Die Krise: Ein historischer Bruch
Die seit 2007 andauernde Weltwirtschaftskrise wird in Deutschland von dem meisten Menschen als etwas wahrgenommen, das vorübergehend ist und speziell im eigenen Land einen relativ milden Verlauf nimmt. Das ist eine Wahrnehmung, die die Tiefe der Veränderungen nicht erfasst und Hoffnungen zeitigt, die nicht realistisch sind. Der "Neoliberalismus" ist nicht die Ursache der Krise, und "andere Wirtschaftsstrategien" werden nicht deren Lösung sein. Es handelt sich vielmehr um eine Krise der kapiatlistischen Gesellschaftsordnung als solcher. Worin besteht sie ?
Tomasz Konicz hat zu diesem Thema den USamerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Richard D. Wolff interviewt. Prof. Wolff wird in Westeuropa auch von der Linken kaum ahrgenommen. In en USA ist er dagegen eine prominenter Vertreter der marxistischen Politischen Ökonomie. Im Mai erscheint sein neues Buch "Occupy Economy: Challenging Capitalism".
Stichworte zu den angesprochenen Themen:
- Während der gesamten Existenz der USA gab es die Tendenz steigender Löhne, die auch in der Weltwirtschaftskrise ab 1929 zunächst nur zeitweilig unterbrochen wurde. Das ist seit den 1970er Jahren vorbei. Damit ist ein besonderer Konkurrenzvorteil der USA gegenüber dem "alten Kapitalismus" in Europa erledigt. Es ist nicht zu erwarten, dass dieser Pfad wieder aufgenommen werden kann.
- Die Occupy-Bewegung markiert den Bruch mit einem Tabu, das seit dem Ende des II. Weltkriegs in den USA so gut wie unantastbar war: den Kapitalismus als System nicht in Frage zu stellen.
- Die Beziehungen zu Westeuropa (EU) stehen für die USamerikanische Bpurgeoisie auf dem Prüfstand. Die wirtschaftliche Konkurrenz wird schärfer, und das ist unausweichlich.
- Der deutsche wirtschaftliche und politische Aufstieg steht auf tönernen Füssen.
- Die Stabilität der politischen Ordnung der USA ist gefährdet; - von Rechts im Sinn einer möglichen weiteren Radikalisierung der sozialen Ungleichheit, von Links im entgegengesetzten Sinn.
Das Interview ist ursprünglich bei heise.de erschienen. Ich verlinke es hier von kominform.at: