Die Griechen sind imperialistische Einmischung "gewohnt"

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

Nikos Belojannis ist seit sechzig Jahren tot. Den Kampf gegen die deutschen Imperialisten hatte er überlebt. Die US-Imperialisten haben ihn dann 1952 aufhängen lassen. Belojannis ist in Griechenland unvergessen. Die Griechen kennen die barbarischsten Varianten imperialistischer Einmischung und Kolonialisierung - und die heimtückischen und verlogenen von heute.

 

Den folgenden Text über Nikos Belojannis Leben habe ich von http://ddr-kabinett-bochum.blogspot.de/2012/07/nikos-belojannis-der-mann-mit-der-nelke.html gespiegelt.

 

Nikos Belojannis - Der Mann mit der Nelke
 

Die DDR erinnerte durch ein von René Graetz geschaffenes Denkmal auf dem
Gelände der einstigen Hochschule für Ökonomie "Bruno Leuschner"
in Berlin-Karlshorst an Nikos Belojannis

In der Nacht vom 29. zum 30. März 1952, wurde der griechische Kommunist und Patriot Nikos Belojannis zusammen mit drei anderen Mitstreitern in Athen hingerichtet. Er wurde zum Opfer eines Justizmordes. Wer war dieser Mann, der noch heute in seinem Heimatland als Nationalheld verehrt wird?
Nikos Belojannis wurde 1915 in Amaliás auf dem Peloponnes geboren. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf, zeichnete sich aber schon als Kind durch großen Wissensdurst aus. Sehr früh erkannte er die Nöte der griechischen Arbeiter und Bauern und kam mit den Lehren des Marxismus-Leninismus in Berührung. Als 17jähriger trat er dem Kommunistischen Jugendverband und mit 18 der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) bei. Sehr bald erwarb er sich als Organisator und Agitator die Bewunderung seiner Genossen, lenkte aber zugleich den Haß der Feinde auf sich. In den 30er Jahren wurde er unter dem Metaxas-Regime inhaftiert. Als Nikos Belojannis 1943 fliehen konnte, war Griechenland längst von den deutschen Faschisten besetzt.
Schon 1942 entstand aus dem Zusammenschluß verschiedener Partisanenverbände die Griechische Volksbefreiungsarmee ELAS als militärischer Arm der Nationalen Befreiungsfront EAM. Ihre Schläge gegen die deutschen Okkupanten waren so erfolgreich, daß bis Mitte 1943 fast ein Drittel des griechischen Festlandes von diesen geräumt werden mußte. Im Frühjahr 1944 kontrollierte die ELAS sogar bereits zwei Drittel des nationalen Territoriums. Bis zum Herbst 1944 verdrängte sie schließlich die deutschen Besatzer endgültig nach Norden.
Diese Erfolge riefen in Washington und London durchaus keine Freude hervor. Man hatte nämlich bemerkt, daß die KKE innerhalb der EAM großes Ansehen genoß und erheblichen Einfluß besaß. So fürchtete man, den strategisch wichtigen Balkan als Einflußgebiet an die Kommunisten zu verlieren.
Am 4. Oktober landeten britische Truppen im bereits von der ELAS befreiten Griechenland. Eiligst wurden vor den Faschisten ins Ausland geflüchtete bürgerliche Politiker wieder nach Athen zurückbeordert und in einer "Regierung der Nationalen Einheit" unter britischer Aufsicht zusammengefaßt. Die ELAS sollte entwaffnet werden, während man Kollaborateure der Faschisten schonte. Die politische Rechte unter Konstantinos Tsaldaris übernahm die Macht, errichtete ein Schreckensregiment und verfolgte gnadenlos ehemalige ELAS-Kämpfer. Der Bürgerkrieg entbrannte.
Nach seiner Flucht hatte sich auch Belojannis 1943 der ELAS angeschlossen. Drei Jahre später wurde er Politoffizier der Demokratischen Armee Griechenlands. 1949 griffen die USA, die einen Sieg der Linkskräfte befürchteten, in den griechischen Bürgerkrieg ein. Sie lösten die Briten als eigentliche Herren über Griechenland ab und entschieden den Kampf zugunsten der monarcho-faschistischen Kräfte. Hellas wurde in die globale Strategie der USA gegen die UdSSR und die Volksdemokratien einbezogen.
Nikos Belojannis, der in das ZK der seit 1947 verbotenen KKE gewählt worden war, ging nun abermals in die Illegalität. Am 20. Dezember 1950 wurde er verhaftet und monatelang durch US-Verhörexperten und einen Mann mit Gestapo-Erfahrung brutal gefoltert. Sogar ein Elektroschockgerät gelangte dabei zum Einsatz. Während etliche Gefangene ermordet wurden, wandte man gegen andere die denkbar grausamsten Methoden wie Stromschläge, das Ausrenken von Gliedmaßen, anhaltenden Schlafentzug, Dunkelhaft und Lichtfolter an. Wer denkt da nicht an Guantánamo oder Abu Ghraib?
Vor allem auf Betreiben des US-Botschafters John Peurifoy, eines fanatischen Antikommunisten, wurde am 19. Oktober 1951 vor einem Militärgericht der Prozeß gegen Belojannis und 95 Mitangeklagte eröffnet. Die Anklage lautete auf "Organisierung staatsfeindlicher Umtriebe". Das Urteil stand schon vorher fest. Beobachter aus Großbritannien und Frankreich entlarvten das aus fünf hohen Offizieren bestehende Tribunal als Farce. Unter den "Richtern" befand sich auch der spätere Anführer der faschistischen Junta der "Schwarzen Obristen" Georgios Papadopoulos.
Nikos Belojannis erschien vor Gericht stets mit einer Nelke, was durch Pablo Picasso in einer Skizze festgehalten wurde. Er trat selbstbewußt vor seine Richter und entlarvte in seiner Verteidigungsrede deren Heuchelei.
Erwartungsgemäß wurden Nikos Belojannis und mehrere seiner Genossen im November 1951 zum Tode verurteilt. Ein weltweiter Proteststurm brach los. Botschafter Peurifoy drängte auf baldige Vollstreckung. Im Februar 1952 wurde dann noch ein zweiter Prozeß nachgeschoben, in dem Belojannis und seine Mitstreiter des "Geheimnisverrats an fremde Mächte" - gemeint war die UdSSR - bezichtigt wurden. Wieder handelte es sich um eine Farce. Der angebliche Funker, der die Geheimnisse verraten haben sollte, entpuppte sich als Analphabet und war zum vermeintlichen Tatzeitpunkt überdies längst in Haft. Entlastungszeugen hinderte man gewaltsam am Erscheinen vor Gericht. Die preisgegebenen "Geheimnisse" waren so geheim, daß sie aus jeder Tageszeitung hätten entnommen werden können. Die Belastungszeugen erwiesen sich als frühere Nazikollaborateure. Dennoch beantragte der Staatsanwalt gegen den "Mann mit der Nelke" und elf seiner Genossen abermals die Todesstrafe, die auch verhängt wurde.
Wieder erhob sich internationaler Protest. Da Athen unter Druck geraten war, mahnte US-Botschafter Peurifoy abermals zur Eile. Er wollte um jeden Preis den Tod der verurteilten Kommunisten.
In der Nacht zum 30. März 1952 wurde das Urteil vollstreckt. Nikos Belojannis rief: "Es lebe die KKE!"
Die DDR erinnerte durch ein von René Graetz geschaffenes Denkmal auf dem Gelände der einstigen Hochschule für Ökonomie "Bruno Leuschner" in Berlin-Karlshorst an den aufrechten Patrioten und Internationalisten. Es blieb bislang wie durch ein Wunder von der Denkmalstürmerei der sich als Sieger der Geschichte wähnenden neuen und alten Herren verschont.
Ulrich Guhl, Berlin

Veröffentlicht in Griechenland

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