Eine Woche befreites Libyen

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

Vorläufig ist das noch Propaganda. Noch ist Libyen nicht besiegt. Aber wenn es dazu kommt - wozu ist es dann gekommen ?

 

Man hat das Geplärr über dringend notwendige humanitäre Hilfe für die notleidende libysche Bevölkerung noch im Ohr. Am lautesten war es zu Beginn des Krieges, als offenbar daran gedacht wurde, mit der Öffnung von Korridoren für humanitäre Hilfe eine Gelegenheit zu erhalten, Spione und Diversanten einschleusen und Bodentruppen stationieren zu können. Die deutsche Regierung erwärmte sich kurz für einen eigenen Korridor nach Misurata, den man eventuell mit der Bundeswehr hätte beschützen müssen können, rein friedensmissionarisch natürlich. Auf diesem Weg direkten deutschen Einfluss in einem eigenen Claim zu gewinnen und in noch ein Land eigene Truppen schicken zu können, hätte den Herrschaften geschmeckt. Daraus ist aber nichts geworden, weil die Libyer etwas dagegen hatten - und wenn sie nichts dagegen gehabt hätten, hätten Obama, Cameron und Sarkozy etwas dagegen gehabt. Den libyschen Kuchen kann man nur einmal fressen und darf ihn nicht in zu viele Stücke aufteilen. Beim Öl hört sich die Freundschaft auf. Die Teilnehmer der Räuberkoaltion liegen sich jetzt schon in den Haaren um die vorteilhaftesten Raubbedingungen nach einem erhofften Sieg über Libyen.

 

Die deutschen Freedom&Democracy-Exporteure müssen vorläufig kleinere Plätzchen backen. Wenigstens dürfen deutsche Rechtsgelehrte bei der Ausarbeitung einer neuen libyschen Verfassung mitmischen. Das gewährleistet ja vielleicht, dass Libyen jetzt richtig demokratisch wird, ungefähr so demokratisch wie Deutschland. Die Libyer dürfen dann endlich auch alle paar Jahre ein Kreuzchen malen und den Rest der Zeit darüber schimpfen, dass die Regierung genau das Gegenteil von dem tut, wofür sie gewählt worden ist.

 

Als damals von humanitärer Hilfe die Rede war, war sie noch nicht nötig. Das Land war noch nicht zerbombt, die Infrastruktur funktionierte, Essen, Wohnungen und alles, was Menschen sonst zum Leben brauchen, war biillig und reichlich vorhanden.

 

Jetzt ist das Land zerbombt. Die Produktion liegt still. Ölanlagen brennen. In Tripolis ist die Wasser- und Stromversorgung gekappt, sind die Läden geschlossen, trauen sich die Leute seit einer Woche nicht mehr auf die Strasse. Auf Strassen und Plätzen liegen Leichen herum. Die Krankenhäuser quellen über, aber die Medikamente gehen zu Ende. Immer noch mehr Leute schiessen sich gegenseitig tot.

 

Tripolis ist jetzt nämlich befreit, sagen sie wenigstens. - Befreit auf die übliche Imperialistenart, wie in Jugoslawien, Somalia, Afghanistan und Irak auch. Das ist die Sorte Freiheit, die drin ist, wenn Freedom&Democracy draufsteht - Not und Elend, Mord und Totschlag.

Veröffentlicht in Afrika

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A
<br /> <br /> Falls Libyen ein Probelauf für die gewaltsame Demokratisierung Syriens und dann des Irans gewesen sein sollte, dann kann die entfesselte NATO-Bande nicht völlig zufrieden sein. Ohne den Einsatz<br /> der USA wäre Sarkozys und Camerons Raubzug klar gescheitert. Daraus folgt: Die USA könnten es nach wie vor alleine, wenn finanzielle und wahltaktische Dinge dem nicht entgegenstünden, die NATO<br /> ohne die USA und das wären dann hauptsächlich die Europäer, jedoch sind nur zahnlose Papiertiger.<br /> <br /> <br /> <br />
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