenieren. Das ging schief. Die Pro-Assad-Demonstrationen waren grösser. Die "Menschenrechts"kampagne - brutales Regime mordet haufenweise friedliche Leute - mochte zwar die Medienkonsumenten im Westen verdummen, aber nicht die Masse der Syrer, die an dem, was tatsächlich geschah, näher dran waren. Die darauf folgende Taktik vereinzelter Anschläge - die man bei Gelegenheit der syrischen Regierung unterschob - , sollte das Land destabilisieren und die Massen den vom Westen bezahlten "Oppositionellen" zutreiben. Auch das ging schief. Es blieb die militärische Option, die mit der Durchdringung des Landes mit Agenten, der Lokalisierung der lohnensten Ziele, dem Anlegen geheimer Waffendepots und der Organsierung von Schläferzellen gut vorbereitet war. Aber auch das ist dabei, schief zu gehen. Die Ratten mussten dazu aus den Löchern - und stehen jetzt mit einigen zehntausend Mann der syrischen Armee gegenüber, die trotz des systematischen Auskaufs veräterischer Offiziere kampffähig geblieben ist.
Es reicht, um ein Land, das über Jahrzehnte in relativer Normalität gelebt hat, in Bürgerkriegszustände zu treiben, das umsichtige Austarieren der Gegensätze zwischen verschiedenen Religionen, Kulturen und Nationalitäten durch das Baath-Regime zu destabilisieren. Die Interventen haben eine zweite Option: Wenn sie nicht siegen können, können sie vielleicht doch Syrien durch permanentes Unruhestiften und Terror zu einem Failing State machen, wie Somalia, den Jemen, den Irak, Afghanistan, Lybien, im Moment gerade Mali und morgen vielleicht Myanmar.
Die "Entstaatlichung" und barbarische vor-staatliche Verhältnisse mit beständigen Kämpfen zwischen lokalen Kriegsherren, die sich gegeneinander ausspielen und damit beherrschen lassen - das ist die "Perspektive", die die Imperialisten denjenigen zu bieten haben, die sich nicht "ordentlich" unterwerfen. Etwas anderes haben sie nicht zu bieten. Das ist drin, wo Freedom&Democracy draufsteht.
Die Völker in Chaos und Barbarei zu treiben, mag einige Jahrzehnte "gut" gehen. Der Hass auf den Imperialismus braucht vielleicht einige Zeit, um in eine allgemeine Bewegung für die Vetreibung der "demokratischen Staatengemeinschaft" zu münden. Gleichzeitig geht aber die Saat, die sie anderswo sähen, auch in den eigenen Gesellschaften auf. Niemand kann andere barbarisieren, ohne selbst barbarisch zu werden.
Krieg und Chaos schlagen stets auch auf diejenigen zurück, von denen sie ausgehen. Das ist übrigens da, wo wir leben.
Zum Stand in Syrien gibt heute MeinParteibuch einen guten Überblick: http://nocheinparteibuch.wordpress.com/2012/07/25/in-syrien-wird-nun-aufgeraumt/