Berappeln sich die französischen Kommunisten ?

Veröffentlicht auf von Sepp Aigner

Alexandra, eine Kommunistin, die nach der Liquidierung der DDR nach Frankreich gegangen ist, hat von dort ein Dutzend "Briefe aus Frankreich" für mein Blog geschrieben ( http://kritische-massen.over-blog.de/categorie-12094690.html ).  Inzwischen hat sie Anschluss an die kommunistische Bewegung in Frankreich gefunden. Im Folgenden schreibt sie über die Mühen dieses Anschlusses und ein Treffen in Venissieux, das ihr Mut gemacht hat.

 

Emigration nach Frankreich ist sicher ein Ausnahmefall für Kommunisten der DDR, die auch nach der Konterrevolution solche blieben. Aber "Emigration" im übertragenden Sinn ist keine Ausnahme, sondern eher der Normalfall. Es sind gar nicht so wenige ehemalige DDR-Bürger, die nach dem Untergang ihres Staates  ihren Überzeugungen mehr oder weniger treu geblieben sind. Aber der Schock des Untergangs hat die meisten gelähmt. Dass von den einmal 2,3 Millionen Mitgliedern der SED und den Hundertausenden Mitgliedern der anderen Parteien der Nationalen Front die Mehrzahl Opportunisten waren, die sich entweder still zurückzogen oder sogar ihr Fähnchen in den Wind der Annexionsmacht hängten, war für viele zu viel. Die Suche nach den Fehlern und Unfähigkeiten der SED, das "Aufarbeiten" wurde vielen nicht die notwendige radikale (Selbst-)Kritik, um wieder Boden unter den Füssen zu kriegen, sondern verselbständigte sich für viele zur mittlerweile jahrzehntelangen Nabelschau. Zehntausende "engagierten" sich und engagieren sich weiter, irgendwie. Sie arbeiten in sozialen Verbänden, schlossen sich der PDS/Linkspartei an, haben immer noch das Neue Deutschland abonniert, machen Kommunalpolitik,  lesen den RotFuchs, betreiben kritische Blogs, was auch immer. Aber das Entscheidende tun sie bis heute nicht, nämlich sich wieder als Kommunisten zu organisieren. Selbst die Kommunistische Plattform inder Linkspartei zählt, wenn auch mit leicht steigender Tendenz, nicht mehr als gut 1 200 Mitglieder. Die aus der SED hervorgegangene KPD. der auch Erich Honecker angehörte, hat wenige Hundert Mitglieder. 30 000 RotFuchsleser finden in den RotFuchs-Regionalgruppen Bezugspunkt und "politische Heimat" - aber keine Partei. Der Mitgliederschwund der DKP hat die Partei inzwischen auf 3 600 Genossinnen und Genossen reduziert.

 

Auch in dieser Hinsicht ist Alexandra also eine Ausnahme. Oder ist ihr Weg ein Beispiel dafür, dass es auch unter schwierigen Umständen möglich ist, sich einen Ruck zu geben und wieder Anschluss zu finden ?

 

So, das war eigentlich nur nebenbei. In Alexandras Brief geht es hauptsächlich um das eingangs erwähnte Treffen von Kommunisten in Venissieux, das einen Prozess auszudrücken scheint, der sich innerhalb und "am Rande" der Kommunistischen Partei Frankreichs abspielt. Nach vielen Jahren des Niedergangs gibt sammeln sich starke Kräfte, die den revisionistischen Kurs ins Desaster beenden und einen Neuanfang in der grossen revolutionären Tradition der französischen Kommunisten durchsetzen wollen (s. auch http://kritische-massen.over-blog.de/article-franzosische-kommunisten-neuer-aufbruch-112487311.html ). Hier also Alexandras Eindrücke von dem Treffen in Venissieux:

 

November 2012

 

« in jeder Situation vom Tatsächlichen und seinen Widersprüchen ausgehen…"

 

(Motto des Treffens der Internationalisten in Vénissieux)

 

Kleines Resumée

 

Die letzten beiden Jahre spiegeln meine Suche nach, „wahrhaften" Kommunisten wider, die die „reine Lehre des Marxismus-Leninismus" beherzigen, um mich mit meinem Wissen und der mir verbliebenen Kraft einzureihen in die Schar derer, die bewusst gesellschaftliche Veränderungen herbeiführen wollen. Bei dieser Suche habe ich manchen Bock geschossen. Welch ein Unding! Welch ein Widerspruch zum Marxismus-Leninismus, dem manche noch Stalin und Mao u. a. anhängen möchten. Die Abweichler und Feinde der von Marx und Engels vertretenen wissenschaftlichen Lehren zum historischen und dialektischen Materialismus und zur politischen Ökonomie nannten deren Anhänger Marxisten.

 

Andere übernehmen unter diesem Namen die wissenschaftliche Weltanschauung und fügten ihr zeitgerecht und entwicklungsbedingt und vor allem gemäß der spezifischen Entwicklung ihres Landes ihre Erkenntnisse zu und beweisen in der gesellschaftlichen Praxis den Wahrheitsgehalt des Marxismus. Bei diesem Begriff möchte ich bleiben, ohne den Kommunisten von Lenin über Stalin und Mao bis hin zu Castro und Sankara und den vielen, die ihren Beitrag zur humanistischen Entwicklung der Menschheit leisteten, meine Hochachtung zu verwehren. Die marxistische Lehre bedarf keines „religiösen Kultes", sondern auch in theoretischen Erörterungen immer des praxisnahen Bezuges, wenn nicht, beschäftigt man sich mit „der Rolle der Bedeutung", wie wir das in der DDR ironisch nannten. Das Nachdenken und Nachlesen bei den Klassikern hat mir nicht geschadet, im Gegenteil. Schwerer ist der Schritt zu Gleichgesinnten. Aber beides hat mir Kraft gegeben, und mein Leben hat wieder einen Sinn. Die Menschen können nur als Teil eines großen Kollektivs zur geschichtswirksamen Kraft werden.

 

Nach der Konterrevolution wurden häufig ungeduldige Stimmen laut, die sich teils verzagt, müde, resigniert oder bewusst forsch gaben – und statt im Bewusstsein der historischen Entwicklung vorwärts und um sich zu schauen, kleinlaut auf alte Feststellungen verweisen. Das betrifft Ost und West und durchaus auch in führenden Positionen tätige Genossen. Der Sozialismus steht folgerichtig auf der Tagesordnung und nicht die Absolvierung einer zweifelhaften „Übergangsphase". Womit kann ich Menschen für die gerechteste Sache der Welt gewinnen, wenn ich ihnen nicht klipp und klar sage, wohin ich will?

 

Den Gesetzen des Marxismus folgt eine sich in produktiven Widersprüchen zielgerichtet entwickelnde Partei als organisierteste, bewussteste Kraft, die „Theorie zur materiellen Gewalt" werden lässt. Unser Programm BLEIBT das Kommunistische Manifest. Der Marxismus bietet uns die Grundlagen der Strategie, die Taktik müssen wir uns daraus und anhand heute gegebener Umstände erarbeiten, aber nicht, indem wir einen Schritt vorwärts und zwei zurückgehen. Bei Lenin kann auch nachgelesen werden, dass man sich nach Niederlagen sammelt, den revolutionären Kern stärkt – und weitermacht. Die einfachsten taktischen Regeln werden bei aller Theorie vergessen.

 

Warum wohl stehen in der Bibliothek des chinesischen Kulturzentrums neben Chen Yun, Deng Xiaoping u. a. jede Menge Konfuzius-Bücher? Warum sagen sie von vornherein, dass der Aufbau des Sozialismus (Kommunismus), dem manche gewollt das Wort „Harmonie" vorziehen, so lange Zeit braucht? Auch das Land der Dichter und Denker hat nicht nur Goethe und Schiller vorzuweisen. Die Menschen werden nicht nur durch ihre gesellschaftlichen Entwicklungen vorwärts g e t r i e b e n, sondern haben auch Einfluss darauf. Sie müssen ihn nur wahrnehmen, anstatt kleinlaut öffentlich die die Anzeichen der sozialen Revolution zu negieren.

 

Ich habe die Revolutionäre gesucht, die mit dem Selbstvertrauen des Kommunisten. Es war nur eine Frage der Zeit, dass ich mich den Linkskräften der PCF näherte. Immerhin, die „Partei" kommt nicht zu mir, da musste ich mich schon selbst auf die Socken machen!

 

5. Treffen der Internationalisten bei der PCF in Vénissieux

 

Es fand am 26. Und 27. Oktober in Vénissieux, einem über 63.000 Einwohner großen Vorort von Lyon mit einer kommunistischen Bürgermeisterin an der Spitze, statt.

 

Mit sehr großem Interesse und wachsendem Erstaunen habe ich verfolgen können, was im Süden und Südwesten Frankreichs (aber nicht nur dort) unter dem Motto:" Die Kommunistische Partei Frankreichs (PCF)wieder aufleben lassen" vor sich geht. Es ist dies eine der Aktionen für die marxistische Partei. Eine weitere findet ebenfalls seit Jahren und unter aktivem Mitwirken genannter Kommunisten als „Assises de communisme" statt und versucht, Gruppen außerhalb der PCF zu vereinen. Dabei hat der aus meinen bisherigen Schreiben bekannte RCC einen aktiven Anteil. Während einer Kommunismus-Tagung („Assises de communisme") auf dem Pressefest der Humanité bat mich ein Genosse der PCF, als deutsche Kommunistin nach Vénissieux zu kommen.

 

Die PCF ist seit Jahren weithin bekannt und pauschalisiert als revisionistische und nicht mehr marxistische Partei. „Man darf die Struktur einer Partei nicht mit ihr an sich verwechseln", ließ mich eine Genossin nachdenken. Wie unmarxistisch auch von mir, eine ganze Partei zu verwerfen!

 

Am 26. Oktober begann das Treffen mit einer Veranstaltung der Bewegung der Kommunistischen Jugend unter Teilnahme eines jungen Vertreters der griechischen und einer jungen tunesischen Kommunistin. Annähernd 80 zumeist junge Kommunisten hatten sich zu diesem erstmaligen Erfahrungsaustausch getroffen. Bleibt zu vermerken, dass der Jugendverband in der Woche bereits eine Debatte an der Uni mit Domenico Losurdo organisiert hatte. Mit Unterstützung erfahrener Kommunisten gründeten sie die „Ecole fédérale", eine Ausbildungseinrichtung junger Kommunisten, um sich ein fundiertes Wissen über den Marxismus anzueignen. Wir alten und angeschlagenen Kommunisten haben die 20-jährige Sarah irgendwie wie einen „Messias" angesehen, als sie unsere Fragen zum Kurs über historischen und dialektischen Materialismus begeistert beantwortete.

 

An diesem Abend reisten wir zu spät an. Aber Sarah versprach, mir mehr zu erzählen.

 

Patriotismus und Internationalismus

 

Unter diesem Motto präsidierte ein junger Kommunist und Gewerkschafter die Diskussionsrunde mit dem Philosophen Georges Gastaud (schrieb u. a. zu Fragen des Patriotismus und Internationalismus), dem Botschafter der Republik Bolivien, Jean Paul Guevara Avila, und Kubas, Orlando Requeijo Gual. Selten ist mir die Entwicklung so bewusst geworden wie in der Konstellation eines Kommunisten aus der „alten" bürgerlichen Republik Frankreich, des jungen, seine nationale Identität stärkenden Boliviens und Kubas mit seinen für Lateinamerika und die Welt so wegweisenden Erfahrungen. Leider fehlte der venezolanische Botschafter entschuldigt. Ich hatte aber noch gut die Rede des venezolanischen stellvertretenden Außenministers für Europa auf dem Pressefest der „Humanité" in Erinnerung und konnte das „Bild" so gedanklich vervollständigen. Er hatte mit großer Überzeugung und Tatkraft von der unbedingten wirtschaftlichen und monetären Stärkung seines Landes und der Entwicklung der Kompensationswährung (SUCRE) der ALBA-Staaten gesprochen, die keinen Vergleich mit dem Euro zulässt, aber von Pro- EU-Reformisten oft als Beispiel genannt wird. Dabei vergessen sie zu gern, dass erstens für die wirtschaftliche und freundschaftliche Zusammenarbeit der ALBA-Staaten die nationale Souveränität Grundbedingung ist und zweitens geänderte sozialpolitische Bedingungen.

 

Alle verteidigten die Unbedingtheit eines einigen Nationalstaates, ohne den sich das Volk nicht frei und zum eigenen Nutzen entwickeln könne: Frei von Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, frei von Versklavung und Abhängigkeit von imperialistischen Staaten und ohne in leicht zu unterwerfende bitterarme Regionen zerstückelt zu werden.

 

Der kubanische Genosse zeigte sich als der wahre Philosoph, indem er ein Bild des patriotischen (oder proletarischen) Internationalismus in der Version der sozialistischen Republik Kuba seit ihrer Gründung aufzeichnete, an deren Entwicklung so viele Vertreter anderer Länder teilhatten und teilhaben, die heute die Unterstützung anderer souveräner Staaten von Venezuela über afrikanische Staaten bis China (ausdrücklich genannt) genießt und zurückgibt.

 

Der Sekretär der Sektion Vénissieux ging auf den Werdegang der kommunistischen Parteien Europas ein, der seit 20 Jahren von verschiedensten Strategien bis hin zur Auflösung der KP Italiens gezeichnet ist, aber auch von der Neukonstituierung der KP Griechenlands, der KKE. Die EPL (Europäische Linkspartei) als nichtkommunistische Vereinigung vertiefe die Spaltungen, wobei es doch auf gemeinsames Handeln der progressiven Bewegungen ankomme. Das Hauptreferat hielt Domenico Losurdo, der einen sehr guten Überblick über die internationale kommunistische Entwicklung gab, wobei sein Hauptaugenmerk der sozialistischen Entwicklung der VR China galt.

 

Domenico Losurdo und die „Autophobie der Kommunisten"

 

In seinem Vortrag kam er auf die „Autophobie der Kommunisten" zu sprechen, welche die Leiter der Kommunistischen Parteien veranlasst habe, ohne Vorbehalt die herrschenden Argumente über Stalinismus und Zerfall des Sozialismus zu übernehmen. Er unterstrich, dass China nach einem Jahrhundert kolonialer Zerstörung beschlossen habe, seine ökonomische Unabhängigkeit aufzubauen und die wissenschaftliche und technologische Herausforderung anzunehmen. Von diesem Gesichtspunkt aus sehe Losurdo einen großen Unterschied zur UdSSR, die hervorgerufen durch die militärische Auseinandersetzung den „Wettlauf" zur kapitalistischen Produktion aufgenommen hatte. Die aktuelle Welt sei charakterisiert durch die militärische Übermacht der USA, verbunden mit einer ökonomischen Schwächung, was zu großen Gefahren führe. Deshalb sei ein neuer „historischer Block" notwendig, der dem imperialistischen Block Einhalt gebiete und sich auf die Arbeiter des Nordens und die aufstrebenden Kräfte der Entwicklungsländer stütze, die ihre Unabhängigkeit betonen und unter denen China die wichtigste Rolle spiele, vergleichbar der UdSSR im Kalten Krieg.

 

Die folgende anregende Diskussion wurde mit dem Hinweis beendet, dass sich die Gespräche mit der Abteilung für internationale Beziehungen der KP Chinas positiv entwickeln und für das nächste Treffen ein Vertreter der KP Chinas erwartet werde.

 

(Zypern) „Meinem Land geht es schlecht"

 

Der späte Nachmittag war den Ausführungen von Vertretern u. a. aus Zypern, Libanon, Syrien, Benin, Mali und Senegal zugedacht, die sich multiplen Interventionen der NATO und westlicher Staaten gegenüber sehen. Erschütternde Zeugenberichte aus Benin und Mali zeigten vor allem die Schwierigkeiten der progressiven Parteien. „Meinem Land geht es schlecht", begann der Genosse aus Benin. Schon am Mittagstisch gab es lautstarke Auseinandersetzungen zwischen ihm, einem RCC-Genossen und dem Vertreter des RDA (1956 gegründet als Sektion der afrikaweiten Partei, des Rassemblement Démocratique Africain.) Sie hätten die Anrufung der UNO-Truppen unterstützt, erklärte der Vertreter der RDA, die Lage für die Bevölkerung sei ausweglos wegen der Bedrohung im Norden und der unwahrscheinlich schwierigen Situation im Lande. „Sagt uns, was wir sonst tun sollen", war seine eindringliche Aufforderung. (Die VR China schickte kürzlich 3000 Tonnen Lebensmittelspenden nach Mali.) Sicher fürchtet der Genosse aus Benin (nicht zu Unrecht), dass die gesamte Zone über diese Maßnahmen in einen afrikaweiten Krieg gestürzt wird. Immerhin stehen die frz. Armee, die US-Streitkräfte und auch die der Afrikanischen Union Gewehr bei Fuß. Die Entscheidung könne nur jedes Land selbst treffen, warf ein Genosse ein.

 

Der Vertreter Senegals von der Unabhängigen Arbeiterpartei sprach über den wirtschaftlichen, sozialen, gewerkschaftlichen, politischen Verfall des Landes seit 1989. Sie würden schon lange erleben, was heute in Europa praktiziert werde. Die afrikanischen Vertreter waren sich einig: Jeder korrupte Regierungsvertreter, den sie bekämpft hatten, wurde durch einen ebensolchen anderen ersetzt. - Aber die Gespräche zeigten auch, dass allseitig ein lebhaftes Interesse an den Kämpfen der kommunistischen und progressiven Parteien der Länder besteht, die imperialistische Propaganda wie auch theoretisierende Lösungen abgelehnt werden und spezifische Antworten unter Beachtung der Komplexität ihrer Widersprüche und der nationalen Souveränitäten gebraucht werden. Der Klassenkampf der Arbeiterklasse hat eine internationale Dimension, findet aber weltweit vor allem im Kampf um die nationale ökonomische Entwicklung statt.

 

« in jeder Situation vom Tatsächlichen und seinen Widersprüchen ausgehen…"

 

Während die Vertreter Boliviens und Kubas die Debatte unter Kommunisten nicht fürchteten, wurden allerdings einige Probleme mit der nationalen Leitung der PCF sichtbar, deren Vertreter für internationale Beziehungen nach gegebener Zusage erklärte, in Kuba abwesend zu sein. Die offiziellen Vertreter der PC Portugals und der AKEL Zyperns blieben fern, obwohl anfangs Zusagen für das Treffen vorlagen. Fürchten die Leitungen eine Annäherung der Kommunisten? wurde nicht unberechtigt die Frage gestellt, zumal die Vertreter zahlreicher Sektionen des Gebietes Rhône und Loire anwesend waren, obwohl nicht immer einheitliche Meinungen vorherrschen.

 

Davon konnte ich mich abends beim gemeinsamen Diner überzeugen, als meine freundlichen Tischpartner unumwunden erklärten, für die Front de Gauche zu sein, aber den Marxismus beim besten Willen nicht als Wissenschaft ansehen könnten. Wir diskutierten angeregt, genossen das von Arbeiterliedern begleitete Essen und verabschiedeten uns von einem nachdenklichen Genossen.

 

Den Genossen aus Vénissieux ist Hochachtung zu zollen für diese Art Veranstaltung und den praktizierten proletarischen Internationalismus. Ich war zumeist Beobachter, Lernender. Zweierlei würde ich hervorheben (Wir hatten kurz zuvor die Übersetzung der „Politischen Erklärung" Erich Honeckers verbreitet): Dieser Mann genießt unter den Genossen Hochachtung, die eingebunden ist in ein großes Interesse für die DDR. Seine Erklärung bietet einen historischen und politischen Abriss zur Geschichte. Die zweite Seite ist der Respekt vor der Meinung Andersdenkender. In der Diskussion und in Vorträgen vorgebrachte politische Meinungen wurden höflich angehört, Diskussionen nur zeitlich begrenzt, aber andererseits unmissverständlich die marxistische Überzeugung der dortigen Organisation dargelegt. Es gibt einen gemeinsamen Klassenfeind, der Rest ist Überzeugung oder Bildungsarbeit. Die Thematik des Treffens zeigt, dass sich die unter dem Motto „Faire vivre le PCF" zusammengeschlossenen PCF-Genossen sich als Teil der kommunistischen Internationale sehen und ihre Verantwortung im internationalen Klassenkampf, der vom nationalen nicht zu trennen ist, wahrnehmen.

 

Die seit 6 Jahren stattfindenden internationalistischen Treffen ermöglichen (in erster Linie) den Kommunisten der Rhône-Gegend Analysen der weltweiten Lage. All denen, die mehr über die PCF und ihre neuere Geschichte wissen wollen – und vor allem wissen wollen, wie es weitergehen soll, empfehle ich den alternativen Appell der französischen Marxisten anlässlich des im Februar 2013 stattfindenden 36. Parteitag, an dem auch die Genossen aus Vénissieux mitarbeiteten.

 

„Die Kommunisten einigen für eine marxistische, volksverbundene und zusammenführende kampfstarke PCF"

 

Original: HYPERLINK "http://lepcf.fr/Unir-les-communistes-pour-un-PCF" http://lepcf.fr/Unir-les-communistes-pour-un-PCF

Veröffentlicht in Neu: Briefe aus Frankreich

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J
<br /> Organisieren !In einem völlig zersplittertem Proletariat?Eine fast aussichtslose Angelegenheit zur Zeit.Die Zeichen mehren sich zwar,daß der Widerstand wächst,nur ist die Zeit nicht reif.-So<br /> stelle ich es jedenfalls ernüchternd fest!-Aber da die Geschichte bekanntlich niemals für immer auf der Stelle trat,wird es natürlich nicht so bleiben.Der Punkt ist nur:Welche Richtung wird<br /> eingeschlagen?-Tragen wir alle in irgendeiner Form dazu bei,daß es nicht wieder in die falsche geht!Das,nicht`s anderes würde ich mir wünschen...;auch die französischen Kommunisten(immerhin gibt<br /> es gerade dort eine gewachsene alte "Klassenkampftradition",möchte es mal so nennen im Gutem Sinne),sind dabei unverzichtbar!<br />
Antworten
S
<br /> <br /> Es wäre ja schon einSchritt vorwärts, wenn sich die Kommunisten in einer Partei organisieren würden.<br /> <br /> <br /> <br />
A
<br /> "Aber das Entscheidende tun sie bis heute nicht, nämlich sich wieder als Kommunisten zu organisieren. Selbst die Kommunistische Plattform inder Linkspartei<br /> zählt, wenn auch mit leicht steigender Tendenz, nicht mehr als gut 1 200 Mitglieder."<br /> <br /> <br /> Gestern (17.11.) fand in Saalfeld eine Veranstaltung von Rotfuchs und DKP mit Patrik Köbele statt. Genau dieses Thema spielte in der Diskussion eine Rolle. Es gab<br /> keine Übereinstimmung darin ... Für mich selbst ist es ein Widerspruch, als Kommunist in der PDL - einer Partei, in der Lenin mehr oder weniger<br /> zur Unperson, erklärt wurde, Klassen und Klassenkampf nicht vorkommen, von einer Diktatur des Proletariats ganz zu schweigen - organisiert zu sein und nicht in einer kommunistischen Partei. Dabei<br /> will ich den betreffenden Mitgliedern der PDL ihre subjektive kommunistische Einstellung nicht absprechen, aber entsprechen sie einer<br /> leninistischen Haltung? Ich weiss, es ist ein sehr kompliziertes Problem, verbunden mit persönlichen Verbindungen und gemeinsamer Geschichte, letztendlich eine Frage von einer Subjekt-Objekt-Dialektik. Ich denke, wir müssen dieses Problem weiter angehen, deutlich unsere Haltung dazu formulieren, ohne Auszugrenzen und ohne eine<br /> gemeinsame Zusammenarbeit zu blockieren.<br />
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S
<br /> <br /> So sehe ich das auch. Ich finde auch, dass die Zeit reif ist, die parteimässige Organisierung stärker zu thematisieren. Das steht für jeden, die es mit ihrem "Kommunismus" ernst meinen, einfach<br /> an.<br /> <br /> <br /> <br />