Grüne: In Polen nichts zu holen

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

 

 

27. Oktober 2011

Bei den Sejmwahlen traten sie als Partei erst gar nicht an. Prominente Grüne, die auf der Liste des Linksbündnisses SLD kandidierten, fielen durch.

 

Polens Grüne, die sich nach einer durch Skandale und Skandälchen notwendig gewordenen Neugründung “Grüne 2004″ nennen, verfügen über 22 Regionalgruppen. Deren Aktivitäts-Niveau stellt sich ausweislich ihrer Internet-Portale allerdings sehr unterschiedlich dar. Die Partei gibt im Abstand von ca. 3 Monaten eine vor allem unter Mitgliedern und Sympathisanten verteilte Zeitung unter dem Titel “Grüne Nachrichten” heraus.

Die politische Arbeit von “Grüne 2004″ orientiert sich vor allem an 19 Kampagnen-Themen. Dazu gehören z.B. “Besser essen”, “Gleiche Chancen für Mann und Frau” oder “Tiere sind keine Ware”. Das Thema Atomenergie ist überraschenderweise kein eigenes Kampagnen-Thema. Unter dem Kampagnen-Thema “Erneuerbare Energien” findet sich aber – ganz auf der Linie der SLD – die Forderung, dass vor dem Bau des geplanten ersten polnischen Atomkraftwerks eine Volksabstimmung stattzufinden habe.

 

Unter dem Kampagnen-Thema “Frieden” proklamieren die polnischen Grünen, dass sie sich in “pazifistischer und anti-imperialistischer Tradition” sehen. Im Zusammenhang mit der polnischen Kriegsbeteiligung im Irak und in Afghanistan formuliert man dann aber weit weniger entschlossen nur, dass man diese “skeptisch” sehe. Eine klare Position bezüglich der polnischen Kriegsbeteiligungen würde auch nur schwer mit der engen Kooperation von “Grüne 2004″ mit der SLD zu vereinbaren sein, denn in der Regierungszeit dieser Partei erfolgte z. B. der polnische Eintritt in den Irak-Krieg.

 

Polens bekanntester Grüner ist der Ko-Vorsitzende Dariusz Szwed, der auch für die Europa-Grünen verschiedene Funktionen ausfüllt. Die SLD hatte für Szwed im Wahlkreis 12 in der Wojewodschaft Kleinpolen sogar den Listenplatz 1 reserviert. Doch das Wahlergebnis der Partei im Wahlkreis, in dem 8 Mandate zu vergeben waren, blieb mit 6,87 % weit unter den Erwartungen und Szwed persönlich bekam nur etwas mehr als die Hälfte der Stimmen, die der hinter ihm platzierte SLD-Kandidat auf sich vereinigen konnte. Wie Szwed fiel auch das auf Listenplatz 2 der SLD im Wahlkreis Danzig nominierte grüne Vorstandsmitglied Beata Maciejewska durch.

 

Die geringe Bedeutung der Grünen in Polen sollte man dennoch nicht als eine Folge eines mangelnden ökologischen Bewusstseins in der polnischen Bevölkerung werten. Die Skepsis gegenüber der Atomenergie ist trotz intensiver Medienkampagnen für den Bau des AKW ähnlich gross wie in westeuropäischen Ländern, wenn auch vielleicht nicht so gross wie in Deutschland. Der Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft wird von einer Mehrheit der Bevölkerung ebenso abgelehnt wie der Einsatz polnischer Soldaten im Ausland. Und in Bezug auf die allgemeine Naturverbundenheit wollen sich die Polen nur ungern von anderen übertreffen lassen.

 

Quelle: http://www.infoseite-polen.de/newslog/?p=5731#more-5731

Veröffentlicht in Osteuropa

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